Ohrenentzündungen sind bei Babys und kleinen Kindern oft schwer festzustellen. Die Symptome sind oft eher unspezifisch und das Quengeln des Babys nicht leicht zu deuten. Kleinkinder fassen sich hingegen auch schon mal an das schmerzende Ohr. Wenn das Kind mitten in der Nacht vor Schmerzen wach wird, weint und quengelt, sind viele Mütter und Väter einfach überfordert. Wir verraten euch hier, was ihr über die häufigsten Ohrenentzündungen, wie Paukenerguss und Mittelohrentzündung wissen und wann ihr zum Arzt gehen solltet.
Ursachen für schmerzende Ohren
Babys und kleine Kinder sind deutlich häufiger von Ohrenentzündungen betroffen als Erwachsene. Nicht selten ist die Ursache eine Mittelohrentzündung. Aber auch Erkältungen, Rachenentzündungen, Pilzinfektionen und Mumps gehen oft mit einer Entzündung des Gehörgangs einher. Bei vielen Kindern kann es nach dem Schwimmen oder Baden zu Schmerzen kommen, wenn Wasser in die empfindlichen Ohren gekommen ist. Zugluft oder Kälte tun dann ihr Übriges. In einigen Fällen ist eine Verletzung oder ein Fremdkörper schuld, den sich das Kleinkind beim Spielen in das Ohr geschoben hat.
Was hilft bei Ohrenschmerzen?
Ohrenschmerzen treten oft unerwartet und nicht selten in der Nacht auf. Bei einer Erkältung oder Mittelohrentzündung können abschwellende Nasentropfen schnell Erleichterung verschaffen. Durch die Tropfen werden die Nasengänge wieder besser belüftet und der Schmerz nimmt ab. Außerdem kann die Ohrenentzündung so nach einigen Tagen von alleine abklingen. Bei einer bakteriellen Entzündung mit Fieber wird der Arzt in der Regel Antibiotika verschreiben.
Senfwickel, Zwiebelsäckchen & Co.
Neben Nasentropfen und verschreibungspflichtigen Medikamenten aus der Apotheke greifen viele zu traditionellen Hausmitteln. Ihr kennt bestimmt auch noch welche aus der eigenen Kindheit oder von euren Großeltern.
Wärme ist auf jedem Fall eine Wohltat für schmerzende Ohren. Die gibt es in Form von einem wärmenden Körnerkissen oder Ohrendampf, der direkt in das Ohr geleitet wird.
Auch sehr beliebt ist der Senfwickel. Hierbei wird die Senfmasse in ein Tuch gewickelt und auf das betroffene Ohr gelegt. Der Wickel desinfiziert und unterstützt die Heilung. Eine ähnliche Wirkung hat das Zwiebelsäckchen. Die ätherischen Öle der Knolle wirken entzündungshemmend und schleimlösend und haben so einen positiven Effekt auf die Behandlung.
Für solch ein wohltuendes Säckchen schneidet ihr die Zwiebel in kleine Würfel und erhitzt diese, bis sie leicht glasig aussehen. Dann wickelt ihr die Stückchen in ein Stofftuch, drückt sie ein bisschen aus und legt das Zwiebelsäckchen auf das betroffene Ohr. Der Geruch ist natürlich gewöhnungsbedürftig, doch die Wirkung macht das mit Sicherheit wett. Wenn das gar nicht geht, hilft auch das erwähnte Wärmekissen oder ein Rotlicht.
Wann solltet ihr einen Arzt aufsuchen?
Bei diesen Symptomen solltet ihr in jedem Fall einen Arzt aufsuchen:
– Wenn zu den Ohrenschmerzen auch noch Fieber auftritt.
– bei Kindern unter zwei Jahren
– bei schlechtem Allgemeinzustand
– bei mittleren bis starken Schmerzen
– Wenn Blut oder Eiter aus dem Ohr austritt.
Generell ist es bei Ohrenschmerzen sinnvoll, wenn ihr mit eurem Kind einmal beim Kinderarzt vorbeischaut. Der kann das Ganze am besten einschätzen und ihr vermeidet unnötige Folgen bei eurem Kind. Im schlimmsten Fall kann eine Ohrenentzündung ein kaputtes Trommelfell oder verminderte Hörleistung nach sich ziehen.
Mittelohrentzündung
Von einer Mittelohrentzündung sind größtenteils Babys und Kleinkinder im Alter von sechs Wochen bis zu sechs Jahren betroffen. Die Ohren der Kleinen sind noch nicht ausgewachsen. Der Gehörgang und die eustachische Röhre (Ohrtrompete) sind noch viel kürzer und enger als bei Erwachsenen. So können Bakterien und Viren aus dem Nasen- und Rachenraum das Ohr schneller erreichen. Auch das Immunsystem ist noch nicht ausgereift und die Krankheitserreger haben leichtes Spiel. In seltenen Fällen kann es im Laufe einer Geburt passieren, dass etwas Fruchtwasser in die Ohrtrompete des Babys gerät. Dadurch kann sich kurz nach der Geburt eine Ohrenentzündung entwickelt.
Eine Mittelohrentzündung ist meist die Folge einer Belüftungsstörung im Mittelohr. Durch die Entzündung verengt oder verstopft sich die Trompete. Dadurch entsteht ein feuchtes Klima im Mittelohr, in dem sich Krankheitserreger pudelwohl fühlen.
Symptom einer Mittelohrentzündung
Die Schmerzen treten bei einer Mittelohrentzündung häufig in der Nacht auf. Babys und kleine Kinder schlafen dann sehr unruhig oder wachen weinend auf. Kleinkinder fassen sich auch oft an das betroffene Ohr. Weitere Symptome können sein:
– Rötung des Ohrs
– Fieber
– allgemeines Krankheitsgefühl und Appetitlosigkeit
– Stechender oder pulsierender Schmerz in einem oder beiden Ohren.
– Selten kann es zu eitrigem oder blutigem Ausfluss kommen.
– Übelkeit und Bauchschmerzen können ebenfalls auftreten.
In den meisten Fällen heilen Mittelohrentzündungen ohne Folgen nach einigen Tagen ab. Wichtig ist, dass sich die Kinder schonen und ausreichend trinken, um schnell wieder gesund zu werden. Während der Infektion darf kein Wasser in die Ohren kommen. Auf Schwimmen und ausgiebiges Baden sollte vorübergehend verzichtet werden.
Paukenerguss
Ein Paukenerguss kommt vor allem bis zum Einschulungsalter vor und betrifft 80 Prozent der Kinder. Erwachsene sind selten betroffen. Bei einem Erguss sammelt sich Flüssigkeit hinter dem Trommelfell. Die dahinter sitzende Ohrtrompete verbindet Mittelohr und Nasen-Rachenraum und sorgt für den Druckausgleich zwischen Außen- und Innenohr, zum Beispiel beim Tauchen oder Fliegen.
Außerdem fließt über die Trompete ein Sekret von der Mittelohrschleimhaut in den Rachenraum ab. Ist nun die Ohrtrompete durch einen Infekt verstopft oder verengt, entsteht ein Unterdruck im Mittelohr und verhindert das Abfließen. Es bildet sich ein Paukenerguss. Zudem verändert sich durch den Unterdruck die Schleimhaut des Mittelohrs und produziert obendrein noch mehr Ausfluss.
Symptome eines Paukenerguss
Bei einem Paukenerguss ist ein Arztbesuch in jedem Fall notwendig. Welchen Behandlungsweg dieser dann wählt, ist zum einen von den Symptomen, zum anderen von der Ursache und dem Verlauf der Erkrankung abhängig.
Einige Anzeichen sind eher druckabhängig. So treten Ohrenschmerzen oft beispielsweise erst bei Druckschwankungen, wie beim Fliegen auf. Außerdem kann es zu folgenden Symptomen kommen:
– Wattegefühl / Druck im Ohr
– Tinnitus
– Schwindel
– Schwerhörigkeit
– Reizbarkeit
– Unruhe
Bei Kindern ist eine massive Schwerhörigkeit sehr häufig zu beobachten. Bleibt der Erguss über längere Zeit bestehen, kann das weitere Probleme nach sich ziehen. Durch das erschwerte Hören verzögert sich mitunter die Sprachentwicklung. Vor allem bei Schulkindern kann das zu Schwierigkeiten und oft auch Verhaltensauffälligkeiten führen. Nach erfolgreicher Behandlung können sich aber alle Beeinträchtigung ohne bleibende Schäden zurückbilden.
Behandlungswege bei Paukenergüssen
In der Regel heilt ein Paukenerguss nach einigen Wochen ab. Die vormals herkömmliche Behandlung eines operativen Eingriffs wird heutzutage eher vermieden. In erster Linie wird versucht, die Ohren wieder besser zu belüften. Dies kann durch verstärkte Kaubewegungen provoziert werden. Oft wird auch der sogenannte Politzer-Ballon genutzt. Diesen speziellen Ballon muss man über die Nase aufblasen.
Bleiben jedoch alle konservativen Methoden ohne Besserung, ist in seltenen Fällen ein operativer Eingriff nötig. Dabei wird das Trommelfell durchstochen. Danach wird ein Paukenröhrchen eingeschoben, das als Drainage dient. So kann die Flüssigkeit ablaufen.
Ist das Ohr wieder frei, kann das Kind wieder normal hören und die Sprachentwicklung wird entscheidend verbessert. Aktuell ist die Behandlung allerdings umstritten. Ein guter Arzt sollte entsprechend ausführlich beraten.
Wie kann man eine Ohrenentzündung vorbeugen?
Neben einem Infekt der oberen Atemwege oder einer Mittelohrentzündung können weitere mögliche Ursachen dazu führen, dass sich im Ohr Flüssigkeit ansammelt:
– Allergien
– Mandeln und Nasenpolypen
– Verkrümmung der Nasenscheidewand
– chronische Nasennebenhöhlenentzündung
– zu kurze Ohrtrompete
– nach operativer Entfernung der Rachenmandeln
Eine Entzündung zu verhindern, ist nicht wirklich möglich. Die Kleinen müssen ihr Immunsystem ausbilden. Letztendlich ist es wie bei anderen Erkrankungen. Eine gesunde Ernährung spielt eine große Rolle. Empfindliche Ohren sollten vor Zugluft geschützt werden, vor allem nach dem Kontakt mit Wasser. Und natürlich ist eine gewisse Hygiene das A und O, um sich vor Krankheitserregern zu schützen.