Die Erkältungszeit beginnt und mit den Viren nimmt auch das Coronavirus wieder an Fahrt auf. Viele Eltern fragen sich, ob sie ihr Baby oder Kleinkind impfen lassen sollten. Und ob die Impfung bei kleinen Kindern überhaupt etwas bringt. Wir fassen kurz und leicht verständlich zusammen, was Kinderärzte und die STIKO aktuell zur Coronaimpfung empfehlen.
- Sollte ich mein Baby gegen Corona impfen lassen?
- Wie hoch ist aktuell das Risiko, an COVID19 zu erkranken?
- Ab welchem Alter empfiehlt die STIKO eine Corona-Impfung?
- Wann sollte man Babys und Kleinkinder trotzdem impfen lassen?
- Wie viele Kinder sind bereits gegen Corona geimpft?
- Welche potenziellen Risiken hat eine Corona-Infektion für Kinder?
- Welche Impfreaktionen wurden bei Babys beobachtet?
- Wie wirksam ist die Corona-Impfung für kleine Kinder?
- Wo können Eltern ihre Kinder impfen lassen?
- Fazit
Sollte ich mein Baby gegen Corona impfen lassen?
Einige zählen schon gar nicht mehr mit: Doch der tatsächlich schon vierte Corona-Winter steht vor der Tür. Zwar haben sich die meisten Familien mittlerweile an das Leben mit dem SARS-CoV-2-Virus gewöhnt. Auch an Kitas und Schulen sind Luftfilter, Tests und Masken längst kein Thema mehr. Trotzdem möchten viele Eltern ihre Kinder vor dem Virus schützen. Insbesondere dann, wenn das Kind oder ein Familienmitglied Vorerkrankungen hat und somit als besonders gefährdet gilt. Aber auch ohne Risikofaktoren sorgen sich manche Eltern vor Langzeitfolgen durch das Virus. Oder sie möchten bei all den anderen Atemwegsinfektionen, die im Winter grassieren, zumindest eine Krankheit für ihre Kinder ausschließen.
Lange Zeit war eine Corona-Impfung nur für Kinder ab fünf Jahren möglich. Doch seit einem Jahr dürfen auch Kleinkinder und Babys ab sechs Monaten geimpft werden. Was spricht für die Impfung und was dagegen? Und wie hoch ist eigentlich das Risiko für Long Covid bei Babys? Wir geben Antworten.
Wie hoch ist aktuell das Risiko, an COVID19 zu erkranken?
Die gute Nachricht: Inzwischen ist ein Großteil der Bevölkerung gegen Corona geimpft oder hat mindestens eine Infektion mit dem Virus durchlaufen. Dadurch ist laut der Ständigen Impfkommission (STIKO) bereits eine hohe Immunität erreicht. Die dominierenden Omikron-Varianten führen seltener zu schweren Verläufen. An COVID-19 erkranken kann man jedoch immer noch. Vor allem in der kalten Jahreszeit, wenn wir mehr Zeit in geschlossenen Räumen verbringen und insgesamt mehr Viren grassieren, kann das Risiko einer Infektion wieder steigen – auch bei Babys und Kleinkindern.
Ab welchem Alter empfiehlt die STIKO eine Corona-Impfung?
Die STIKO empfiehlt die Impfung für Erwachsene ab 18 Jahren. Gesunde Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren brauchen sich aktuell nicht gegen COVID19 impfen zu lassen. Zwar ist die Impfung auch für Kinder ab dem Alter von sechs Monaten möglich und laut der STIKO grundsätzlich sicher. Allerdings sei bei Kindern und Babys eine andere Risiko-Nutzen-Abwägung nötig als bei Erwachsenen, argumentiert neben der STIKO auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Berlin: Da die Krankheit bei Kindern meistens mild oder ohne Symptome verläuft, ist die Impfung für sie von weniger großem Nutzen, heißt es. Denn schließlich schützt die Impfung nicht grundsätzlich vor einer Infektion, sondern nur vor schweren Verläufen.
Gleichzeitig kann laut Jakob Maske, dem Bundespressesprecher des BVKJ, auch bei Kindern nicht ganz ausgeschlossen werden, dass sie (in seltenen Fällen) nach der Impfung eine Herzmuskelentzündung oder Herzbeutelentzündung entwickeln. Dieses Risiko, so argumentiert Maske, überwiege bei Kindern aktuell den Nutzen der Impfung.
Wann sollte man Babys und Kleinkinder trotzdem impfen lassen?
Sinn macht eine Coronaimpfung vor allem dann, wenn das Kind selbst oder ein Familienmitglied vorerkrankt ist. Dann kann sie vor einem schweren Verlauf schützen. Die STIKO empfiehlt Kindern ab dem Alter von sechs Monaten eine Corona-Impfung, wenn sie z. B. folgende Grunderkrankungen haben:
- Chronische Erkrankungen der Atmungsorgane
- Chronische Herz-Kreislauf-, Leber- und Nierenerkrankungen
- Diabetes und andere Stoffwechselerkrankungen
- Adipositas
- Erkrankungen des zentralen Nervensystems
- Trisomie 21
- Angeborene oder erworbene Immunschwäche (z. B. durch eine HIV-Infektion)
- Krebs
Kindern mit Vorerkrankungen rät die STIKO zu einer Grundimmunisierung plus Auffrischimpfung. Drei Impfungen seien bei Kindern unter fünf Jahren nötig, um eine Basisimmunität zu erreichen – und somit den Schutz vor schweren Verläufen. In einigen Fällen können weitere Auffrischimpfungen sinnvoll sein. Besonders im Herbst macht eine Auffrischimpfung laut der STIKO Sinn, um vulnerable Kinder angesichts der steigenden Infektionszahlen zu schützen.
Wie viele Kinder sind bereits gegen Corona geimpft?
Bisher haben sich nur wenige Eltern in Deutschland dafür entschieden, ihre Babys und Kleinkinder gegen COVID19 impfen zu lassen. Laut Wochenbericht der STIKO sind gerade einmal 2.805 Kinder unter fünf Jahren mindestens einmal gegen das Virus geimpft (Stand: 16. Oktober 2023). Das entspricht lediglich 0,09 Prozent der Kinder in dieser Altersgruppe. Nur 1.784 Kinder unter fünf Jahren haben die Grundimmunisierung von mindestens drei Impfungen durchlaufen.
Bei Kindern ab fünf Jahren ist die Impfquote höher: In der Altersgruppe von fünf bis elf Jahren sind laut STIKO 22,4 Prozent der Kinder mindestens einmal gegen das SARS-CoV-2-Virus geimpft. 20,0 Prozent sind grundimmunisiert. Zum Vergleich: Die Impfquote der Gesamtbevölkerung liegt bei 78 Prozent (mindestens einmal geimpft). Am höchsten ist sie mit rund 91 Prozent bei den Über-60-Jährigen.
Welche potenziellen Risiken hat eine Corona-Infektion für Kinder?
Grundsätzlich verläuft eine Erkrankung bei Babys und Kindern mild oder ohne Symptome. In seltenen Fällen kann es auch bei Kindern zu schweren Erkrankungen kommen – zu Long Covid oder dem sogenannten Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome („PIMS“). Das Tückische an Long Covid ist, dass es auch nach milden Verläufen auftreten kann. Konkrete Zahlen, wie oft diese beiden Krankheiten bei Kindern bisher vorgekommen sind, gibt es bislang nicht. Studien weisen jedoch darauf hin, dass vor allem Kinder mit Vorerkrankungen gefährdet sind.
Long-Covid-Betroffene klagen über Symptome wie Müdigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten, Husten und Kurzatmigkeit oder Antriebslosigkeit. Auch Herzrhythmusstörungen und depressive Verstimmungen können mögliche Folgen sein. Bisher lässt sich Long Covid nicht vollständig heilen. Die Krankheit PIMS äußert sich unter anderem durch Fieber, Schmerzen, Erbrechen und Hautausschlag. Einige Kinder müssen auf der Intensivstation behandelt werden. In den meisten Fällen lässt sich PIMS aber gut behandeln.
Welche Impfreaktionen wurden bei Babys beobachtet?
Laut der STIKO vertragen Babys und Kleinkinder die Corona-Impfung in der Regel gut. Etwaige Impfreaktionen treten in der Regel kurz nach der Impfung auf und klingen innerhalb weniger Tage ab. Am häufigsten sind eine Rötung oder Schwellung der Einstichstelle sowie leichte Schmerzen, wenn man darauf drückt. In manchen Fällen treten einige Tage nach der Impfung Symptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Appetitverlust auf, sowie Erbrechen, Durchfall oder Fieber.
In seltenen Fällen kam es nach der Impfung bei Kindern zu Herzmuskelentzündungen oder Herzbeutelentzündungen, die überwiegend nach der Impfung mit dem Moderna-Impfstoff beobachtet wurden. Deshalb empfiehlt die STIKO für Kinder und Jugendliche die Comirnaty-Impfstoffe, auch bekannt unter dem Herstellernamen Biontech/Pfizer.
Wie wirksam ist die Corona-Impfung für kleine Kinder?
Wie bei Erwachsenen, gilt auch bei Babys und Kleinkindern: Die Impfung schützt potenziell vor schweren Verläufen. Einen kompletten Schutz vor Infektionen bietet sie jedoch nicht, auch weil sich das Virus so schnell verändert. Für Kinder mit Vorerkrankungen empfiehlt es sich deshalb, je nach Rat der Ärztin oder des Arztes, den Kindern regelmäßige Auffrischimpfungen zu verabreichen.
Wo können Eltern ihre Kinder impfen lassen?
Entscheiden Eltern sich dafür, ihr Baby oder Kleinkind impfen zu lassen, sollten sie sich zunächst an ihren Kinderarzt oder ihre Kinderärztin wenden. Dort können sie das weitere Vorgehen besprechen. Kinder unter fünf Jahren werden mit dem Kleinkindimpfstoff Comirnaty geimpft und gelten nach drei Impfdosen als grundimmunisiert. Bei Kindern ab fünf Jahren reichen zwei Impfungen zur Grundimmunisierung aus. Je nach individueller Empfehlung können weitere Auffrischimpfungen sinnvoll sein.
Für gesunde Kinder dürfte es derzeit aber schwierig sein, einen Impftermin zu bekommen, sagt Jakob Maske vom Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte. Denn die meisten Kinderärzte impfen aufgrund der Empfehlung der STIKO gesunde Kinder nicht mehr gegen Corona. Selbst für Kinder mit Vorerkrankungen können die Wartezeiten lang sein: Da es keine Einzelimpfdosen zu kaufen gibt, müssen Kinderärzte immer gleich mehrere Kinder für einen Impftermin finden, um keine Dosis zu verschwenden.
Fazit
Grundsätzlich brauchen gesunde Babys und Kinder laut der STIKO nicht gegen Corona geimpft zu werden. In einigen Fällen kann es trotzdem sinnvoll sein, wenn Kinder viel Kontakt mit Angehörigen haben, die aufgrund ihres Alters oder aufgrund von Vorerkrankungen zur Risikogruppe zählen. Was auf jeden Fall hilft, ist sich selbst als Erwachsene gegen das Virus impfen zu lassen, sofern man es nicht schon gemacht hat. Denn je höher die Immunität der Bevölkerung ist, desto besser sind schließlich auch unsere Kinder geschützt.
Beitragsbild: Adobe Stock