Ihr seid auf der Suche nach einer außergewöhnlichen Alternative zu herkömmlichen Kitas und Kindergärten? Der Waldkindergarten könnte genau das Richtige für eure neugierigen kleinen Abenteurerinnen und Abenteurer sein. In diesem Blog-Artikel erzähle ich von unseren Erfahrungen im Natur- und Waldkindergarten, gebe Tipps und Infos und beleuchte auch den Unterschied zwischen dem Kindergarten im Wald und dem Naturkindergarten.
- Der Waldkindergarten – Natur pur!
- Der Unterschied zum Naturkindergarten
- Tiefer in den Wald eintauchen
- Der Wald als Spielplatz
- Regen? Kein Problem!
- Der Waldkindergarten: Eine Welt des Lernens
- Ein unvergessliches Abenteuer
- Waldkindergarten – Naturkindergarten. Wo liegt der Unterschied?
- Biologische Ernährung und bedürfnisorientierte Erziehung
- Die Herausforderungen und wie ihr sie meistern könnt
- Natur- und Waldkindergarten: Die Vorteile überwiegen
- Fazit: Die Natur ruft!
Der Waldkindergarten – Natur pur!
Der Waldkindergarten ist der Inbegriff von Naturerlebnis und Entdeckergeist. Die Kinder haben oft nur ein oder mehrere Bauwagen als Unterschlupf, falls das Wetter einmal nicht mitspielt. Doch das hält sie nicht davon ab, den Wald zu erkunden. Sie streifen durch grünes Dickicht, sammeln Früchte und lernen die Namen der Bäume kennen. Dabei erfahren sie, wie Farn duftet und wie der Waldbach murmelt. Hier werden die Sinne geschärft und die Verbindung zur Natur intensiv erlebt.
Der Unterschied zum Naturkindergarten
Im Vergleich zum Naturkindergarten, der sich meist auf einem (Bio-)Bauernhof befindet, liegt der Fokus im Waldkindergarten klar auf dem Ökosystem Wald. Während die Kinder im Naturkindergarten auch mit Tieren interagieren können, stehen im Waldkindergarten die Naturerfahrungen im Vordergrund. Hier lernen Kinder zwischen zwei und sechs Jahren spielerisch die Geheimnisse des Waldes kennen und entwickeln ein tiefes Verständnis für seine Bewohner und seinen Kreislauf.
Tiefer in den Wald eintauchen
Der Waldkindergarten setzt kindlicher Neugier keine Grenzen, so wie es in herkömmlichen Einrichtungen öfter der Fall ist. Dort wird eher Wert auf das korrekte Ausschneiden gelegt als darauf, als erster eine Wolfsspur zu entdecken. Und jetzt frag‘ mal, was mehr Spaß macht! Die Kinder erkunden den Wald in all seinen Facetten. Sie bauen Waldhütten, entdecken Tierspuren, backen Stockbrot über offenem Feuer und suchen versteckte Schätze. Gerade zu Ostern ist das ein Heiden-Spaß!
Für jedes Kind haben unsere Betreuer*innen damals ein Nest versteckt, dessen Inhalt noch an Ort und Stelle neben allerlei Leckereien verspeist wurde, die wir Eltern auf einem großen Tisch unter Hochhaus großen Bäumen ausgebreitet hatten.
Der Wald als Spielplatz
Im Waldkindergarten wird der Wald zum ultimativen Spielplatz. Hier können die Kinder ihre motorischen Fähigkeiten weiterentwickeln, klettern, balancieren und in natürlichen Umgebungen toben. Sie erleben die Freiheit der Natur und lernen, Risiken einzuschätzen und eigene Grenzen zu erkennen. Das „Nein“ zu etwas entsteht oft intrinsisch, also von innen heraus, und nicht durch Maßregelung von außen. Auch diese Art des eher selbstständigen, intrinsischen Lernens, die ein naturverbundener Kindergarten ermöglicht, war ein Grund, weshalb wir uns für diese Form der Betreuung entschieden haben.
Regen? Kein Problem!
Auch wenn es mal regnet, wird der Spaß im Waldkindergarten nicht getrübt. Die Bauwagen bieten den Kindern Schutz und einen gemütlichen Rückzugsort. Dort können sie gemeinsam Spiele spielen, Geschichten erzählen oder einfach den Geräuschen des Regens auf dem Dach lauschen. Regentage werden zu kleinen Abenteuern und machen die Kinder wetterfest.
Der Waldkindergarten: Eine Welt des Lernens
Im Waldkindergarten gibt es keinen festen Lernraum – der gesamte Wald bildet hier die Lernumgebung. Die Kinder erleben Naturphänomene hautnah und vertiefen ihr Wissen über Pflanzen und Tiere. Sie lernen spielerisch, Zusammenhänge zu verstehen und ihre Umgebung zu erforschen. Der Wald wird zum lebendigen Klassenzimmer, in dem jede Entdeckung eine neue Lektion ist. Im besten Fall begleiten sie dabei geschulte Waldpädagog*innen, die mit den Kindern Bezüge zwischen dem Wald und der eigenen Lebenswelt reflektieren und die Konsequenzen des eigenen Handelns bewusst machen.
Ein unvergessliches Abenteuer
Der Waldkindergarten schafft Erinnerungen, die ein Leben lang halten. Die Kinder lernen nicht nur den Wald kennen, sondern auch sich selbst und andere. So wie die Bäume im Wald miteinander verbunden sind, so wachsen auch die Kinder mit ihren Betreuerinnen und Betreuern zusammen.
Das stärkt die soziale Kompetenz und die Fähigkeit, Rücksicht zu nehmen und schafft ein Gefühl von Selbstwirksamkeit. „Mama, ich kenne die ganzen Heilkräuter schon auswendig!“, erklärte mir mein Vierjähriger achselzuckend. Kurzerhand pflückt er mir ein Blättchen, das er Breitwegerich nennt, und gibt es mir, um meinen Mückenstich zu versorgen.
Kinder können im Waldkindergarten ein starkes Selbstvertrauen entwickeln, das sie auf ihrem weiteren Lebensweg begleitet. Die Verbundenheit zur Natur und das Bewusstsein für ihre Bedeutung werden zu einem wertvollen Schatz, den sie für immer in sich tragen.
Waldkindergarten – Naturkindergarten. Wo liegt der Unterschied?
Der Naturkindergarten ist oft Teil eines (Bio-)Bauernhofs und damit ein richtiges „kleines Dorf“, in dem viele Menschen arbeiten, Tiere versorgen und Felder bewirtschaften. Für Kinder ist es einfach wunderbar, Teil dieses Ökosystems zu sein. Mitzuerleben, wie die Jahreszeiten wechseln, welche Blumen die erste Frühlingssonne aus dem Boden lockt und wann die Kirschen reif sind.
Eines Tages erzählte mir mein Sohn ganz außer Atem vor Aufregung, dass er heute erlebt habe, wie eine Ziege geboren wurde. Ein anderes Mal trocknete ich Tränen, weil er mit seinen kleinen Kumpeln sein Lieblings-Kaninchen zu Grabe getragen hat. Mich haben diese Momente tief berührt. Schon als kleiner Mensch darf mein Kind den Kreislauf des Lebens in all seinen Farb-Schattierungen erleben.
Biologische Ernährung und bedürfnisorientierte Erziehung
Ein wichtiger Aspekt des Natur- und oft auch Waldkindergartens ist die Ernährung, die zumeist biologisch ist. Gemeinsames Kochen und Zubereiten von Mahlzeiten ermöglicht den Kindern, eine besondere Beziehung zum Essen und zur Umwelt aufzubauen.
Die Erziehungsansätze sind oft eher bedürfnisorientiert, wertschätzend und persönlich. Auch wenn es wie in jeder Einrichtung Meinungsverschiedenheiten gibt und auch nicht jede mitarbeitende Person immer verstanden hat, warum ich Bestrafung kategorisch ablehne. Wir haben immer Lösungen und Wege gefunden, unterschiedliche Vorstellungen unter einen Erziehungshut zu bekommen.
Die Herausforderungen und wie ihr sie meistern könnt
Natürlich gibt es auch Herausforderungen, die mit einem Natur- und Waldkindergarten einhergehen. Die Plätze sind oft begrenzt und begehrt, und die Einrichtungen können teurer sein als herkömmliche Kitas. Auch die kürzeren Betreuungszeiten können für berufstätige Eltern ein echter Gamestopper sein. Doch lasst euch davon nicht abschrecken!
Ihr könnt beispielsweise Fahr- und Betreuungsgemeinschaften bilden, um die Anfahrtswege zu bewältigen und kürzere Öffnungszeiten auszugleichen. Wir haben das oft so gemacht. Eine Mutter oder ein Vater waren immer bereit, für ein oder zwei extra Stunden die Stellung auf dem Spielplatz zu halten, bis arbeitende Elternteile ihre Kids, meist unter Protest, wieder einsammelten.
Natur- und Waldkindergarten: Die Vorteile überwiegen
Die vielen Vorteile, die ein Natur- und Waldkindergarten bietet, machen all diese Herausforderungen mehr als wett. Eure Kinder werden nicht nur gesundheitlich profitieren, sondern auch soziale und motorische Kompetenzen entwickeln. Der respektvolle Umgang mit der Natur und den Tieren wird ihre Persönlichkeit nachhaltig prägen.
Wir sind von Herzen dankbar, dass unser Sohn einen Naturkindergarten erleben durfte, der mitten in einem Wald liegt und die Vorteile des Natur- und Waldkindergartens miteinander verbindet. Der tägliche Morgen-Kreis in der Jurte, die Abenteuer mit den Pferden des Hofs, die Sommerfeste und das Saftpressen aus selbst gepflückten Äpfeln bleiben unvergessliche Momente.
Ja, sein Gesicht war manchmal Matsch-verschmiert, und die Hosen triefend nass, wenn er mich umarmte und dann schnell im Auto verschwand. Macht nichts. Dass er sich nur selten ein Virus einfängt, den Orientierungssinn eines Jägers hat und eine tiefe und ehrliche Neugier Menschen, Tieren und Natur gegenüber zeigt, war den ganzen Dreck im Auto 1000-mal wert.
Fazit: Die Natur ruft!
Der Natur- und Waldkindergarten bietet euren Kindern eine einzigartige Möglichkeit, mit der Natur in Kontakt zu treten und ihre natürlichen Fähigkeiten zu entfalten. Der generell liebevolle und persönliche Erziehungsansatz des pädagogischen Personals, das Erkunden der Welt bei jedem Wetter und die gesundheitlichen, kognitiven und sozialen Vorteile sind unbezahlbar.
Lasst eure Kinder zu kleinen Entdeckern werden und gebt ihnen die Chance, die Natur und sich selbst in ihrer ganzen Schönheit zu entdecken und zu erleben. Schließlich entscheiden die ersten Jahre maßgeblich mit, wie dein Kind die Welt als erwachsener Mensch wahrnehmen und einordnen wird. Ist diese in Kindertagen voller Sonne, die verlässlich auf jeden Sturm und jedes Gewitter folgt, werden sie sich daran erinnern und voller Zuversicht durchs Leben gehen. Denn eines Tages scheint die Sonne wieder.