Was Kinder in den ersten Wochen, Monaten und Jahren ihres Lebens lernen und leisten ist faszinierend. Die mentale Entwicklung geht mit zahlreichen Schritten einher – mal kleine, mal große. Was lernt das Kind bis zum Alter von drei Jahren? Welche Fähigkeiten entwickelt es? Was kann es verstehen und was noch nicht? In drei Teilen werfen wir einen Blick auf die mentale Entwicklung von Kindern zwischen null und drei Jahren – los geht’s mit den ersten anderthalb Jahren.
- Los geht's schon in Mamas Bauch
- Die mentale Entwicklung von Babys mit 0 bis 3 Monaten
- Die mentale Entwicklung von Babys mit 3 bis 6 Monaten
- Die mentale Entwicklung von Babys mit 6 bis 9 Monaten
- Die mentale Entwicklung von Babys mit 9 bis 12 Monaten
- Die mentale Entwicklung von Babys mit 12 bis 15 Monaten
- Die mentale Entwicklung von Babys mit 15 bis 18 Monaten
- Die mentale Entwicklung meines Kindes: Wie kann ich unterstützen?
Los geht’s schon in Mamas Bauch
Die lebenswichtigen Funktionen wie Atmen, Schlafen und Trinken „kennt“ das Gehirn eines Neugeborenen bereits. Diese sind im Nervensystem angelegt. Doch zahlreiche Dinge muss das Gehirn erst noch lernen. Dazu zählen z. B. Sprechen, Denken, Erinnern, Erkennen und Koordinieren. All das lernt das Kind, manches nach und nach, vieles in rasanter Geschwindigkeit.
Die Grundlagen für die mentale Entwicklung werden aber bereits in Mamas Bauch gelegt. So erkennen Babys nach der Geburt die Stimme ihr Mutter oder auch bestimmte Lieder, die ihnen vorgespielt wurden. Sie registrieren bereits im Bauch die Gefühle und Empfindungen ihrer Mama und teilen diese. Freut sich Mama, freut sich Baby auch; ist Mama aufgeregt, ist es der Nachwuchs auch. All das prägt das Kind bereits im Mutterleib, alles Weitere muss aber erst erlernt werden.
Die mentale Entwicklung von Babys mit 0 bis 3 Monaten
Was dein Baby schon kennt, zum Beispiel deine Stimme oder die von Geschwisterkindern, dem wird es sich in den ersten Wochen verstärkt zuwenden. Noch weiß es nicht, dass du weiterhin existierst, auch wenn es dich sehen kann. Wenn du aus seinem Blickfeld verschwindest, bist du für dein Baby tatsächlich weg. Das gilt auch für andere Personen, Lebewesen und Gegenstände. Noch kann es nicht verstehen, dass es die Menschen oder Dinge in der Umgebung nur einfach nicht sieht.
Eindrücke sind für die mentale Entwicklung auch jetzt schon wichtig für dein Baby – es beginnt Spielzeug mit den Augen zu folgen und entdeckt seine eigene Stimme, indem es schreit, aber auch juchzt und lallt. Ungefähr sechs Wochen nach dem erwarteten Geburtstermin lächelt ein Baby erstmals bewusst zurück, man nennt es das soziale Wiederlächeln. Es beginnt Laute nachzuahmen und Lalldialoge mit Mama und Papa zu führen.
Dein Baby beginnt jetzt auch bereits mit dem Ausprobieren von mimischen Gesten und tauscht diese mit seinen Bezugspersonen aus. Außerdem verfolgt dein Baby in den ersten drei Monaten bereits sich bewegende Dinge wie Spielzeug mit den Augen. Ein Mobile über dem Wickeltisch oder Bettchen – möglichst bunt, denn Babys lieben intensive Farben – weckt das Interesse deines Kindes und es wird gespannt beobachten, was sich tut. Auch ein Spielbogen kann die Kleinen in diesem Alter schon faszinieren. Probiere aus, was deinem Baby gefällt, wofür es sich interessiert und was ihm Spaß macht.
Die mentale Entwicklung von Babys mit 3 bis 6 Monaten
All diese Entwicklungsschritte werden im Alter zwischen drei und sechs Monaten weiter vertieft. Dein Baby begrüßt dich nun mit einem aufgeregten Strampeln und schenkt dir ein freudiges Lächeln. Es entdeckt seine Stimme weiter und kann nun bereits freundliche und unfreundliche Stimmen unterscheiden.
Achtung: Dein Kleines wird in dieser Zeit beginnen, sich Dinge in den Mund zu stecken, um sie zu untersuchen. Achte darauf, dass es nur altersgerechtes Spielzeug dafür nutzt. Begeistert wird es die Form des Spielzeugs erkunden, dessen Struktur und Farbe. Dein Baby begreift, dass es sein Spielzeug oder andere Dinge bewegen kann, indem es sie in die Hand nimmt und erkennt, ob es den Gegenstand schon kennt oder nicht. Außerdem weiß dein Baby nun, dass es dich nur einmal gibt und du tatsächlich immer die gleiche Person bist, wenn du es fütterst, wickelst, badest und mit ihm ausgiebig kuschelst.
Die mentale Entwicklung von Babys mit 6 bis 9 Monaten
In dieser Zeit lernt dein Baby fremde Personen von vertrauten zu unterscheiden und ist fremden Menschen gegenüber in der Regel reservierter. Viele Kinder fremdeln jetzt auch schon deutlich, denn die Angst vor Trennung von den Bezugspersonen ist in diesen Monaten am größten. Es hat mittlerweile zwar verstanden, dass du auch existierst, wenn du nicht mehr im Raum bist. Das führt aber dazu, dass es dich suchen will, denn du bist für dein Baby das Wichtigste im Leben.
Die Mimik deines Babys ist nun schon so weit entwickelt, dass du seine Emotionen sehr deutlich am Gesichtsausdruck erkennen kannst. Ein großer Spaß für Babys in diesem Alter ist das Um- oder Herunterwerfen von Dingen. Es experimentiert, spielt begeistert und beginnt, geplante Aktionen auszuführen – so krabbelt es zum Beispiel zu seinem Spielzeug oder zur spannenden Spülmaschine. Es interagiert mit dir, ein gemeinsames Spielen ist in diesem Alter aber noch nicht möglich. Ein weiterer wichtiger Schritt in der mentalen Entwicklung: Dein Baby muss nicht mehr zwangsläufig schreien, damit es dich auf sich aufmerksam macht.
Die mentale Entwicklung von Babys mit 9 bis 12 Monaten
Im Alter von neun bis zwölf Monaten schreitet die mentale Entwicklung erneut mit gigantischen Schritten voran. In dieser Zeit beginnen die meisten Babys erste Worte zu sprechen. Dabei verdoppeln sie Silben und fügen Lautketten aneinander. Mittlerweile versteht dein Baby seinen eigenen Namen und erste Worte. Es nutzt Gesten, um zu interagieren; es klatscht zum Beispiel oder zeigt auf Gegenstände. Diese findet es nun auch wieder, wenn du sie versteckst, beispielsweise das Lieblingskuscheltier unter einem Tuch.
Siehst du dir mit deinem Kind ein Bilderbuch an und zeigst mit deinem Finger auf etwas Bestimmtes im Buch, wird dein Baby deinem Finger mit dem Blick folgen. Objekte in der Ferne sieht es im späteren Verlauf ebenso. Es wird auch beginnen, selbst auf Objekte zu zeigen und sich mit dir bewusst auf einen Gegenstand konzentrieren können. Versuch mal, ob dein Kind dir in diesem Alter einen Gegenstand gibt, den es in seiner Hand hat. Zeig ihm dazu deine offene Hand und sag zum Beispiel „Gib mir den Teddy“. Dein Baby wird Gefallen am Geben-Nehmen-Spiel finden und den Sinn dahinter schnell verstehen.
In diesem Alter fremdeln viele Babys weiterhin, manche sogar noch mehr. Sie suchen Blickkontakt zur Bezugsperson, um sicherzustellen, dass die fremde Person keine Gefahr darstellt. Colwyn Trevarthen, Professor für Kinderpsychologie, und Dr. Thomas Bower, Vorreiter im Bereich der Kindesentwicklung, fanden in den 1970er-Jahren heraus, dass das Fremdeln darin begründet liegt, dass das Kind mit den ihm bekannten Personen ein Kommunikationsmuster entwickelt. Eine ihm fremde Person weicht von diesem Muster ab, weshalb eine Kommunikation fehlschlägt. Sobald es in der Lage ist zu sprechen, legt sich das Fremdeln, da es sich anderweitig verständigen kann und nicht auf gewohnte Kommunikationsmuster zurückgreifen muss.
Die mentale Entwicklung von Babys mit 12 bis 15 Monaten
Das Nachahmen von Handlungen setzt sich in diesem Alter weiter fort und intensiviert sich. Dein Kind versteht Aufforderungen und „Nein“ sehr gut und nickt, wenn es zustimmt. Es ist die Zeit des Entdeckens, denn oft können sich Kinder in diesem Alter bereits hinstellen, manche auch laufen. Die Welt wird für die Knirpse ein Stück weit größer und umso spannender. Dein Kind wird ausprobieren, wie es Probleme lösen kann. Wenn es zum Beispiel an sein geliebtes Spielzeug nicht herankommt, wird es versuchen, irgendwo hinaufzuklettern oder Hilfsmittel zu nutzen.
Die mentale Entwicklung von Babys mit 15 bis 18 Monaten
Mittlerweile ist die mentale Entwicklung deines Babys schon recht weit fortgeschritten. Es spricht seine ersten Wörter, gibt klar zum Ausdruck, wenn es etwas nicht möchte – es sagt nein und schüttelt den Kopf – und neigt nun durchaus zu trotzigem Verhalten. Vielleicht verneint dein Baby vehement sein Spiel zu unterbrechen, wenn ihr gerade gehen müsst und fordert, Dinge allein machen zu dürfen.
Das Trotzverhalten tritt ab etwas 16 bis 18 Monaten erstmalig auf und unterscheidet sich je nach Temperament, Entwicklung und Charakter der Kinder. Kinder, die in diesem Alter schon gut sprechen können, reagieren zum Beispiel häufig weniger drastisch. Der Grund für die Trotzreaktion ist simpel: Die „Entwicklung der Vorstellungsfähigkeit ermöglicht es dem Kind, sich ein Ziel schon vor der Handlungsausführung vorzustellen. Seine Handlung ist aber noch starr an das Ziel fixiert; das Kind ist unfähig, davon abzuweichen. Wird es in seiner Tätigkeitsabsicht gestört oder bei der Ausführung unterbrochen, gerät es in ein Handlungsvakuum: es weiß nicht mehr ein noch aus“, schreibt Prof. em. Dr. Hellgard Rauh von der Universität Potsdam in ihrer Abhandlung „Entwicklungsschritte in den ersten Lebensjahren“.
Die mentale Entwicklung meines Kindes: Wie kann ich unterstützen?
Bedenke, dass sich jedes Kind individuell schnell entwickelt. Manche Kinder krabbeln früher, sprechen dafür erst später. Gib deinem Kind die Möglichkeit, Dinge in eigenem Tempo zu lernen. Die mentale Entwicklung vollzieht sich quasi von selbst, wenn du deinem Kind Liebe und Zuwendung gibst. Hilf deinem Baby und Kleinkind beim Lernen, indem du zum Beispiel einfache Spiele, die deinem Knirps Freude bereiten, regelmäßig wiederholst. Gib deinem Kind Zeit zu lernen und zu üben. Bestärke es, Erfahrungen selbst zu machen – natürlich in einem sicheren Rahmen. Altersgerechtes Spielzeug unterstützt die mentale Entwicklung – weniger ist auch hier mehr. Zu viel überreizt schnell. Vergiss auch nicht, viel mit deinem Kind zu sprechen und ihm vorzulesen. All das hilft bei der mentalen Entwicklung der Kleinen ungemein.
Im zweiten Teil unserer Serie betrachten wir demnächst die mentale Entwicklung der Kinder im Alter von 19 bis 24 Monaten. Schau also wieder vorbei!