Wenn ein Paar Eltern wird, verändert das nicht nur den Alltag, sondern auch die Beziehung als Liebespaar. Es gibt viel zu organisieren und wenig Zeit. Manchmal bleibt die Paarbeziehung dabei auf der Strecke. Aber nicht nur die Beziehung als Paar ist wichtig, sondern auch, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Drei Tipps und Ratschläge, wie ihr euch als Liebespaar mit Kindern nicht aus den Augen verliert.
Mit Kindern ist der Alltag in der Regel laut, trubelig, fröhlich und manchmal turbulent und konfliktgeladen. Beide Eltern bringen nicht nur ihre „Erwachseneneigenschaften“ mit, sondern entdecken immer wieder Muster, die aus der eigenen Kindheit durch ihre Kinder getriggert werden. Das bietet jede Menge Konfliktpotenzial, auch unter den Eltern, die in der Zeit vor Kindern nur den Status „Liebespaar“ kannten.
Wenn ich unsere eigene Familie anschaue, mit zwei berufstätigen Eltern in Vollzeit, zwei Kindern im Alter von einem und drei Jahren und keiner Verwandtschaft in der Nähe, dann gibt es häufig Tage, an denen mein Mann und ich uns vielleicht maximal 1-2 Stunden am Tag sehen oder uns unterhalten. In dieser Zeit gibt es immer einiges zu organisieren – wer holt/bringt die Kinder morgen in die Kita/den Kindergarten, welches Kind muss wann gegen Corona getestet werden, welche Impfungen stehen an, wer backt für den anstehenden Geburtstag und so weiter.
Dabei kommen sowohl individuelle als auch gemeinsame Bedürfnisse oft zu kurz. Wie können wir uns als Paar also organisieren, dass wir es trotzdem schaffen, weiterhin Zeit zu zweit zu haben und uns nicht aus den Augen zu verlieren?
Ich-Zeit, Paar-Zeit, Familien-Zeit
Um sich auf die Bedürfnisse anderer einzulassen, ist es wichtig, dass auch die eigenen Bedürfnisse erfüllt werden. Aus diesem Grund ist es für jedes Familienmitglied wichtig, dass es Raum für eigene, aber auch gemeinsame Bedürfnisse gibt und diese auch von allen berücksichtigt werden.
Ich-Zeit
Oftmals opfern sich Mütter für die Familie auf und stellen ihre eigenen Bedürfnisse hinten an. Egal wer es ist, der die eigenen Bedürfnisse ignoriert, es schadet nicht nur einem selbst, sondern auch den anderen Familienmitgliedern. Deshalb ist es keineswegs egoistisch zunächst an die eigenen Bedürfnisse zu denken und diese auch vehement zu verteidigen, sondern im Sinne aller.
Die Ich-Zeit kann vieles sein. Von einer Stunde Sport, zu einer Massage am Abend oder dem dringend benötigten Mittagsschlaf. Es kann auch einfach nur ein langes Telefonat mit der besten Freundin sein. Hauptsache du hast das Gefühl, du tust etwas nur für dich und genießt diese Zeit.
Paar-Zeit
In der Paar-Zeit könnt ihr als Paar, ohne schlechtes Gewissen den Kindern gegenüber, die Zeit miteinander genießen. Auch das ist nicht egoistisch, denn Eltern, die als Paar glücklich sind und sich gegenseitig unterstützen, sind auch besser für die Kinder ansprechbar und belastbarer in Konfliktsituationen.
Die Paar-Zeit kann vom ausgiebigen Restaurant-Besuch, über einen gemeinsamen Spaziergang bis hin dazu einfach gemeinsam im Bett einen Film anzuschauen alles sein.
Familien-Zeit
Während der Familien-Zeit sollen alle Mitglieder gemeinsam Zeit verbringen und diese genießen. Das kann ein Zoo- oder Spielplatzbesuch sein oder auch einfach nur ausgedehnte Spiel- oder Bastelzeit zusammen. Wichtig dabei für euch als Eltern: seid präsent. Keine Ablenkung durch das Smartphone, sondern genießt die Zeit als Familie.
Und wie soll das gelingen?
Das fragst du dich nun sicherlich – schließlich hat der Tag nur 24 Stunden. Und ja, so unromatisch das klingt, auch hierfür ist zunächst Planung erforderlich.
Tipp: Planung für Anfänger
Plant eure Ich-, Paar- und Familienzeit zunächst fürs Wochenende. Dazu nehmt ihr, als Paar, euch am Donnerstag eine Stunde Zeit und überlegt folgendes:
- Was und wann möchte ich am Wochenende jeweils für mich allein machen?
- Was möchten wir gerne als Paar machen?
- Was möchten wir als Familie machen?
Wenn ihr das überlegt habt, organisiert ihr, wie die anderen Aufgaben bzw. Betreuung der Kinder während der Ich- oder Paar-Zeiten aussehen sollen.
Was spricht dagegen mal einen Babysitter an einem Samstag- oder Sonntagnachmittag für zwei Stunden zu organisieren, der mit den Kindern auf den Spielplatz geht während ihr Zeit für euch habt? Oder vielleicht können die Kinder für ein paar Stunden zu Oma und Opa oder Freunden? Plant rechtzeitig und nutzt die Zeit für euch!
Kleine Wertschätzungen
Es klingt so einfach, aber dennoch geht es im Alltag oft unter. Jeder freut sich über ernstgemeinte nette Worte.
Wenn euch das Essen, dass der Partner gekocht hat gut schmeckt, dann sagt es. In die Planung und Vorbereitung des Essens fließt Energie und ein „das schmeckt heute aber wieder besonders lecker“ zaubert sicherlich ein Lächeln auf das Gesicht des Kochs.
Wenn euer Partner heute euer Paket zur Post gebracht hat, bedankt euch und sagt ihm/ihr, dass es euch gefreut hat.
Wenn euer Partner heute einen Pulli trägt, der ihm/ihr besonders gut steht – macht ein Kompliment.
Und überlegt selbst auch, ob es etwas gibt, was ihr eurem Partner/eurer Partnerin Gutes tun könnt.
Tipp: kleine Wertschätzungen im Alltag sind der Zement einer guten Beziehung!
Zeit für Berührungen
Als Paar mit Kindern merkt man manchmal nachmittags erst, dass man sich heute noch gar nicht geküsst hat, wo es doch früher als Liebespaar selbstverständlich die erste Amtshandlung am Morgen war.
Wenn es euch genauso geht – Achtung: wieder unromantisch – plant Berührungen (Umarmen, Küssen, etc.) fix in eure Abläufe ein. Nehmt euch vor, euch mindestens zwei- bis dreimal täglich zu berühren und zählt auch mit.
Warum? Auch Berührungen sind Gewohnheiten. Je weniger wir uns beispielsweise umarmen, desto weniger gewohnt fühlt es sich an und führt zu einer Abwärtsspirale, in der wir uns immer weniger berühren.
Die gute Nachricht – Gewohnheiten kann man ändern!
Tipp: Macht es euch zur Gewohnheit, euch wieder mehr zu berühren!
Das Zwiegespräch
Über Gefühle, Ängste und Pläne zu sprechen kommt in der Minimalkommunikation von Eltern ebenfalls oftmals zu kurz. Deswegen ist es sinnvoll, sich bewusst Zeit für Gespräche zu diesen Themen zu nehmen.
Tipp: plant einmal wöchentlich einen (ungestörten) Termin von 60 Minuten für ein Zwiegespräch ein. Der Ablauf ist wie folgt: jeder Partner hat 30 Minuten Zeit um, ohne unterbrochen zu werden, über seine Gefühle, Ängste, Bedürfnisse und alles was er/sie auf dem Herzen hat zu sprechen. Der Gegenüber hört zu, unterbricht nicht und geht nicht direkt auf das Gehörte ein. Danach ist der andere Partner dran. Am Ende wisst ihr, wie es im Gegenüber aussieht. Und auch falls ihr keine Zeit mehr habt noch weiter zu sprechen, könnt ihr in den folgenden Tagen aufgreifen, was der Partner gesagt habt oder versteht manche Verhaltensweisen besser.
Die obenstehende Liste an Tipps hat natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit und eine Paarbeziehung mit Kindern erfordert sicherlich noch mehr Arbeit als ohne, aber ich hoffe, dass ihr zumindest den ein oder anderen Tipp als Anregung mitnehmen könnt!
Bild: pixabay
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