Ohne ein mulmiges Gefühl die Gläschen aus dem Supermarkt kaufen? Oder doch besser Brei und Beikost selbst kochen? Wir gehen der Sache auf den Grund und haben am Ende auch noch ein paar Kochbuch-Empfehlungen für euch.
Gleich mal vorweg: Ob ihr selbst kocht oder auf Gläschen zurückgreift, weil es einfach besser in euren alltäglichen Tagesablauf passt, das bleibt euch überlassen. Bei diesem Thema scheiden sich ohnehin die Geister und natürlich gibt es die Fraktion, für die nur das Selbstkochen infrage kommt. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Das A und O ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit allen wichtigen Nähr- und Mineralstoffen für euer Kind. Denn die braucht es, um zu wachsen. Vielleicht müsst ihr euch auch gar nicht entscheiden. Wahrscheinlich handhaben es die meisten Familien so: Wenn die Kapazität zum Selbstkochen da ist, dann kocht ihr den Brei und die Beikost selbst wenn nicht, greift ihr auf Gläschen zurück.
Babybrei selbst kochen
Beikost zu kochen, dafür braucht es kein Studium. Im Prinzip dünstet ihr verschiedenes Gemüse euerer Wahl vielleicht ein bisschen Fleisch und püriert das Ganze mit einem Schuss Öl. Am einfachsten ist es, wenn ihr eh für euch kocht. Vorm Würzen, Gemüse und Fleisch für euer Baby zu entnehmen. Am besten gleich ein paar Portionen mehr auf Vorrat.
Vorteile
Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Ihr entscheidet, wo die Zutaten herkommen. Das kann der Supermarkt sein oder beim Bio-Bauern um die Ecke. Ihr seid der/die Chefkoch/Chefköchin und wisst somit hundertprozentig, was im Brei drin ist. Genauso könnt ihr aber auch sicher sein, was eben nicht drin ist: nämlich Zucker, Salz, Aromen und sonstige Zusätze.
Das Selbstkochen der Beikost bietet euch die Möglichkeit, neue Zutaten nach und nach einzuführen. Manche Babys reagieren empfindlich darauf, wenn auf einmal zu viel Neues dazu kommt. Auch mögliche Unverträglichkeit könnt ihr so einfacher erkennen. Koch doch auch einfach gleich auf Vorrat. Kein Problem.
Die Vorteile auf einen Blick
- Frische und selbst ausgewählte Zutaten
- Keine versteckten Zutaten
- Keine Salze, Zucker, Aromen, Gewürze, etc.
- Langsames Einführen neuer Zutaten möglich
- Frühes Erkennen von Allergien und Unverträglichkeiten
Nachteile
Der größte Nachteil des Selbstkochens ist der Aufwand. Es kostet einfach viel mehr Zeit, als rasch ein Gläschen zu erwärmen. Zeit, die heutzutage in vielen Familienalltagen sehr knapp bemessen ist.
Ein weiteres Problem kann die Hygiene sein. Nein, das soll hier keine Anmaßung sein. Nur ist es bei selbstgekochtem Gemüse und Fleisch oft schwierig, eine wirkliche Keimfreiheit zu garantieren. Vor allem die Zubereitung von Geflügel bedarf akkurate Verarbeitung. Außerdem kann es ggf. zu einer Unterversorgung mit bestimmten Nähr- und Mineralstoffen kommen. Das liegt einfach an unseren völlig ausgelaugten Böden, auf denen das Gemüse wächst. Bei Brei aus Gläschen werden die oft wieder zugesetzt.
Nachteile auf einen Blick
- hoher Zeitaufwand
- Ggf. höhere Keimbelastung
- Ggf. höhere Belastung mit Pflanzendünge- und Schutzrückständen
- Ggf. Unterversorgung mit bestimmten Nähr- und Mineralstoffen
Was muss ich beim selbstkochen beachten?
Bio-Produkte sind eine gute Wahl, wenn es um die Zutaten für die Beikost geht. Auch Tiefkühlgemüse eignet sich sehr gut. Dadurch, dass alles direkt nach der Ernte eingefroren wird, finden sich meist mehr Nährstoffe und Vitamine darin als in frischem Gemüse aus dem Supermarkt.
Achtet beim Kochen darauf, dass ihr nitratarme Gemüse verwendet. Nitrat ist ein natürliches Salz der Salpetersäure. Es kommt auf natürliche Weise im Boden vor oder wird durch Düngung im Gemüse angereichert. Für die Pflanzen ist das Salz ein wichtiger Nährstoff. Be Säuglingen kann es allerdings den Sauerstofftransport im Blut behindern und gefährlich werden.
Durch erneutes Erwärmen oder bei der Verdauung im Körper wird Nitrat in Nitrit umgewandelt. Dieses gilt als sehr krebserregend. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat für daher einen Grenzwert von 3.65 mg pro Kilogramm Körpergewicht festgelegt. Das Nitrit wird in den Pflanzen vor allem in Blättern, Stielen und Wurzeln eingelagert. Besonders nitratreich Gemüse sind: Spinat, Blattsalate, Mangold, Rucola, Kohlgemüse sowie Wurzelgemüse und Fenchel. Genau wie Spinat sollten diese nicht ein zweites Mal aufgewärmt und auch nicht warmgehalten werden. Diese Empfehlung gilt auch für ältere Kinder und Erwachsene.
Bei der Herstellung des Breis müsst ihr ganz besonders auf Hygiene achten. Erwärmt den Brei nicht noch ein weiteres Mal. Hierdurch können sich ggf. vorhandene Keime vermehren. Wenn ihr auf Vorrat kocht, beachtet: Für Babys unter sechs Monaten sollte der Brei nicht länger als 24 Stunden im Kühlschrank aufbewahrt werden. Für ältere Babys gehen auch zwei bis drei Tage. Am besten friert ihr den Brei portionsweise ein. So hält er sich bis zu drei Monate.
Ernährungswissenschaftler raten übrigens von einer veganen oder vegetarischen Ernährung für Säuglinge ausdrücklich ab: Das Risiko für einen Nährstoffmangel ist dabei viel zu groß und kann sogar die Gesundheit des Säuglings gefährden.
Babybrei und Beikost aus dem Gläschen
Beikost aus dem Gläschen schneidet in puncto Keimfreiheit sehr gut ab. Ihr spart bei der Zubereitung ganz klar Zeit und sie sind auch unterwegs ungemein praktisch. Da es über all „schwarze Schäfchen“ gibt, müsst ihr aber auch hier auf das ein oder andere achten.
Vorteile von Babygläschen
Beikost aus Gläschen ist einfach sehr praktisch. Man kann sie problemlos mitnehmen und das Zubereiten spart enorm viel Zeit. Ihr könnt die Gläschen direkt geben oder braucht sie nur kurz in einem Wasserbad erwärmen. Bei der Herstellung wird entsprechend deutscher Richtlinien sehr sauber gearbeitet. Dadurch ist eine nahezu vollständige Keimfreiheit gegeben. Auch die Belastung mit Pflanzenschutz- und Düngemittelrückständen ist sehr gering. Straffe Gesetzesvorgaben erlauben max. 0,01 Milligramm (mg) Pestizidrückstände pro Kilo Körpergewicht. Auch für den Nitratgehalt gelten strenge Grenzwerte. Maximal 200 mg pro Kilo Körpergewicht sind hier erlaubt.
Nachteile von Babygläschen
Sowohl Stiftung Warentest als auch ÖKO-TEST nehmen sich regelmäßig verschiedene Babygläschen vor und kommen nicht immer zu zufriedenstellenden Ergebnissen.
Bei Gläschen mit einem Gemüse-Fleisch-Menü wird häufig der zu geringe Fleischgehalt bemängelt. Durch zu wenig Fleisch kann die Versorgung mit Eisen nicht ausreichend gewährleistet werden.
Durch das starke Erhitzen, um Keime zu beseitigen, ist es mitunter auch um hitzeempfindliche Vitamine nicht gut bestellt. Der zu minimale Gehalt von Vitamin C, welches für eine besser Aufnahme von Eisen notwendig ist, wurde ebenfalls kritisiert. Vitamin E oder die B-Vitamine haben die Verbraucherorganisationen nicht explizit getestet. Doch auch diese kommen mit großer Hitze nicht gut klar. Ein weiterer Punkt ist der oft zu geringe Fett- und Kaloriengehalt. Auch gehen einige Produkte am Bedarf eines Babys schlichtweg vorbei, indem sich Zusätze wie Zucker, Salz oder Aromen darin finden.
Nachteile von Babygläschen auf einen Blick
- Keine ausreichende Versorgung mit Eisen durch geringen Fleischanteil
- Keine ausreichende Versorgung mit hitzeempfindlichen Vitaminen (z. B. Vitamin C, E und B-Vitamine)
- Oft zu wenig Fett und Kalorien
- Zusätze wie Zucker, Salz, Aromen
- Zusatz von Milch
Was muss ich beachten?
Lest in jedem Fall die Zutatenliste. Gerne wird groß geworben mit Etiketten wie „ohne Zucker“. Bei genauem Hinsehen findet sich dann aber die „Süße aus Früchten“ in den Zutaten. Dabei handelt es sich schlichtweg um zugesetzten Fruchtzucker. Besonders Brei für den den Abend ist gern gesüßt. Diese versteckten Zuckerfallen führen auch schon bei kleinen Kindern zu Insulinresistenz und in der Folge Diabetes. Hierzu haben wir uns bereits im Artikel „Zucker: Kinder in der Blutzucker-Achterbahn“ ausgelassen.
Achtet auch auf die Altersangabe, da der Brei dann entsprechend fein püriert ist.
Ist noch kein Öl angegeben, fügt gern ein wenig gutes Öl hinzu, um den Fett- und Kaloriengehalt etwas zu erhöhen. Vergesst Angaben zu Portionsgrößen. Euer Baby wird euch zeugen, wie viel es braucht. Es wird Tage geben, an denen es kein ganzes Gläschen schafft, an anderen Tagen wird eines nicht reichen, weil es vielleicht gerade wächst.
Kochbücher für die Zubereitung von Brei und Beikost
Eigentlich braucht ihr keine Kochbücher. Achtet auf nitritarmes Gemüse und Bio-Fleisch, dünstet alles und püriert es mit gesundem Öl.
Wenn ihr euch nicht sicher fühlt, einfach drauf los zu kochen, haben wir natürlich auch noch ein paar Kochbuch-Empfehlungen für euch.
„Kochen für Babys“ (Sonja Sammüller)
Aktuell ist „Kochen für Babys“ ein Bestseller unter den Kochbüchern. Die Rezepte sind nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen auf die Nährstoffversorgung von Babys abgestimmt. Die Rezepte sind einfach und leicht nachgekocht.
„Die besten Breie für Ihr Baby“ (Anne Iburg)
Das Buch enthält 50 verschiedene Rezepte. Diese sind genau in die Lebensmonate unterteilt. Dazu gibt es ein Extra-Kapitel „Allergien vorbeugen“ mit ausführlichen Erklärungen.
Im 4-Stufen-Plan könnt ihr genau sehen, wann euer Baby welchen Brei braucht und welche Zutaten und Gewürze ihr hinzufügen könnt.
„Babybrei einfach selbst gemacht: Gesunde Rezepte ab dem 5. Monat“ (Sophie Bromberg)
Hier erfahrt ihr genau, auf welche Besonderheiten ihr beim Selbstkochen achten müsst und welche Lebensmittel für euer Baby die besten sind. Auch hier findet ihr einen 4-Stufen-Plan mit vielen wertvollen Tipps und 20 verschiedene Rezepte. Neben Brei gibt es auch ein paar Tipps für leckere Fingerfoods ab dem siebten Monat.