Taschengeld spielt eine wichtige Rolle. Es hilft Kindern, ein erstes Verständnis für den Umgang mit Geld zu entwickeln. So können sie lernen, verantwortungsvoll und bewusst mit ihren finanziellen Mitteln umzugehen. An diesem Punkt sind sich die meisten Eltern einig. Doch bei der Frage: „Wie viel Geld bekommt das Kind?“, scheiden sich die Geister. Wir haben mit dem Erziehungsexperten und Autor Jan-Uwe Rogge gesprochen und für euch die wichtigsten Informationen rund ums Thema Taschengeld zusammengefasst.
Warum brauchen Kinder Taschengeld?
Einen rechtlichen Anspruch auf Taschengeld gibt nicht. Es bleibt euch überlassen, ob ihr eurem Kind finanzielle Mittel zur Verfügung stellt. Benötigen so junge Menschen denn überhaupt schon eigenes Geld? Ja, sagen viele Eltern und Fachpersonen.
Jan-Uwe Rogge (Autor von „Kinder brauchen Grenzen“) beschäftigt sich mittlerweile seit 40 Jahren mit diesem Thema und hilft Erziehenden auch bei dieser schwierigen Frage. „Taschengeld ist wichtig, da Kinder dadurch lernen mit Geld umzugehen,“ erklärt er und fügt hinzu: „Sie lernen eigene materielle Bedürfnisse zu befriedigen und es gibt ihnen auch ein Stück weit Selbstständigkeit.“
Wofür die Sprösslinge ihr Geld ausgeben oder ob sie sparen, ist dabei ganz individuell und hat natürlich auch damit zu tun, was sie vorgelebt bekommen. Die einen geben ihr gesamtes Vermögen gleich am ersten Tag für Zeitschriften oder Süßigkeiten aus. Andere stecken die Münzen in die Spardose, um sich einen lang ersehnten Wunsch zu erfüllen. Wie auch immer sich eure Kinder entscheiden: Eigenes Geld zu bekommen und frei darüber verfügen zu dürfen, ist eine wichtige Lektion für das spätere Leben.
Nicht reinreden – der „Taschengeldparagraph“
„Für so einen Quatsch gibst du dein Geld aber nicht aus.“ – Dieser Satz mag einem vielleicht mal über die Lippen kommen, wenn der Nachwuchs das schwer verdiente Geld für vermeintlichen Unsinn ausgibt. Doch liebe Eltern, es ist Fakt: Wir dürfen uns tatsächlich gar nicht einmischen. Mit dem „Taschengeldparagraph“ wurde eine offizielle Regelung im Gesetz verankert:
§ 110 BGB – Bewirken der Leistung mit eigenen Mitteln
Nach § 110 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) gelten Kinder ab dem siebten Lebensjahr als beschränkt geschäftsfähige Minderjährige. Sie dürfen mit ihrem Taschengeld, ohne vorherige Zustimmung der Sorgeberechtigten, Kaufverträge abschließen – allerdings nur einem bestimmten finanziellen Rahmen.
So schwer es euch auch fallen mag. Bemüht euch, zurückhaltend zu sein und die Kaufentscheidungen eures Nachwuchses nicht unnötig einzuschränken. Das mindert den Lerneffekt. Kinder, die ihre Wünsche von ihrem eigenen Geld bezahlen, bekommen ein Gefühl für den Wert verschiedener Produkte. Es liegt bei ihnen, zu sparen oder ihr Bares direkt auszugeben. Experte Rogge ist sich sicher: Das ein oder andere Kind wird den Sinn oder Unsinn einer Anschaffung früher oder später selbst erkennen.
Die Aufgabe der Eltern besteht nach seiner Auffassung darin, ein angemessenes Taschengeld zu zahlen, offen mit dem Nachwuchs über das Thema zu sprechen und die eigene Denkweise deutlich zu machen. „Man kann die eine oder andere Anregung geben,“ sagt Rogge. Er sieht, dass viele junge Menschen oft viel bewusster und eigenständiger sind, als es ihnen manche Eltern zutrauen. Heranwachsende verstehen schnell, dass sie durch Ansparen in der Lage sind, sich größere Wünsche zu erfüllen. Rogge hält es jedoch für unsinnig, sie dazu zu zwingen oder bestimmte Ausgaben zu verbieten. „Dann sollte man gleich auf Taschengeld verzichten“, sagt er.
Wie viel Taschengeld ist richtig?
Doch wie viel Taschengeld ist für Teenies angemessen? Welcher Betrag passt zu einem sechsjährigen Kind, und erhalten Grundschulkinder überhaupt schon Geld? Um mit eigenen finanziellen Mitteln umgehen zu können, müssen Heranwachsende ein Verständnis für Zahlen und Werte entwickeln. Bei einigen geschieht dies früher, bei anderen später. Laut Rogge ist die Einschulung ein guter Zeitpunkt, um mit dem Taschengeld zu beginnen. Sechs- bis siebenjährige Kinder lernen nicht nur das Rechnen, sondern bekommen auch ein besseres Gefühl für Mengen. In dem Alter sind sie in der Regel bereits in der Lage, mit kleineren Geldbeträgen umzugehen.
Wie viel Taschengeld euer Kind bekommt, solltet ihr idealerweise nicht im Vergleich zu Freunden und Klassenkameraden festlegen. – Auch wenn der Nachwuchs möglicherweise klagt, dass andere mehr Geld bekommen. Schon viele Generationen vorher haben versucht, ihre Eltern durch derartige Vergleiche zu erweichen. Erinnert ihr euch? Der dänische Philosoph Søren Kierkegaard sagte dazu einst: „Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“
Orientiert euch nicht an anderen Familien. Berücksichtigt euren finanziellen Spielraum und überlegen, wofür euer Kind sein Taschengeld verwenden soll. Während einige Familien über größere finanzielle Mittel verfügen, müssen andere mit weniger auskommen. Ein Kind muss Geburtstagsgeschenke für Freunde selbst bezahlen. Bei einem anderen übernehmen die Eltern diese Kosten. Hier kann das Taschengeld anders verwendet werden. Laut Rogge sind die individuellen Faktoren entscheidend, wenn es darum geht, die Höhe des Taschengelds festzulegen.
Bei der Festlegung des Geldbetrags könnt ihr euch an der aktuellen Taschengeldtabelle des Deutschen Jugendinstituts oder des Familienportals der Bundesregierung orientieren. Für Schulanfängerinnen und -anfänger, wird dort ein Betrag von 2,00 bis 3,00 Euro pro Woche empfohlen. Jugendämter raten zu einer wöchentlichen Auszahlung bis zum neunten Lebensjahr. Grundschulkinder haben oft noch Schwierigkeiten, über längere Zeiträume zu planen. Mit etwa zehn Jahren wird eine monatliche Zahlung angeraten. Viele Eltern richten dann ein Schülerkonto ein und überweisen das Geld. Ein weiterer Schritt, der nicht nur das Selbstbewusstsein stärkt, sondern auch einen wichtigen Lernprozess auf dem Weg zum Erwachsenwerden darstellt.
Taschengeldtabelle
Unter 6 Jahre: | 1,00 – 2,00 Euro/Woche |
6 Jahre: | 2,00 – 2,50 Euro/Woche |
7 Jahre: | 2,50 – 3,00 Euro/Woche |
8 Jahre: | 3,00 – 3,50 Euro/Woche |
9 Jahre: | 3,50 – 4,00 Euro/Woche |
10 Jahre: | 20,00 – 22,50 Euro/Monat |
11 Jahre: | 22,50 – 25,00 Euro/Monat |
12 Jahre: | 25,00 – 27,50 Euro/Monat |
13 Jahre: | 27,50 – 30,00 Euro/Monat |
14 Jahre: | 30,00 – 40,00 Euro/Monat |
15 Jahre: | 40,00 – 50,00 Euro/Monat |
16 Jahre: | 50,00 – 60,00 Euro/Monat * |
17 Jahre: | 60,00 – 70,00 Euro/Monat * |
ab 18 Jahre: | 70,00 – 75,00 Euro/Monat * |
* Für Jugendliche ab 16 Jahren, die wirtschaftlich ganz von den Eltern abhängig sind (z. B. Schülerinnen und Schüler)
Taschengeld — sein Sinn und Zweck
Wenn ihr euch entschieden habt, eurem Kind Taschengeld zu zahlen, dann knüpft dies niemals an eine Bedingung. Das Geld ist eine fixe Summe, die je nach Alter des Kindes wöchentlich oder monatlich zu einem festen Termin ausgezahlt werden sollte. Taschengeldentzug als Strafe für ein schlechtes Benehmen ist nicht Sinn der Sache. „Das ist eine richtige Sauerei und Gemeinheit gegenüber den Kindern“, findet Jan-Uwe Rogge – eine unnötige Machtausübung. Er fügt hinzu: „Man sollte natürlich umgekehrt auch nicht das Taschengeld erhöhen, weil es eine gute Zeugnisnote gegeben hat. Taschengeld hat auch nichts mit Belohnung zu tun.“ Für den Erziehungsexperten ist es wichtig, den Sinn und Zweck des Taschengeldes nicht zu verzerren.
So sind beispielsweise Anschaffungen wie Kleidung oder Materialien und Bücher für die Schule Dinge, die ihr für eure Kinder bezahlen solltet. Etwas ganz anderes ist es bei Extrawünschen. Für besondere Wünsche kann das Kind sparen. Ist der Nachwuchs schon älter, kann das Taschengeld zum Beispiel mit Minijobs aufgebessert werden: Babysitten, Nachhilfe, für Nachbarn einkaufen etc.
Umgang mit Geld lernen
Kinder, die ein Taschengeld bekommen, lernen den Wert des Geldes. Die meisten jungen Menschen machen sich schnell selbst Gedanken über den Wert von Dingen und beginnen rasch zu verstehen, ob etwas teuer oder preiswert ist.
Eigene finanzielle Entscheidungen zu treffen ist ein wichtiger Schritt für das spätere Leben: Brauche ich den billig verarbeiteten Plastikkicker aus dem Heft oder spare ich lieber für den richtigen Comic? Kaufe ich in einem kleinen Laden oder bei einer Kette? Pokemon-Karten oder das coole Lego-Set? Nur so kann euer Nachwuchs lernen, was sinnvolle oder überflüssige Anschaffungen sind oder wann etwas ruhig mehr kosten darf. Ganz wichtig: Was bekomme ich überhaupt für mein Geld? Und auch wenn das Kind sich schon wieder Sammelaufkleber oder Gummitiere kauft und die Entscheidung mal eine falsche ist, sei gesagt: Das ist nur ein weiterer Lernschritt. Unterstützen könnt ihr wie immer, wenn ihr offen mit eurem Kind redet und einen guten Umgang mit Geld vorlebt.
Fazit: Wenn euer Kind also frühzeitig ein Gespür für Geld entwickelt, wird es als erwachsene Person in der Lage sein, verantwortungsvoll mit seinen finanziellen Mitteln umzugehen.