Jugendherberge, das klingt nach Klassenfahrt, Stockbetten, nächtlichen Partys, Schlangen an der Essensausgabe und Gemeinschaftsbad. Ich hätte nicht erwartet, mich nach Ende meiner Schulzeit noch einmal in eine dieser Unterkünfte zu verirren. Doch dann waren wir als Familie auf der Suche nach einer günstigen Bleibe – und plötzlich hielt ich wieder einen Jugendherbergsausweis in Händen. Wieso die Nacht für uns Eltern zwar anstrengend, es aber sicher nicht die letzte Übernachtung in einer Jugendherberge war, lest ihr in diesem Blogbeitrag.
Auf der Suche nach einer günstigen Familienunterkunft
Wir hatten zu viert eine schöne Familienzeit in Slowenien verbracht und uns die Rückreise offengehalten. Der Urlaub sollte nicht mit einer stundenlangen, stressigen Autofahrt enden, zumal unser Jüngster ein äußerst quengliger Mitfahrer ist. Also suchte ich kurzfristig nach einem schönen Ziel auf halber Strecke für einen Stopp mit Übernachtung. Leider hauten mich die Unterkunftspreise für eine Nacht um. Eher zufällig stieß ich bei der Recherche auf eine Jugendherberge in Berchtesgaden. Sie war als besonders geeignet für Familien ausgezeichnet und bot sogar ein Babybett für den Kleinen. Der Preis war in Ordnung, zumal wir gleich noch das Abendessen dazu buchen konnten – was uns die Suche nach einem geeigneten Restaurant für Kinder ersparte.
Ein Stockbettzimmer und eine Party
Nach der ersten Fahretappe verbrachten wir den restlichen Tag ganz entspannt in der Watzmann Therme in Berchtesgaden. So kamen die Kinder nach dem langen Sitzen im Auto auf ihre Kosten. Am späten Nachmittag fuhren wir weiter zur Jugendherberge. Ein schönes Gebäude mit zum Teil Holz verkleideter Front, angelehnt an die alpinen Häuser der Umgebung. Leider stellte sich heraus, dass sich unser Zimmer nicht dort, sondern im schmucklosen, älteren Herbergsbau daneben befand. Und statt dem hellen, freundlichen Familienzimmer, das ich in der Galerie der Webseite entdeckt hatte, bekamen wir ein Zimmer mit sechs Stockbetten und einem Einzelbett zugewiesen – zumindest hatten wir es für uns allein.
Eine angenehme Überraschung war das Abendessen. Das angebotene Büfett war üppig und lecker. Sowohl für uns als auch die Kinder war etwas dabei. Es gab Hochstühle und eine von unserem Platz gut einsehbare Spielecke. Und in dem regen Treiben im Speisesaal hat man definitiv keine Sorge, dass jemand schief guckt, wenn gekleckert wird oder es am Platz mal lauter zugeht.
An diesem Abend sahen wir nur wenige andere Familien. Außer uns schienen vor allem Schulklassen hier zu übernachten. Das bekamen wir Eltern auch in der Nacht deutlich zu hören. Denn im Schlafraum nebenan feierten Teens eine wilde Party, auch lange nach der eigentlichen Ruhezeit. Unsere Kids störte das kein bisschen, sie schlummerten selig, während wir Eltern lange kein Auge zutaten (obwohl wir uns irgendwann mit Ohrenstöpseln aus einem Automaten im Foyer eindeckten).
Das Gute daran? Das Frühstück am nächsten Morgen. Eine riesige Auswahl – Müsli, Brötchen, Pancakemaker, Obst, Tee und Kaffee satt – die es durchaus mit einem Hotelfrühstück aufnehmen konnte.
Jugendherbergen mit Kind – Fragen & Antworten
Für eine Nacht war die Jugendherberge in Ordnung. Aber für länger? Auch das können wir uns vorstellen, denn Jugendherbergen bringen für Familien einige Vorteile. Und lärmenden Nachbarn und Stockbettambiente kann man vorbeugen. Hier findet ihr Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Kann man in Jugendherbergen einfach so übernachten?
Voraussetzung ist ein Jugendherbergsausweis. Den kann man vorab online beantragen oder bei der ersten Übernachtung direkt in der Jugendherberge ausstellen lassen. Familien zahlen im Jahr 22,50 Euro. Die Mitgliedschaft gilt in den mehr als 400 Jugendherbergen in Deutschland sowie in über 3.000 Jugendherbergen weltweit.
Familien und Jugendherbergen, passt das zusammen?
Ja, denn Jugendherbergen richten sich mit ihrem Angebot auch gezielt an Familien. Rund 200 Jugendherbergen sind als „besonders geeignet für Familien“ zertifiziert. Das heißt, es gibt Familienzimmer mit eigenem Bad, Kleinkindbetten, Windeleimer, Kindertoilettensitze, Hochstühle, Babyphone und die Möglichkeit, das Fläschchen oder Essen für die Kinder zu erwärmen. Außerdem finden sich im und ums Haus jede Menge Spielmöglichkeiten – und nicht zu vergessen auch Spielkameraden.
Sogar Familien mit Hund sind in 40 ausgewählten Jugendherbergen willkommen.
Nach Wunsch kann man mit Frühstück, Halb- oder Vollpension buchen. Die Speisepläne sind auf Kinder abgestimmt.
Das bescheidene Image der Herbergen wurde in den letzten Jahren ordentlich aufpoliert. Viele Häuser wurden saniert und renoviert und bieten inzwischen einiges an Komfort und eine moderne Ausstattung.
Wer möchte, verbindet eine Übernachtung mit einem von den Herbergen angebotenen Freizeitangebot. Darunter sind etwa Fackelwanderungen, Lagerfeuer, Bastelworkshops und geführte Spaziergänge. Aber auch Ausgefallenes wie ein Wochenende mit Huskys, ein Ritterabenteuer oder ein Floßbau.
Unterkünfte findet man hier.
Spezielle Angebote für den Familienurlaub gibt es hier.
Was gibt es noch für Vorteile?
Die Lage: Jugendherbergen sind oft sehr zentral in der Stadt oder in attraktiven Gegenden untergebracht: direkt am Meer, in den Bergen, im Wald oder in der Nähe von Naturschutzgebieten.
Bio-Essen: Viele Häuser setzen bewusst auf Bio-Lebensmittel und sind entsprechend zertifiziert. Zu den angebotenen Produkten in Bioqualität zählen etwa Honig, Milch, Nudeln, Eier, Obst, Kaffee und Tee.
Die Ausstattung: In manchen Häusern kann man sogar Waschmaschine und Trockner nutzen und so den Koffer deutlich sparsamer packen. Am besten wirft man einen Blick auf den Reiter „Ausstattung“ auf der jeweiligen Herbergsseite. Wenn etwas unklar ist, empfiehlt sich immer ein kurzer Anruf in der Jugendherberge direkt.
Was kostet eine Übernachtung für Familien?
Pauschal lässt sich das leider nicht sagen, weil die Jugendherbergen in mehreren Landesverbänden mit jeweils unterschiedlichen Preismodellen organisiert sind. Positiv ist in jedem Fall, dass im Übernachtungspreis der Häuser das Frühstück immer inbegriffen ist. Es gibt außerdem spezielle bundesweite Angebote wie die „Familienauszeit“. Drei Tage Kurzurlaub inklusive Frühstück für zwei Erwachsene und bis zu drei Kindern bis 17 Jahre kosten 219 €. Mehr Infos dazu hier.
Wie vermeide ich unruhige Nächte mit feiernden Jugendlichen?
Völlig ausschließen lässt sich das nicht. An der Rezeption in unserer Jugendherberge bekamen wir den Tipp, als Familie eher in den Schulferien zu buchen. Auch ein Anruf in der Herberge vor der Buchung, ob auch wirklich ein Familienzimmer im fraglichen Zeitraum frei ist, kann vor unangenehmen Überraschungen schützen. Zumindest bei einer kurzfristigen Buchung über die Webseite kann es nämlich passieren, dass man bei Vollbelegung ein anderes Zimmer zugewiesen bekommt. Wer ein spezielles Familienangebot bucht, kann ziemlich sicher sein, auf viele Gleichgesinnte zu treffen.
Übernachten in einem Baumhaus oder Schloss, echt jetzt?
Einige Jugendherbergen sind an erstaunlichen Orten untergebracht.
In Baumhäusern kann man etwa in der Jugendherberge Hohenstaufen auf der Schwäbischen Alb schlafen
Wie Prinzessin oder Prinz fühlt man sich in der Jugendherberge Bacharach, die in einer Burg aus dem 12. Jahrhundert untergekommen ist.
Jugendherberge Bacharach: © DieJugendherbergen.de
Und Abenteurer aufgepasst: Spannend ist auch das Angebot der Jugendherberge „Urwald-Life-Camp“ Lauterbach. Hier kann man neben normalen Zimmern auch ein Baumhaus oder Tipi beziehen.
Und die Jugendherberge Plauen befindet sich in einer alten Feuerwache.
Jugendherbergen sind es definitiv wert, bei der nächsten Urlaubsplanung mitbedacht zu werden. Damit die Reise gelingt, haben wir euch eine Urlaubspackliste zusammengestellt und geben Tipps gegen Reiseübelkeit im Auto.
Beitragsbild oben: Jugendherberge Berchtesgaden © DJH-Landesverband Bayern e.V.