Sie nennen sich Salzspielplatz, Babybeach oder Kinderinhalatorium. Gemeint sind Indoor-Spielplätze, deren Boden mit Salz bedeckt ist. Auf dem Salz verteilt: jede Menge Spielzeug. Schaufeln, Sandförmchen, Eimer, Bagger, Rutschen. Ein Kinderparadies in Weiß. Die Anbieter verbinden ihr Angebot mit einem verheißungsvollen Versprechen: Spielen im Salz soll nicht nur Spaß machen, sondern auch gut für die Gesundheit sein. Was hat es mit dem Trend auf sich?
Was genau sind eigentlich Salzspielplätze?
Der Besuch eines Salzspielplatzes hat auf jeden Fall etwas von Meer-Strand-Feeling. Denn das feine Salz könnte glatt als weißer Sandstrand durchgehen. Und auch für die Kleinen ist der Aufenthalt ein Erlebnis – wann sonst können sie in einem XXL-Sandkasten oder in diesem Fall Salzkasten spielen? Zusätzlich zum salzbedeckten Boden verteilen Generatoren salzhaltige Luft im Raum. Auch das kennt man ja von einem Besuch am Meer.
Hinein dürfen Kinder nur mit weißen Socken, schließlich soll sich das Salz nicht verfärben. Auch der Schnuller kommt besser aus dem Mund, denn die Kinder sollten beim Spielen möglichst frei atmen können.
In Deutschland gibt es verschiedene Anbieter von Salzspielplätzen. Einer der größten dürfte „Babybeach“ mit über 50 Standorten sein. Meist wird ein Besuch schon für wenige Monate alte Babys empfohlen. Eine Anwendung dauert in der Regel zwischen 40 und 60 Minuten. Die Kosten für den Besuch eines Erwachsenen mit Kind liegen bei um die 15 Euro.
Salzspielplätze sollen aber mehr als nur eine schöne Spielkulisse bieten.
Die Idee hinter Salzspielplätzen
Wer hat nicht schon einmal eine Erkältung gehabt, und den Rat bekommen, zu inhalieren? Doch mit einem Handtuch über einer dampfenden Schüssel Wasser mit Kochsalzzusatz zu hängen, stößt bei Kindern auf wenig Begeisterung. Und auch spezielle Inhalatoren mit Maske oder Mundstück sind bei den Kleinen nicht sehr beliebt. Da klingt die Idee verlockend, quasi spielend nebenbei zu inhalieren.
Denn im Grunde sollen Salzspielplätze genau das sein: Orte zum Inhalieren. Die salzhaltige Luft gelangt in die Atemwege und befeuchtet sie.
Was Salzspielplätze versprechen
Die Versprechen der Anbieter klingen oft ähnlich. Sie werben damit, dass Salzspielplätze Atemwegsinfektionen vorbeugen können. Sie sollen die Atemwege von Bakterien, Staub und Pollen befreien, die Durchblutung der Lunge anregen und auch bei Allergien helfen. Außerdem soll das Inhalieren entzündungshemmend wirken und die Schleimhäute abschwellen lassen. Selbst bei Hautkrankheiten wie Neurodermitis oder Schuppenflechte könne das Spielen im Salzraum helfen.
Wer sich mit Kindern mit dauerverstopften Schnupfennasen durch Herbst und Winter schleppt, für den klingt ein solches Angebot wunderbar. Allerdings dürfen die Kleinen für einen Besuch natürlich nicht allzu krank sein. Vor allem Fieber sollte zu Hause auskuriert werden.
Die Bewertungen der Salzspielplätze im Internet lesen sich überwiegend positiv. Da heißt es zum Beispiel: „Perfekt in der Erkältungszeit“, „Wir sind mit leichter Erkältung hin und schon nach wenigen Minuten spürt man wie die Atemwege frei werden und der Schleim sich löst“ oder „Nach 30 min im Salzspielplatz war die Nase frei“.
Was Experten zu Salzspielplätzen meinen
Die Meinungen von Experten lesen sich weniger euphorisch. „Ein Besuch von Salzspielplätzen macht aus unserer Sicht medizinisch keinen Sinn“, sagt etwa Jakob Maske, Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. „Wir empfehlen das Inhalieren auch nicht mehr zur Genesung oder Vorbeugung von Erkrankungen. Die Salzpartikel sind meist nicht klein genug, um dorthin zu gelangen, wo sie hin sollen.“
Und auch der Lungenfacharzt Norbert Mülleneisen kommt zu der Einschätzung, dass Salzspielplätze zu keiner nachhaltigen Besserung von Atemwegserkrankungen führen, sondern nur symptomatisch wirken. „Man macht ein Geschäft mit der genervten Mutter, die ein ständig hustendes Kind um sich hat“, sagt Mülleneisen, der auch Vorsitzender des Berufsverbands für Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin Nordrhein ist.
Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat sogar einen Anbieter wegen irreführender Werbeversprechen abgemahnt. Die Verbraucherschützer kritisierten Aussagen wie „Unser Indoor-Salz-Spielplatz lindert die Symptome von Bronchitis, Asthma, Husten, Schnupfen oder starker Verschleimung“, da die wissenschaftliche Studienlage hierfür unzureichend sei. Viele der bisherigen Studien hätten methodische Schwächen und könnten die Wirksamkeit nicht zweifelsfrei belegen.
Salzspielplätze besuchen – ja oder nein?
Ob sich der Besuch eines Salzspielplatzes lohnt, hängt davon ab, was sich Eltern davon erhoffen. Vorsicht ist zumindest bei den Gesundheitsversprechen der Anbieter geboten. Schädlich ist das Spielen im Salz für die Kleinen aber nicht. Und viele Familien kommen nach dem ersten Mal gerne wieder. Vielleicht liegt das aber nicht unbedingt an der plötzlich freien Schnupfennase – sondern eher an den tollen Spielmöglichkeiten und Spielsachen.