Ob man sein Kind mit dem Fahrrad zum Kindergarten und zur Grundschule fahren lassen kann, ist ein viel diskutiertes Thema. Vor allem, wenn es im Grundschulalter darum geht, den Schulweg alleine zu meistern. Ab wann Kinder in der Lage sind, allein mit Fahrrad am Straßenverkehr teilzunehmen und wie ein Kinderfahrrad ausgestattet sein muss, erfahrt ihr hier.
Mit dem Fahrrad zum Kindergarten
Es ist wichtig, die eigenständige Mobilität der Kinder so früh wie möglich zu fördern. Ganz alleine das Kind mit dem Fahrrad zum Kindergarten fahren zu lassen ist aber in den meisten Fällen sicherlich noch zu früh und Kinder in dem Alter noch gar nicht fähig, allein am Straßenverkehr teilzunehmen. Es spricht allerdings nichts dagegen, mit eurem Kind gemeinsam zur Kita zu fahren.
Euer Kind sollte das Rad auf jeden Fall beherrschen und Balance halten können. Lasst es unmittelbar vor euch fahren, dann habt ihr es im Blick und könnt vorausschauend agieren. Es gibt auch verschiedene Lösungen, die eurem Kind das Radfahren und Lernen erleichtern können:
Fahrradzug
Der Fahrradzug oder das „Kinderfahrrad Abschleppseil“ wird in der Regel am Fahrradsattel des Elternfahrrads befestigt und am Lenker des Kindes. So habt ihr euer Kind quasi an der Leine. Die Abschleppseile gibt es in verschiedenen Längen und natürlich sollte euer Kind bereits sicher fahren können.
Tandemstange
Für kleinere Kinder und Fahranfänger eignet sich auch die Tandemstange. Hier ist das Kinderfahrrad fest mit dem großen Rad verbunden und das Vorderrad angehoben. Euer Kind kann im Leerlauf mittreten und ein erstes Gefühl für den Straßenverkehr bekommen.
Ist es in der Grundschule erlaubt, mit dem Fahrrad zu fahren?
Ab welchem Alter euer Nachwuchs alleine mit dem Fahrrad zur Schule fahren darf, ist vom Gesetzgeber nicht vorgeschrieben. Hier entscheidet ihr. Eine nicht abgeschlossene Fahrradprüfung stellt also kein Hindernis dar. Auch eine Helmpflicht besteht nicht. Allerdings solltet ihr zum Schutz eurer Kinder darauf bestehen.
In manchen Fällen sprechen Grundschulen ein Verbot aus, dass Schüler:innen verbietet, mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren, wenn sie noch keine bestandene Prüfung vorweisen können. Das ist nicht rechtens. Dennoch sollte man immer schauen, warum ein solches Verbot ausgesprochen wird. Vielleicht ist die Verkehrsumgebung sehr gefährlich oder es gibt viele unübersichtliche Stellen, an denen es bereits mehrfach zu Unfällen gekommen ist. Passiert doch mal etwas, sind Kinder über die Unfallversicherung ihrer Eltern versichert.
Fahrradprüfung
Gleich vorweg: Bitte überschätzt die Fahrradprüfung in der Grundschule nicht. Sie ist keine Führerscheinprüfung, auch wenn die Schulen es sich nicht nehmen lassen, ein schickes Dokument auszustellen. In der dritten und vierten Klasse findet an den meisten Grundschulen eine Fahrradschulung statt. Dabei lernen die Mädchen und Jungen in einem geschützten Raum (Schulhof oder Sporthalle) Regeln und Standardsituationen im Straßenverkehr. In einer abschließenden Prüfung müssen sie Fragen beantworten und die erlernte Regeln umsetzen können.
Viele Kinder haben Schwierigkeit, solche erlernten Situationen auf den realen Straßenverkehr zu übertragen. Das ist ein ähnliches Phänomen wie mit dem Schulweg. Geht ein Kind diesen eingeübten Weg ohne Probleme allein, heißt das nicht, dass es auch andere und weniger bekannte Wege so gut meistert. Wie man sich im Straßenverkehr richtig verhält, lernt ein Kind am besten mit Mama, Papa, Oma oder Opa etc. im Alltag. Nicht auf dem Schulhof. Plant doch gleich mal eure nächste Fahrradtour.
Sicher im Straßenverkehr
Um sich auf dem Rad sicher durch den Straßenverkehr bewegen zu können, braucht es einige wichtige Fähigkeiten.
Euer Kind muss das Gleichgewicht halten können. Ein Hin- und Herschlingern beim Fahren kann zu sehr gefährlichen Situationen führen. Euer Kind muss außerdem in der Lage sein, das Fahrrad sicher zum Stehen zu bringen. Dazu gehört neben dem Halten der Spur natürlich auch ein gewisses Einschätzen des Bremsweges. Zum Abbiegen muss eine Hand ausgestreckt werden, mit der anderen Hand muss das Rad sicher gehalten werden. Dazu muss sich euer Kind vorab umschauen, ohne auszuscheren. Auch hier ist Balance wichtig. Vergesst auch nicht, dass es einen schweren Schulrucksack auf dem Rücken trägt.
Ob euer Kind in der Lage ist, verschiedene Verkehrssituationen richtig einzuschätzen und ein Stück weit vorausschauend zu handeln, könnt ihr in der Regel am besten einschätzen. Wichtige Regeln, die beherrscht werden müssen, sind zudem:
- Bis 8 Jahren muss ein Kind auf dem Gehweg fahren, bis 10 Jahren darf es auf dem Gehweg fahren.
- Gefahren wird auf dem rechten Gehweg oder auf dem rechten Fahrbahnrand.
- Um die Straße zu überqueren, steigen wir ab und schieben das Rad.
- Hintereinander fahren.
- Abstand halten.
- Wettrennen oder Mutproben haben im Straßenverkehr keinen Platz.
Mit dem Fahrrad zur Grundschule
An vielen Grundschulen wird bereits in der ersten Klasse ein kleines Radfahrtraining durchgeführt. Das zeigt, dass Kinder schnell lernen, ihr Fahrrad sicher zu fahren. Schwingt euch auf euren Drahtesel und trainiert mit euren Kindern das Radfahren. Je eher, desto besser. Fährt euer Kind sicher, hat es Kapazitäten, um sich auf den Straßenverkehr zu konzentrieren.
Übt gemeinsam den Schul- und andere wichtige Alltagswege. So lernt euer Nachwuchs verschiedene Verkehrssituationen kennen und kann sich bald sicher durch den Straßenverkehr bewegen. Dies gilt sowohl auf dem Rad als auch zu Fuß.
Wann ist der richtige Zeitpunkt, alleine mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren?
Im Allgemeinen sagt man, dass ein geübtes Kind ab 8 Jahren alleine mit dem Fahrrad zur Schule fahren kann. Etwa in dem Alter findet auch die Fahrradausbildung in den Schulen statt. Jüngere Kinder lassen sich leichter ablenken. Sie können Entfernungen Geschwindigkeiten noch nicht einschätzen und sind mit den Anforderungen im Verkehrsgeschehen noch überfordert. In unübersichtlichen und schwierigen Momenten den Überblick zu behalten, und richtig zu handeln, gelingt den meisten Kindern zum Ende der Grundschulzeit.
Ab 8 Jahren ist es auch möglich, an einem Sicherheitstraining des ADAC teilzunehmen. Möglich ist das in fast jedem Bundesland. Schaut doch mal nach.
Unabhängig vom perfekten Alter gilt: Jeder Schulweg ist anders. Das eine Kind muss keine Straße überqueren und sein Weg führt nur durch eine ruhige Wohnsiedlung. Ein anderes muss vielleicht über mehrere Straßen und eine gefährliche Kreuzung ohne Ampeln.
Wenn eure Kinder lieber mit dem Rad zur Schule fahren wollen, dann fahrt doch einfach gemeinsam, bis die Sicherheit da ist.
Die richtige Ausstattung für Kind und Fahrrad
Ein wichtiger Punkt, der bei Kinderfahrrädern ab Werk leider oft vernachlässigt wird, ist die Verkehrstauglichkeit. Um am Straßenverkehr teilnehmen zu dürfen, muss das Fahrrad ausgestattet sein, wie die der Großen. Laut Gesetz wird Folgendes festgelegt:
- Vorder- und Hinterradbremse
- Licht (weißes Frontlicht mit Reflektor vorn, rotes Rücklicht mit Reflektor hinten)
- pro Rad zwei Speichenreflektoren oder je ein weißer Streifenreflektor (haben viele neue Reifen)
- gut hörbare Klingel
- Pedale mit Reflektor (rutschfest)
Fazit
Ob ihr euer Kind alleine zur Schule fahren lassen solltet, könnt nur ihr allein abschätzen. Punkte, die ihr in eure Einschätzung miteinbeziehen sollt, sind klar. Ist euer Kind ein:e geübte:r Radfahrende:r und hat die Fahrradprüfung bestanden? Beherrscht es die Verkehrsregeln? Kann euer Kind einhändig fahren und sich umschauen, ohne ins Schlingern zu geraten? Fährt es auch mit Rucksack sicher? Es fährt vorausschauend, weicht aus, achtet auf Einfahrten und hält ab Straßenübergängen? Es kann Geschwindigkeit und Entfernung einschätzen?
Trifft all das zu, wünschen wir eine gute und sichere Fahrt.