Die Welt erkunden, andere Länder bereisen, fremde Kulturen kennenlernen – das geht nicht nur als Paar, sondern auch als Eltern. Immer mehr Mamas und Papas nutzen die Elternzeit, um mit dem Baby zu verreisen. Manche fliegen für vier Wochen in die Sonne, andere unternehmen eine Rundreise mit dem Wohnmobil. Und wieder andere tauschen Koffer gegen Rucksäcke und machen Backpacking mit Baby und Kleinkind. Wie das klappen kann und was es dabei zu beachten gibt, verrät Bloggerin Kathrin Lünstedt, die auf ihrem Instagram-Kanal onetravelbaby regelmäßig von ihren Rucksackreisen mit den drei Kids berichtet.
Kathrin von onetravelbaby nimmt uns mit auf Reisen
Kathrin Lünstedt und Alexander Axthelm reisen mit ihren Kindern Julius (geboren 2016), Luisa (geboren 2018) und Leonora (geboren 2022) regelmäßig durch die Welt. Dann tauschen sie ihr Zuhause in Frankfurt am Main gegen Abenteuer, schultern ihre Reiserucksäcke und entdecken gemeinsam andere Länder und Kulturen. Bei der letzten Reise war Baby Leonora gerade acht Monate alt. Im Interview erzählt Kathrin von ihren Erfahrungen und gibt nützliche Tipps fürs Reisen und Backpacking mit Baby und Kleinkind im Besonderen.
Kathrin, erzähl mal, wie seid ihr auf die Idee gekommen, mit euren Kindern durch die Welt zu reisen?
Alex und ich sind unabhängig voneinander, bevor wir uns kannten, schon gerne mit dem Rucksack durch Asien gereist. Wir wussten dann auch recht früh, dass wir, sobald das erste Kind da ist, die Elternzeit nutzen würden, um zu reisen. Und so wollten wir es anfangs direkt wagen, mit Julius, unserem Erstgeborenen, nach Asien zu fliegen. Für ungefähr drei Monate. Das war 2016 und ich weiß noch, dass wir damals im Internet kaum Informationen gefunden haben, wie man mit Baby am besten verreist. Es gab keine Blogs mit Packlisten fürs Baby, keine Tipps, was man beachten muss usw.
Da haben wir entschieden, dass wir erst einmal eine Pauschalreise mit dem Säugling machen, bevor wir direkt und relativ unvorbereitet mit unserem ersten Kind drei Monate nach Asien reisen. Uns war wichtig, dass es eine längere Flugreise ist, aber auch nicht zu weit weg, und es sollte in die Sonne gehen, um zu gucken, wie unser Baby das Klima verträgt, und wie das Verreisen mit einem Säugling überhaupt ist. Wir haben dann einen zweiwöchigen All-Inclusive-Urlaub in Ägypten gemacht. Das heißt, wir konnten uns die ganze Zeit um unser Kind kümmern, und haben erste Erfahrungen gesammelt, was man alles braucht und auch was nicht, wie viel man einpacken muss, und wie das Baby mit der Hitze klarkommt.
Der Urlaub war super. Aber selbst bei dieser Reise haben viele vorher gesagt: „Seid ihr verrückt mit einem drei Monate alten Kind nach Ägypten zu fliegen?“ Doch auch das hat uns nicht verunsichert, die Asienreise zu planen. Als Julius neun Monate alt war, saßen wir im Flieger nach Bali und sind drei Monate durch verschiedene Länder Südostasiens gereist. Es war eine tolle Zeit mit vielen Erlebnissen und Eindrücken und hat viel Spaß gemacht. Und es war quasi der Start für uns als Familie auf diese Art zu reisen. Rucksäcke nehmen wir deshalb, weil diese Art von Gepäck einfach am praktischsten ist, wenn man Länder mit vielen Stops bereist, besonders, wenn man noch Kinder „an der Hand“ hat.
Gab es etwas, das ihr auf dieser ersten Reise damals vermisst habt?
Definitiv einen Reisebuggy. Wir sind nach Bali geflogen mit einer Trage und haben gesagt, einen Buggy brauchen wir nicht, das ist total unpraktisch. Nach einem Monat Bali sind wir dann über Singapur nach Kuala Lumpur gereist. Dort habe ich im Toys R Us einen ganz einfachen Reisebuggy gekauft, damit das Kind mal sitzen kann und es bei der Hitze nicht immer an einem dranklebt. Und damit man es beim Essen gehen auch mal absetzen kann. Nicht jedes Restaurant hat Kinderstühle. Das Kind kann in dem Alter ja noch nicht alleine auf einem Stuhl sitzen, ohne runterzufallen oder runterzuklettern.
Einen Reisebuggy hatten wir seitdem, ergänzend zur Trage, immer dabei. Auch zum Schlafen unterwegs ist’s natürlich schöner – es geht auch ohne, aber ein Buggy bietet schon einen gewissen Komfort. Manchmal dient er übrigens auch als Transportmittel für unsere Rucksäcke.
Was habt ihr noch als wichtige Erfahrung aus der ersten Reise mitgenommen?
Wir hatten zu viele Babyklamotten dabei – sicher ein bis zwei Kilo, die wir hätten zu Hause lassen können. Kinder tragen, wenn es immer so warm ist, keine Schichten wie in Deutschland. Also zieht man dem Baby auch keinen Body unter T-Shirt und Hose.
Wie sieht’s mit einem ersten Vorrat an Windeln oder Babynahrung aus? Sollte der deiner Meinung nach mit?
Bei Julius sind wir ja nur mit einem Kind gereist. Da hatten wir tatsächlich eine ganze Packung Windeln dabei am Anfang – die haben wir in den unteren Teil vom Rucksack gequetscht. Mit Leonora waren wir mit zwei großen Rucksäcken unterwegs, in denen wir das Gepäck für fünf Personen verstauen mussten. Da hatten wir jetzt nur noch einen ersten Vorrat an Windeln dabei. Aber ja, ich würde raten, Windeln für ein paar Tage oder eine Woche einzupacken. Einfach, damit man die Sachen nicht direkt besorgen muss. Aber grundsätzlich gibt es Windeln und Babynahrung überall.
Ich habe bei der letzten Reise zum Beispiel noch zwei Packungen Breipulver eingepackt. Heißes Wasser bekommt man immer irgendwo und so hat man etwas dabei, falls das Kind Hunger bekommt und gerade aus irgendeinem Grund nichts anderes zur Verfügung steht. Zum Beispiel während einer langen Busfahrt. Und das Pulver nimmt kaum Platz weg – ich fand es sehr praktisch.
Noch etwas, das du empfehlen kannst?
Was ich mittlerweile superpraktisch finde, sind Packing Cubes. Jeder hat seine Farbe an Packtaschen, die im Rucksack verstaut sind und man muss nicht immer alles einzeln rausholen. So ist immer alles gut organisiert und verstaut. Außerdem kommen so auch keine Insekten oder Eidechsen zwischen die Klamotten, wie wir zum Beispiel in Kenia gemerkt haben. Das ist super.
Hast du einen Tipp, wie man versuchen kann, nicht zu viel einzupacken?
Ich fange persönlich immer schon circa zwei Wochen vor Beginn einer Reise an, alle Klamotten, die wir mitnehmen wollen, im Gästezimmer aufs Bett zu legen. Und immer, wenn ich wieder vorbeikomme, überlege ich, was wirklich nützlich ist oder was vielleicht auch wieder vom Stapel weggeräumt werden kann. Braucht Luisa zum Beispiel sechs kurze Hosen? So minimiere ich mit der Zeit oder tausche nochmal aus. Kleidung zum Beispiel kannst du ja – um beim Beispiel Asien zu bleiben – überall für wenig Geld am selben Tag waschen lassen. So braucht man gar nicht so viele Klamotten mitnehmen.
Wir werden auch oft gefragt, wie wir es schaffen zu fünft mit zwei großen Rucksäcken drei Monate durch Asien zu reisen. Manche sagen dann: „Wenn wir mit unseren zwei Kindern eine Woche an die Ostsee fahren, ist der Kofferraum schon voll.“ Meine Antwort darauf ist immer: „Ihr habt ja den Luxus, so viel mitnehmen zu können.“ Aber wenn du dein Gepäck auf dem Rücken durch die Gegend transportieren musst, überlegst du dir dreimal, was du mitnimmst.
Gibt es etwas, worauf ihr besonderen Wert legt, wenn ihr mit euren Kindern verreist?
Für uns ist es wichtig, andere Kulturen kennenzulernen und Orte zu sehen, die anders sind als das, was man von zu Hause gewohnt ist. So interessieren uns auch Länder, die nicht unbedingt auf jedermanns Reiseliste stehen wie beispielsweise Kenia, Sri Lanka, Myanmar, Borneo. Eine gewisse Infrastruktur muss in den Ländern, die wir bereisen, aber gegeben sein, sowohl in Bezug auf Transport als auch auf Verpflegung und Unterkünfte.
Wir schauen immer erstmal, welches Land uns interessiert und planen dann, wie wir von A nach B kommen. Aber vieles entsteht tatsächlich erst auf der Reise und wird relativ spontan entschieden. Zudem spielt auch der Preis eine Rolle. Bis jetzt hatten wir den Luxus, nicht auf die Ferienzeiten angewiesen zu sein. Seit Julius‘ Schuleintritt letztes Jahr beeinflussen die hohen Flugpreise nun schon die Auswahl der Reiseziele.
Wie geht ihr mit Situationen um, in denen die Kids mal keine Lust mehr aufs Reisen haben?
Natürlich kannst du mit Kindern nicht so durch ein Land reisen, wie du es zum Beispiel mit deiner Freundin im Studium gemacht hättest. Wir schauen deswegen immer mal nach Hotels, die einen Pool haben. Es reicht schon ein ganz kleiner, um die Kinder bei Laune zu halten. Und dann unternehmen wir an einem Tag zum Beispiel eine Tempeltour und sagen den Kindern im Vorfeld: „Der Tag wird anstrengend und heiß, aber wir möchten uns die Sehenswürdigkeit wirklich gerne mit euch ansehen. Morgen bleiben wir dafür den ganzen Tag im Hotel und ihr könnt im Pool spielen.“ Man muss schon ein paar Kompromisse eingehen, damit es allen Spaß macht.
Welche besonderen Vorteile hat man beim Reisen mit Kindern?
Da gibt es einige. Es fängt schon am Flughafen an – überall heißt es anstehen. Und fast immer wird man bevorzugt behandelt, wenn man mit Baby oder Kleinkind reist. Das Airline-Personal bietet Reisenden mit Kindern den Vortritt an oder blockt einen freien Sitzplatz fürs Kleinkind – für Kinder unter zwei Jahren kann man ja keinen Platz buchen, sie reisen eigentlich auf dem Schoß der Eltern mit.
Auch am Reiseziel selbst wird man mit Kindern oft vorgelassen. Ich erinnere mich, dass wir in Bethlehem an der Geburtskirche und in Jerusalem an der Grabeskirche waren. Beide Male boten mir Kirchenmitarbeiter an, mich mit den Kindern an der langen Schlange der anstehenden Besucher vorbeizuführen. So mussten wir nicht eine oder sogar mehrere Stunden warten. Das hätten wir mit den Kindern auch nicht gemacht. Und in Asien haben wir es mehrmals erlebt, dass jemand von den Kellnern das Baby im Restaurant herumgetragen hat – natürlich immer in Sichtweite –, damit wir in Ruhe essen konnten.
Gab es auf euren Reisen mal eine heikle Situation, in der ihr lieber ohne Kind unterwegs gewesen wärt?
Es gab auf keinen Fall etwas, das wir als gefährlich oder brenzlig empfunden haben. Das Einzige, was mir spontan einfällt, ist, dass wir bei unserer Reise durch Myanmar nachts um 3 Uhr angekommen sind. Da mussten wir dann mit Julius im Buggy zu Fuß im Dunklen über ungesicherte Straßen von der Bushaltestelle eine Viertelstunde laufen, um in der Einöde unsere Unterkunft zu finden. Ein Straßenhund hat uns begleitet. Es war nicht gefährlich, aber sicherlich eine Situation, die nicht für jeden okay gewesen wäre.
Und es gab noch eine andere Situation, die in gewisser Weise heikel war: Wir haben einmal Luisas Kuscheldecke im Nachtzug in Vietnam vergessen. Das haben wir erst nach dem Umstieg in den nächsten Zug gemerkt. Als wir dann ankamen, haben die Angestellten tatsächlich am Bahnhof mit der Zuggesellschaft telefoniert. Ein Mitarbeiter hat die Decke gefunden und hat sie mit dem nächsten Zug zu unserem Bahnhof bringen lassen. Unsere Gästehausbetreiberin ist dann abends mit mir auf ihrem Motorrad zum Bahnhof gefahren, wo wir die Decke abgeholt haben – in Deutschland wäre das eventuell nicht so schnell und problemlos möglich gewesen. Wir hatten auf jeden Fall viel Glück, denn eine Weiterreise ohne die geliebte Kuscheldecke wäre dramatisch gewesen, wie andere Eltern sicher nachvollziehen können.
Das heißt, ihr seid bisher vermutlich auch von Krankheiten, Verletzungen und Unfällen verschont geblieben?
Ja, zum Glück. Ich war mit den beiden Mädels am Anfang in Vietnam beim Arzt, weil Luisa seit dem Hinflug eine Woche lang Husten hatte, den sie nicht losgeworden ist. Und Leonora hatte eine Mittelohrentzündung. Da haben wir super Erfahrung mit der ärztlichen Versorgung vor Ort gemacht. Du hast wirklich in jedem kleinen Ort einen niedergelassenen Arzt und in Asien gibt es in den Supermärkten eigene Apothekenabteilungen.
In Nordvietnam, als wir auf den Zug zur Weiterfahrt gewartet haben, hatte Leonora Fieber. Und da haben wir trotzdem um 10 Uhr abends Medikamente bekommen. Nichtsdestotrotz ist eine Reiseapotheke natürlich sehr wichtig. Die muss nicht übertrieben groß sein. Ein kleines Täschchen, in dem alles einmal drin ist, reicht. So hat man für den Notfall alles griffbereit und muss sich nicht sofort kümmern, wo man die Medikamente herbekommt.
Ganz wichtig ist auch das Thema Impfungen. Man kann nicht auf diese Art reisen und durch solche Länder, wenn man seine Kinder nicht impfen lassen möchte. Das wäre verantwortungslos. Unsere Kinder hatten immer die Impfungen, die im Deutschen Impfkalender empfohlen werden und sobald sie das Alter erreicht hatten für spezielle Reiseimpfungen wie Tollwut oder Typhus, dann haben wir sie dagegen auch impfen lassen.
Hast du einen ultimativen Tipp für Eltern, die zum ersten Mal mit Baby oder Kleinkind verreisen wollen – vielleicht sogar mit dem Rucksack?
Immer positiv an die ganze Sache rangehen und sich nicht verunsichern lassen!
Dass man Bedenken hat und selbst unsicher ist am Anfang, wenn man mit einem Kind in ein exotischeres Land reisen möchte, ist ganz normal. Natürlich muss man gut planen und vorbereiten und man sollte an so eine Reise nicht naiv rangehen. Aber in erster Linie ist es ganz wichtig, dass beide Partner Lust darauf haben und sagen: „Das ist cool, das machen wir!“
Wenn ein Partner total begeistert von der Idee ist, mit dem Baby zu verreisen, der andere die Idee aber ganz schrecklich findet, kann es nicht funktionieren. Ich kenne auch Freunde, die haben den Urlaub mit ihrem Baby abgebrochen, weil alles viel zu anstrengend und kompliziert war – und da ging es „nur“ nach Spanien.
Die Planung ist wichtig und es ist normal, dass man am Anfang total übervorbereitet ist. Grundsätzlich sollte man aber versuchen, sich nicht zu viele Gedanken machen und nicht alle Eventualitäten zu durchdenken. Man muss sich einfach auf dieses Abenteuer einlassen und sich nicht verunsichern lassen. Wenn beide Partner richtig Lust darauf haben, dann kann so eine Reise eine richtig tolle Zeit für die gesamte Familie werden.
Wohin geht’s für euch als Nächstes?
Also im Moment beobachte ich gerade die Preise für Südamerika, Panama und Costa Rica. Die Mongolei und China würden uns auch reizen. Mal sehen, wohin es uns im Sommer verschlägt.
Backpacking mit Baby – immer toll, immer einfach?
Kathrin ist es wichtig, zu betonen, dass auch auf Reisen nicht immer alles eitel Sonnenschein ist. Deswegen berichtet sie auch von meckernden Kids, die keine Lust mehr auf Tempel haben, über einsetzenden Sturzregen und von zu überwindenden Hindernissen. Denn auch das gehört zum Reisen dazu. Doch die Erinnerungen, die man als Familie nach solch einer Reise im Herzen behält, wiegen jeden Stolperstein und jeden Streit auf.
Vergessen darf man auch nicht, dass sich einem auf Reisen auch mal größere Hindernisse in den Weg stellen können – ob man nun Backpacking mit Baby macht oder in den All-Inclusive-Urlaub fliegt. Dennoch sollte man seinem inneren Wunsch folgen, wenn es möglich ist und alle Lust drauf haben, und die Welt erkunden. Es lohnt sich!
Hat euch die Reiselust gepackt und ihr wollt euch noch mehr von Kathrins Geschichten, Bildern und Videos sehen? Dann schaut auf ihrem Instagram-Kanal onetravelbaby vorbei und lasst euch inspirieren.