Wow, was so ein Smartphone alles kann: Es ist Telefon, Kamera, Terminplaner und Navigationsgerät in einem. Man kann darauf Musik hören, Spiele zocken und Videos gucken. Und natürlich im Internet surfen. Wir Erwachsenen schleppen unsere Smartphones den ganzen Tag mit uns herum. Kein Wunder, dass auch Kinder von dem handlichen Gerät fasziniert sind. Im dritten Teil unserer Medienserie (Teil 1: Fernsehen, Teil 2: Hörmedien) schauen wir uns an, wie Kinder Smartphones nutzen, welche Regeln sinnvoll sind und wann sie alt genug für ein eigenes Handy sind. Außerdem geben wir Tipps zu Sicherheitseinstellungen und Apps.
- Wie nutzen Kinder Smartphones?
- Wie kann man Kinder an Smartphones heranführen?
- Ab wann sollten Kinder ein eigenes Smartphone bekommen?
- Wie viel Zeit am Smartphone ist okay?
- Zu welchen Problemen kann ein übermäßiger Handykonsum führen?
- Welche Regeln im Umgang mit dem Smartphone machen Sinn?
- Wie können Eltern Smartphones kindersicher machen?
- Wo finden Eltern empfehlenswerte Apps für Kinder?
- Ein Medienkurs für Eltern
Wie nutzen Kinder Smartphones?
Kinder lernen Smartphones schon von klein auf kennen. In 97 Prozent aller Haushalte mit Kindern gibt es die faszinierenden Zauberkästen. Und auch Tablets sind mit 55 Prozent inzwischen weit verbreitet.
Kinder sehen, wie Eltern, ältere Geschwister oder Freunde mit dem Smartphone hantieren – und wollen das natürlich auch. Dabei kommt ihnen die vergleichsweise einfache Bedienung entgegen. Wischen, klicken, zoomen – schon die Jüngsten haben schnell den Dreh raus. Das stellt Eltern vor eine Herausforderung: Darf das Kind ab und zu Papas Handy haben? Darauf Bilder oder Videos anschauen? Selbst mal ein Foto machen? Oder ist ein striktes Verbot besser?
Wie kann man Kinder an Smartphones heranführen?
Smartphones und Tablets gehören ebenso zu den Bildschirmmedien wie der Fernseher. Die Empfehlung der Experten ist eindeutig: Kinder unter drei Jahren sollten am besten gar nicht vor einem Bildschirm sitzen. Die Realität sieht oft anders aus. Eine repräsentative Studie der Krankenkasse Pronova BKK unter 1000 Personen in Deutschland mit mindestens einem minderjährigen Kind im Haushalt ergab folgendes: Nach Angaben der befragten Eltern verbringen Kinder unter drei Jahren in einer typischen Woche mehr als vier Stunden mit digitalen Medien. Und das ist vielleicht noch positiv geschätzt. „Eltern neigen dazu, sich die Bildschirmzeit ihrer Kinder kleinzureden“, sagt Clemens Beisel, Diplom-Sozialpädagoge und Kooperationspartner der Pronova BKK.
Das Online-Portal kindergesundheit-info.de empfiehlt, Kinder erst ab vier Jahren erste Erfahrungen mit dem Smartphone sammeln zu lassen – und sie bis ins Grundschulalter beim Umgang zu begleiten.
Dabei gilt: Je jünger die Kinder, desto mehr sollten die Eltern bei der Nutzung dabei sein. Gemeinsam mit Mama und Papa Fotos vom letzten Ausflug anzuschauen, ist etwas anderes, als sich allein Videos auf YouTube reinzuziehen. Eine kreative Lern-App fordert Kinder anders, als wenn sie nur passiv etwas konsumieren.
Ab wann sollten Kinder ein eigenes Smartphone bekommen?
Fachleute sprechen sich dafür aus, dass Kinder erst ab dem neunten Geburtstag ein eigenes Handy haben sollten. Ein Smartphone mit Internetzugang wird sogar erst ab zwölf Jahren empfohlen. Denn erst dann hätten Kinder die nötige Reife erreicht, um auch mit den Gefahren des Internets umgehen zu können.
Das Stichwort lautet Medienkompetenz. Die müssen Kinder genauso lernen wie Lesen und Schreiben. Nur gibt es dafür kein Schulfach. Die Verantwortung liegt in erster Linie bei den Eltern. Sie können Wissen vermitteln und am besten einschätzen, wie sicher ihr Kind mit Handy, Smartphone oder Tablet umgeht.
Wie viel Zeit am Smartphone ist okay?
Da Kinder sehr unterschiedlich sind und unterschiedlich auf mediale Reize reagieren, ist es schwierig, pauschale Altersangaben zu machen. Die folgenden Empfehlungen können als Anhaltspunkte dienen:
- Zwischen 3 und 6 Jahren sollten Kinder maximal 30 Minuten Bildschirmzeit pro Tag haben (Fernsehen, Computer, Smartphone, Tablet zusammen)
- 7- bis 8-Jährige sollten das Smartphone der Eltern/Geschwister nicht länger als 30 Minuten am Stück nutzen
- Und 9- bis 10-Jährige sollten nicht länger als 45 Minuten am Stück am Smartphone hängen
Zu welchen Problemen kann ein übermäßiger Handykonsum führen?
Die Life Child-Studie der Universität Leipzig hat gezeigt, dass die tägliche Nutzung von Smartphones, Tablets oder Computern bei Kindern zu Hyperaktivität und emotionalen Problemen führen kann. Untersucht wurden Kinder zwischen zwei und sechs Jahren. Sie zeigten mehr Verhaltensauffälligkeiten als Kinder, die ohne erhöhten Medienkonsum aufwuchsen.
Laut der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) kann die übermäßige Nutzung von Bildschirmmedien Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten und Empathieverlust auslösen.
Problematisch ist der Medienkonsum vor allem dann, wenn Kinder dadurch zu wenig Zeit haben, um Erfahrungen in der analogen Welt zu sammeln. Wenn sie weniger draußen spielen, weniger Freunde treffen, sich weniger bewegen.
Welche Regeln im Umgang mit dem Smartphone machen Sinn?
Je jünger die Kinder sind, desto besser ist es, auf eine zeitliche Begrenzung der Nutzung zu achten. Um den Kindern zu zeigen, wie viel Zeit tatsächlich schon vergangen ist, können Eltern Stoppuhren oder Sanduhren einsetzen oder mit einem Timer ein akustisches Signal geben. Daneben gibt es auch Apps zur Begrenzung der Bildschirmzeit.
Die Regeln sollten immer wieder an das Alter des Kindes angepasst werden. Wenn sie älter werden, sollten sie auch mehr mitbestimmen dürfen, etwa welche Serien sie schauen oder welche Spiele sie spielen wollen. Mit Älteren kann man die aufgestellten Regeln auch schriftlich in einem Vertrag festhalten. Vorlagen ab sechs Jahren findet man auf der Seite mediennutzungsvertrag.de
Eltern sollten auch ihre eigene Smartphone-Nutzung kritisch hinterfragen. Kinder machen nach, was sie bei den Großen sehen. Wer ständig auf sein Handy starrt, es selbst beim Essen kaum aus der Hand legen kann, muss sich nicht wundern, wenn der Nachwuchs auch danach greift.
Wie können Eltern Smartphones kindersicher machen?
Eltern sollten ihre Geräte auf jeden Fall mit einer PIN, einem Fingerabdruck oder Ähnlichem sichern. Kinder sollten nicht einfach ohne Erlaubnis darauf zugreifen können.
Bei YouTube kann die Autoplay-Funktion deaktiviert werden. So kann man verhindern, dass den Kindern nach einem netten Tiervideo plötzlich ein verstörender Inhalt angezeigt wird. Die App YouTube Kids verspricht kindgerechte Inhalte.
Bluetooth sollte deaktiviert werden, da diese Funktion missbraucht werden kann, um ungeeignete Inhalte zu versenden.
Im Google Play Store kann der Jugendschutz aktiviert werden (im Bereich Einstellungen) – dann werden nur noch Inhalte angezeigt, die eine Jugendschutzfreigabe haben. Auch In-App-Käufe können mit einem Passwort geschützt werden, das nur die Eltern kennen sollten.
Wenn die Kinder bereits ein eigenes Gerät haben, kann die App Google Family Link eine Lösung sein. Die Kindersicherung wird auf dem eigenen Smartphone installiert und über ein Google-Konto des Kindes mit dessen Smartphone verknüpft. So können Eltern bestimmte Funktionen auf dem Gerät einschränken.
Gute Anleitungen zu Schutzeinstellungen für verschiedene Geräte – vom Smartphone bis zur Smartwatch – bietet die Seite www.medien-kindersicher.de
Wo finden Eltern empfehlenswerte Apps für Kinder?
Bis zum zwölften Lebensjahr sollten möglichst die Eltern alle Downloads und gegebenenfalls Registrierungen vornehmen. So behalten sie die Kontrolle darüber, welche Apps sich auf dem Smartphone befinden. Auf die Altersempfehlungen der Apps selbst kann man sich leider nicht verlassen. Daher ist es besser, als Eltern eine App selbst zu beurteilen, bevor man die Kinder ran lässt. Stiftung Warentest hat 2024 mehrere beliebte Spiele-Apps für Kinder getestet – keine davon war empfehlenswert.
Oft zeigt sich, dass kostenpflichtige Apps besser sind als kostenlose Angebote. Zumindest was Datenmissbrauch und Werbung angeht.
Der App-Markt ist schwer zu überblicken. Wir haben einige Seiten zusammengetragen, die Eltern Anregungen für „gute“ Apps bieten:
Ein Medienkurs für Eltern
Ihr möchtet fitter im Umgang mit Medien werden und euer Kind gut unterstützen? Dann sind die kostenlosen Online-Kurse von der Initiative „Schau hin!“ vielleicht etwas für euch. Die Inhalte lassen sich auf das jeweilige Alter des Kindes anpassen.
Beitragsbild: AdobeStock