Als die schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg anfing, sich für den Klimaschutz zu engagieren, war sie zunächst ganz allein. Von Woche zu Woche begeisterte sie jedoch immer mehr Menschen für ihr Thema und löste eine weltweite Bewegung aus. Heute kennt jedes Kind ihren Namen. Das Beispiel mag vielleicht besonders und einzigartig klingen. Aber tatsächlich haben auch Kinder eine Vielzahl an Möglichkeiten, sich für ihre Belange stark zu machen – für eine saubere Umwelt, mehr Spielplätze und Grünflächen, bis hin zu einer Stärkung der Kinderrechte.
Erfahre hier, wie du deinem Kind die Relevanz von Politik erklären kannst und wie sich bereits Kita- und Grundschulkinder engagieren können, um die Welt ein Stückchen besser zu machen.
Politik für Kinder begreifbar machen
Um kleinen Kindern ein erstes Verständnis von Politik und Demokratie zu vermitteln, eignen sich Bücher besonders gut. Bilderbücher behandeln oftmals schon große Fragen: Was brauchen wir, um uns wohlzufühlen? Welche Ziele können wir nur gemeinsam erreichen? Warum ist es gar nicht so gut, wenn ein König die ganze Macht hat? Als Mutter oder Vater kannst du die Geschichten aufgreifen, um mit deinem Kind ins Gespräch zu kommen.
Lasst eurer Fantasie freien Lauf und überlegt gemeinsam: Wie könnte eure Stadt aussehen, wenn Kinder das Sagen hätten? Wäre sie voller Spielplätze? Gäbe es jeden Tag Eiscreme für alle? Welche Rechte und Pflichten hätten die Menschen dort?
Auch über persönliche Interessen deines Kindes kannst du immer wieder den Bogen zu politischen Themen spannen. Dein Kind mag gern Tiere? Dann könnt ihr gemeinsam überlegen, warum es wichtig ist, bedrohte Arten zu schützen.
Ab Vorschulalter stellen Kinder von Natur aus viele Fragen und möchten wissen, wie die Welt funktioniert. Sie bekommen schon mit, welche Nachrichten im Radio laufen, zu Waldbränden, der US-Wahl oder dem Ukrainekrieg, auch wenn sie noch nicht verstehen, was damit gemeint ist. Als Eltern könnt ihr die Themen für eure Kinder altersgerecht einordnen. Hilfreich sind dabei auch Kindernachrichtensendungen wie „Logo!“ vom ZDF, „MausZoom“ oder „Neuneinhalb“ vom WDR, die politische Themen für die Kleinen erklären.
Kinder haben Rechte
Wählen und sich somit aktiv an unserer Demokratie beteiligen, dürfen Kinder zwar noch nicht. Laut der UN-Kinderrechtskonvention haben Kinder und Jugendliche jedoch ein Recht darauf, ihre Meinung frei zu äußern und dass diese bei allen Entscheidungen, die sie betreffen, angemessen berücksichtigt wird.
Am 20. September ist der Weltkindertag. Ein guter Anlass, um auf die Rechte von Kindern aufmerksam zu machen, auch innerhalb deiner Familie. Nutzt diesen Tag doch einmal, um die für euch wichtigsten Kinderrechte auf bunte Plakate zu malen und euren Kindern bewusst zu machen, dass auch ihre Perspektive wertvoll ist.
Wie können sich Kinder politisch engagieren?
Armut, Gewalt und Klimakrise: Wenn wir an Politik denken, dann denken wir oft daran, Lösungen für die ganz großen Probleme zu finden. Doch auch im Kleinen kann jeder Mensch einen persönlichen Einfluss leisten und sich für das einsetzen, was ihm am Herzen liegt.
Im Folgenden haben wir Tipps gesammelt, wie sich bereits Kitakinder für politische Themen wie Umweltschutz, Stadtplanung oder eine offene demokratische Gesellschaft stark machen können.
Umweltschutz im Alltag umsetzen
Bereits ab vier Jahren haben die meisten Kinder ein Verständnis von Gerechtigkeit und Moral. Man kann ihnen bereits erklären, dass andere Tiere und die Natur unseren Schutz brauchen und dass Plastik im Wald Insekten schadet. Für einen besseren Umweltschutz in eurer Stadt gibt es vieles, was schon kleine Kinder machen können. Auf Freiflächen könnt ihr bienenfreundliche Blumen aussähen. Beim Picknick könnt ihr darauf achten, euren Müll immer in den Mülleimer zu werfen. Und zuhause könnt ihr alte Verpackungen gut mal für Bastelprojekte recyceln. In einigen Städten gibt es auch Aktionen zum gemeinsamen Müll einsammeln. Auch daran könnt ihr euch als Familie beteiligen.
Gemeinsam auf eine Demo gehen
Ob für den Klimaschutz oder um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen: Viele Eltern nehmen ihre kleinen Kinder mit zu einer Demonstration. Solange es eine angemeldete und gesicherte Veranstaltung ist, kann das eine gute Möglichkeit sein, um Kinder schon früh an politischen Entscheidungsprozessen teilhaben zu lassen.
Vorher kann man mit Kindern darüber sprechen: Welche Freiheiten haben wir in einer Demokratie? Was bedeutet Vielfalt und warum ist es wichtig, sie zu bewahren? Kinder lernen, dass es Möglichkeiten gibt, seine Stimme zu erheben und sich für eine gute Sache einzusetzen.
Kommunalpolitikern einen Brief schreiben
Auf eurem Lieblingsspielplatz müsste dringend mal das Klettergerüst repariert werden? Der große Bruder wünscht sich einen Platz zum Skaten? Oftmals haben Kommunalpolitiker gar nicht auf dem Schirm, was Kinder brauchen.
Schreibt ihnen doch mal eine Email oder einen Brief, aus der Perspektive eures Kindes. Auch wenn es nicht sofort eine Veränderung bewirkt, kann es ein gutes Gefühl hervorrufen, auf sich und seine Bedürfnisse aufmerksam zu machen – bei Erwachsenen wie bei Kindern.
Einige Städte beziehen Kinder schon jetzt bei der Stadtplanung mit ein. Kommunen, die sich dazu verpflichten, die Interessen von Kindern zu berücksichtigen, können durch UNICEF und das Deutsche Kinderhilfswerk als kinderfreundliche Kommunen anerkannt werden.
Schulen und Kitas mit gestalten
An manchen Kitas dürfen die Kinder die Satzung mit gestalten und in allen Fragen mitbestimmen, die sie selbst betreffen. Erzieherinnen halten gemeinsam mit den Kindern Versammlungen ab und stimmen über neue Regeln und Gesetze in der Gruppe per Mehrheitsverfahren ab. Auch an manchen Grundschulen gibt es dieses Prinzip der Teilhabe. Kinder profitieren davon, denn sie erfahren, dass ihre Stimme zählt. Auch ihr Demokratieverständnis wird geprägt.
Angebote von Verbänden und Vereinen nutzen
Auch verschiedene Vereine und Verbände bieten Angebote für Kinder, sich in Gruppen mit politischen Themen auseinanderzusetzen.
Beim WWF können Kinder ab 7 Jahren zu Natur- und Erlebniscamps fahren und etwas über Natur- und Umweltschutz lernen
Die Stiftung Lesen bietet Aktionen für Schulen gegen Antisemitismus und Rassismus
Der Aktionstag gegen Kinderarmut und Ausgrenzung bietet Kindern aus benachteiligten Familien die Möglichkeit, ihre Geschichte zu erzählen und sichtbar zu werden.
Quellen: www.kinderrechte.de; Unicef; Prokita-Portal; bpb