Wie lange gehen Französinnen in den Mutterschutz? Und wo teilen sich Mütter und Väter die Elternzeit zur Hälfte auf?
Wir haben uns die Situation in unseren europäischen Nachbarländern genauer angesehen.
- In der Schweiz gibt es nur wenige Wochen Elternzeit
- In Dänemark teilen sich Mütter und Väter die Elternzeit per Gesetz
- Elternzeit in Frankreich: Vergleichsweise lang
- In den Niederlanden wird Elternzeit erst seit kurzem vergütet
- Elternzeit in England: Very short für Väter
- Zum Vergleich: Elternzeit in Deutschland
In der Schweiz gibt es nur wenige Wochen Elternzeit
Nur die Berge trennen uns von der Schweiz und doch ist hier einiges anders – zumindest bei der Elternzeit.
Nach einer Geburt haben Schweizerinnen Anspruch auf 14 Wochen „Mutterschaftsurlaub“. Erwerbstätige Mütter erhalten dafür eine „Mutterschaftsentschädigung“. Diese beträgt 80 Prozent ihres durchschnittlichen Einkommens vor der Geburt, jedoch höchstens 220 Franken (rund 230 Euro) pro Tag. Der Anspruch auf finanzielle Unterstützung beginnt am Tag nach der Geburt und endet nach 98 Tagen. Mit dieser kurzen Elternzeit ist die Schweiz europaweit Schlusslicht.
Erwerbstätige Väter haben Anspruch auf einen zweiwöchigen „Vaterschaftsurlaub“. Während dieser Zeit erhalten sie ebenfalls 80 Prozent ihres Lohns und maximal 220 Franken pro Tag.
In Dänemark teilen sich Mütter und Väter die Elternzeit per Gesetz
Deutlich fortschrittlicher sieht es für Eltern in Dänemark aus. Dort gilt seit August 2022 ein neues Gesetz, das die Aufteilung der Elternzeit zwischen Müttern und Vätern fördern soll.
Erwerbstätige Eltern in Dänemark haben gemeinsam Anspruch auf 48 Wochen bezahlte Elternzeit. Je elf Wochen davon sind einem Elternteil vorbehalten und dürfen nicht auf die Partnerin oder den Partner übertragen werden. Dadurch soll der Anreiz für Väter erhöht werden, ebenfalls Elternzeit zu nehmen. Mütter haben zusätzlich Anspruch auf vier Wochen bezahlten Mutterschutz vor der Geburt ihres Kindes.
Die Höhe des Elterngeldes in Dänemark richtet sich nach dem Stundenlohn und der Anzahl der Urlaubsstunden pro Woche vor der Geburt. Im Jahr 2024 beträgt der Höchstsatz des Elterngeldes 4.695 DKK (rund 630 Euro) pro Woche.
Elternzeit in Frankreich: Vergleichsweise lang
Französische Mütter können 16 Wochen in den Mutterschutz (congé de maternité) gehen, davon sechs Wochen vor der Geburt und zehn Wochen danach. Bei Mehrlingsgeburten und ab dem dritten Kind verlängert sich der Mutterschutz. Väter können innerhalb der ersten vier Monate nach der Geburt einen bezahlten Vaterschaftsurlaub (congé de paternité) von elf Tagen nehmen .
Anschließend können Eltern beim Arbeitgeber Erziehungszeit beantragen. Väter haben Anspruch auf 12 Monate und Mütter auf 16 Monate, ab dem dritten Kind sogar noch länger. Während dieser Zeit erhalten Eltern finanzielle Unterstützung von bis zu 429 Euro pro Monat. Zusätzlich gibt es Steuererleichterungen für Krippen und Tagesmütter sowie Nachlässe auf die Einkommenssteuer, wenn beide Eltern berufstätig sind.
Bisher konnten französische Eltern die Erziehungszeit unbezahlt verlängern und bis zu drei Jahre zuhause bleiben. Aktuell wird in Frankreich jedoch darüber diskutiert, die Erziehungszeit zu verkürzen und das Elterngeld dafür zu erhöhen.
In den Niederlanden wird Elternzeit erst seit kurzem vergütet
Im Land von Frau Antje haben Mütter und Väter nur wenige Wochen Elternzeit. Berufstätige Eltern haben Anspruch auf 26 Wochen „Ouderschapsverlof“ nach der Geburt. Davon werden bei Müttern neun Wochen und bei Vätern fünf Wochen bezahlt, mit bis zu 70 Prozent des vorherigen Tageslohns. Die niederländische Regierung hat den Anspruch auf Elterngeld erst im August 2022 beschlossen. Bis dahin hatten viele Paare aus finanziellen Gründen keine Babyzeit genommen.
Eine Besonderheit in den Niederlanden ist, dass Eltern die Elternzeit nicht am Stück nehmen müssen. Sie können auch einzelne Stunden pro Tag über mehrere Wochen verteilen und in Teilzeit weiterarbeiten.
Die Mutterschutzfrist in den Niederlanden beträgt 16 Wochen, davon müssen vier bis sechs Wochen vor der Entbindung genommen werden. Während dieser Zeit erhalten Frauen weiterhin ihren Lohn. Väter haben Anspruch auf fünf Arbeitstage Urlaub direkt nach der Geburt ihres Kindes.
Elternzeit in England: Very short für Väter
In Großbritannien haben festangestellte Mütter Anspruch auf 52 Wochen Elternzeit. Davon sind 39 Wochen bezahlt. Mütter können den „maternity leave“ frühestens elf Wochen vor der Geburt ihres Kindes antreten. Nach der Geburt gilt für Mütter ein striktes Arbeitsverbot von zwei Wochen, bei Fabrikarbeiterinnen sind es vier Wochen.
In den ersten sechs Wochen nach der Geburt erhalten Mütter 90 Prozent ihres Brutto-Gehalts. Danach erhalten sie einen Pauschalbetrag von 184 Pfund pro Woche (rund 215 Euro) oder weiterhin 90 Prozent ihres Lohns, je nachdem, welcher Betrag niedriger ist.
Vätern und gleichgeschlechtliche Partnerinnen stehen zwei Wochen Vaterschaftsurlaub zu („paternity leave„), die sie innerhalb von 52 Wochen nach der Geburt nehmen können. Während dieser Zeit erhalten sie ebenfalls 184 Pfund pro Woche oder 90 Prozent ihres Gehalts. Ab April 2024 besteht auch die Möglichkeit, die Freistellung in zwei nicht zusammenhängenden Wochen zu nehmen.
Zum Vergleich: Elternzeit in Deutschland
Im Vergleich mit der Schweiz, Großbritannien und den Niederlanden haben wir in Deutschland bessere Bedingungen bei der Elternzeit. Allerdings nehmen hierzulande nach wie vor die Mütter den größten Teil der Elternzeit, was die traditionelle Rollenaufteilung von Paaren begünstigt.
Nach wie vor müssen Väter sich vor Arbeitgebern rechtfertigen, wenn sie länger als zwei Monate Elternzeit nehmen möchten. Von Müttern wird dagegen oftmals erwartet, dass sie mindestens ein Jahr mit dem Kind zuhause bleiben, zu Lasten ihrer Altersvorsorge und ihres Lebenseinkommens.
Für eine gleichberechtigte Aufteilung der Elternzeit wären also weitere Maßnahmen und Anreize wichtig. Und ein Umdenken in unserer Gesellschaft.
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