
Abstillen ist ein Prozess, bei dem dein Kind und du eure Stillbeziehung allmählich beendet. Ob nach wenigen Wochen oder mehreren Jahren: Den richtigen Zeitpunkt für das Abstillen entscheidest du. Wir geben Tipps, wie du dein Kind liebevoll von der Brust entwöhnen kannst.
Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Abstillen?
Manche Mütter sehnen das Ende des Stillens regelrecht herbei, andere betrachten es mit Wehmut. Besonders, wenn ihr lange gestillt habt, kann der Abschied vom Stillen schwerfallen. Die WHO empfiehlt, Babys während der ersten sechs Lebensmonate ausschließlich zu stillen. Auch nach der Einführung der Beikost kannst du deinem Kind weiterhin die Brust geben. Laut der WHO bis zu zwei Jahren oder länger.
Nicht jede Mutter kann oder möchte stillen. Muttermilch ist gesund und bietet Vorteile für dein Kind. Wenn es bei euch nicht klappt oder ihr das Stillen früher abbrechen müsst als geplant, brauchst du jedoch kein schlechtes Gewissen zu haben. Zum Glück gibt es heute viele Möglichkeiten, ein Baby zu ernähren. Du bist die beste Mutter für dein Kind.
Wie lange Mütter stillen, ist ganz verschieden. Während manche Babys von selbst seltener nach der Brust verlangen, sind andere besonders stillfreudig und tun sich schwerer mit dem Entwöhnen. Einflüsse von außen können dazu führen, dass ihr früher abstillen müsst, als geplant. Achte auf die Bedürfnisse deines Kindes und auf dein eigenes Empfinden. Fühlst sich der Zeitpunkt, abzustillen, für dich richtig an? Stehst du dahinter? Dann wird es auch deinem Kind leichter fallen.
Wie lange dauert das Abstillen?
Stillberaterinnen raten dazu, die Stillmahlzeiten Stück für Stück zu reduzieren. Mit der geringeren Nachfrage produziert deine Brust immer weniger Milch, da sie sich den Bedürfnissen deines Kindes anpasst. Auch wenn dein Kind ganz aufgehört hat, an der Brust zu trinken, dauert es noch einige Wochen, bis sich deine Milchdrüsen zurückentwickelt haben und deine Brust keine Muttermilch mehr produziert.
Das kannst du tun:
- Ablenkung nutzen: Spaziergänge, Spielen oder andere Aktivitäten können helfen, das Verlangen nach der Brust zu verringern.
- Stillmahlzeiten nach und nach reduzieren: Ersetze eine Stillmahlzeit durch eine andere Form der Nahrungsaufnahme oder eine Kuscheleinheit.
- Alternativen anbieten: Biete deinem Kind eine Tasse Milch oder Wasser an und schaffe neue Rituale wie gemeinsames Lesen oder Singen.
- Tee trinken: Kräutertees wie Salbei- oder Pfefferminztee unterstützen das Abstillen. Sie helfen deinem Körper dabei, die Milchmenge langsam zu reduzieren.
- Kalte Kompressen: Um keinen Milchstau zu entwickeln, kannst du deine Brust mit kalten Tüchern oder Kompressen kühlen. Überschüssige Milch kannst du mit der Hand ausstreichen. Achtung: Abpumpen regt die Milchproduktion wieder an.
Natürliches Abstillen
Beim natürlichen Abstillen entscheidet dein Kind, wann es keine Muttermilch mehr braucht. Der Zeitpunkt dafür kann sehr verschieden sein. Manche Kinder stillen sich bereits unter einem Jahr ab, andere erst nach drei Jahren oder später. Der Vorteil daran ist, dass das Abstillen ohne Stress und ohne Tränen passiert. Ein Nachteil kann sein, dass es länger dauert, als es sich für dich gut anfühlt.
Auch mit natürlichem Abstillen kannst du dein Kind mehrere Stunden am Tag in die Kita geben. Es bedeutet nicht, jederzeit für dein Kind verfügbar zu sein. Immer dann, wenn ihr Zeit miteinander verbringt und dein Kind nach deiner Brust verlangt, kannst du es stillen.
Tipp: Natürliches Abstillen eignet sich für dich als Mutter, wenn du das Stillen genießt, dir und deinem Kind keinen Druck machen möchtest und dir die körperliche Nähe nicht zu viel wird.
Primäres Abstillen
Abstillen ist ein Prozess. Bricht man das Stillen abrupt ab, besteht die Gefahr, einen Milchstau oder eine schmerzhafte Brustentzündung zu entwickeln. Doch in manchen Fällen möchten oder müssen Mütter schnell abstillen. Soll der Milcheinschuss nach der Geburt gestoppt werden, spricht man von primärem Abstillen.
Wende dich in diesem Fall an deine Frauenärztin oder deine Hebamme, um Unterstützung beim Abstillen zu bekommen und schmerzhafte Milchstaus zu verhindern. Sie können dir eine „Abstillpille“ mit dem Wirkstoff Cabergolin verschreiben, der die Produktion des Stillhormons Prolaktin unterdrückt.
Das primäre Abstillen eignet sich für dich nach einer stillen Geburt, bei einer Erkrankung mit Medikamenteneinnahme, bei einem längeren Krankenhausaufenthalt deines Kindes, den du nicht begleiten kannst oder weiteren, individuellen Gründen.
Tipp: In vielen Krankenhäusern gibt es Stillberaterinnen, die du um Hilfe bitten kannst.
Sekundäres Abstillen
Beim sekundären Abstillen entscheidet die Mutter, wann der Zeitpunkt gekommen ist, um das Baby von der Brust zu entwöhnen. Gründe für das Abstillen können zum Beispiel sein:
- Stillprobleme wie Brustentzündungen, wunde Brustwarzen, zu wenig oder zu viel Milch
- Der Wiedereinstieg in den Beruf
- Die Hoffnung auf ruhigere Nächte (auch wenn das je nach Kind individuell ist)
- Eine Erkrankung der Mutter mit der Einnahme nicht stillverträglicher Medikamente
- Der Wunsch nach körperlicher Unabhängigkeit
Ist dein Baby noch unter sechs Monaten, wende dich an eine Hebamme oder Stillberaterin und frage sie um Rat, ob es Sinn macht, dein Kind noch eine Weile mit der Flasche zu füttern. Sie können dir auch helfen, wenn du Stillprobleme hast, aber eigentlich gern noch weiterstillen möchtest.
Tipp: Wenn es geht, wähle einen entspannten Zeitpunkt für das Abstillen. Vermeide es, dein Kind zeitgleich mit deinem Start in den Job oder der Eingewöhnung in die Kita von der Brust zu entwöhnen. Damit ersparst du euch beiden Stress.
Nachts abstillen – eine besondere Herausforderung
Viele Babys brauchen die Brust zum Einschlafen. Das kann für euch beide eine Herausforderung sein. Zeig deinem Kind, dass du weiterhin da bist, durch körperliche Nähe, sanfte Worte oder leises Summen. Wechsle dich mit deinem Partner bei der Einschlafbegleitung ab. Je nach Alter und Vorlieben des Kindes kann auch ein Kuscheltier den Übergang erleichtern.
Gefühlschaos nach dem Abstillen?
Das Abstillen verändert auch deinen Hormonhaushalt. Es kann vorübergehend zu Traurigkeit bis hin zu Depressionen führen. Wenn du dir unsicher bist oder das Gefühl hast, ständig niedergeschlagen zu sein, wende dich an deine Frauenärztin, um Hilfe zu bekommen.
Fazit
Abstillen ist ein Prozess, der viel Geduld erfordern kann. Indem du die Stillmahlzeiten schrittweise reduzierst und dein Kind liebevoll begleitest, kannst du den Übergang entspannter gestalten. Höre auf dein Bauchgefühl und auf die Signale deines Kindes – und hab bei Fragen und Problemen keine Scheu, eine Stillberaterin um Rat zu bitten.
Beitragsbild: Foto von MART PRODUCTION