In vielen Bundesländern suchen Eltern verzweifelt nach einem Kitaplatz für ihr Kind. Vor allem Plätze für Kleinkinder ab einem Jahr, inklusive Nachmittagsbetreuung, sind heiß begehrt und vielerorts nur schwer zu finden. Darunter leidet auch die Vereinbarkeit, wenn Mütter erst später als geplant in ihren Beruf zurückkehren können.
Doch es kann auch anders laufen. In Hamburg ist es für Eltern noch vergleichsweise einfach, einen Kitaplatz zu finden. Warum das so ist, erklären die Hamburger Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer und ihre Sprecherin Anja Segert im Interview.
BoB.Family: In ganz Deutschland fehlen Kitaplätze. Hamburg steht im Ländervergleich laut einer Studie der Bertelsmannstiftung aber ganz gut da. Was macht Hamburg besser als andere Bundesländer?
Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer: In Hamburg erhalten Familien mit dem Kita-Gutschein-System eine Kindertagesbetreuung, die zu ihren Bedürfnissen passt. Neben einer beitragsfreien, bis zu fünfstündigen Betreuung gibt es auch Betreuungszeiten von sechs, acht, zehn und zwölf Stunden täglich.
Wir haben in Hamburg aktuell rund 1.200 Kitas, in denen mehr als 81.000 Kinder betreut werden. In den vergangenen Jahren ist die Anzahl der Kitas vor dem Hintergrund der wachsenden Kinderzahlen in dieser Stadt kontinuierlich angestiegen. Jedes Kind, das in einer Kita betreut werden soll, bekommt in Hamburg auch einen Kitaplatz.
BoB.Family: Wie stellen Sie sicher, dass genügend Personal in den Kitas vorhanden ist?
Sprecherin Anja Segert: Der Hamburger Senat hat bereits frühzeitig Strategien entwickelt, um dem Fachkräftemangel an Kitas entgegenzuwirken. Es wurden mehr Ausbildungsplätze für Erzieherinnen und Erzieher geschaffen, auch berufsbegleitend, sowie Möglichkeiten für einen Quereinstieg.
Die Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistenz haben wir auch für junge Menschen mit einem erweiterten ersten Schulabschluss ermöglicht, ohne die hohen Ausbildungsstandards zu senken. Außerdem gibt es in Hamburg eine Garantie für einen Platz in der schulischen Ausbildung, die zudem kostenfrei ist.
BoB.family: Ab wann können Eltern ihre Kinder in Hamburg zur Kita anmelden?
Sprecherin Anja Segert: Sobald Hamburger Kinder Anspruch auf eine Kindertagesbetreuung haben, in der Regel ab dem ersten Geburtstag, können sie in einer Kita aufgenommen werden. Anders als in anderen Bundesländern ist die Anmeldung und Eingewöhnung in Hamburger Kitas ganzjährig möglich, nicht nur zum Ende der Sommerferien. Dadurch können Eltern direkt nach der Elternzeit wieder in ihren Beruf starten. Auch kurzfristig freiwerdende Plätze, wenn Familien die Kita nochmal wechseln oder umziehen, können somit schneller wieder belegt werden.
BoB.family: Welche Kosten müssen Eltern in Hamburg für die Kinderbetreuung an Kitas übernehmen?
Sprecherin Anja Segert: Bis zu fünf Stunden täglich und bis zu 30 Wochenstunden, inklusive Mittagessen, sind ab Geburt bis zur Einschulung in Hamburger Kitas beitragsfrei. Für längere Betreuungszeiten sind die Elternbeiträge nach Einkommenshöhe, Familiengröße, Alter des betreuten Kindes und Betreuungsumfang gestaffelt. Der Höchstsatz liegt aktuell bei 204 Euro monatlich und schließt ein warmes Mittagessen ein.
Ab dem dritten Lebensjahr des Kindes bis zur Einschulung sind bis zu sechs Stunden täglich beitragsfrei. Für jede weitere Stunde werden monatlich elf Euro angesetzt.
Einige Kita-Träger erheben Beiträge für zusätzliche Angebote, für ein Frühstücksbuffet, Gruppenreisen oder spezielle Musik- oder Sprachangebote. Die Teilnahme daran ist freiwillig.
BoB.family: Wer hat Anrecht auf eine Nachmittagsbetreuung der Kinder?
Sprecherin Anja Segert: Die fünfstündige Betreuung eines Kindes ist ab dem ersten Lebensjahr bis zur Einschulung ohne Nachweis möglich und kann auch am Nachmittag liegen. Für darüber hinausgehende Betreuungszeiten sowie bei Kinder unter einem Jahr sind Nachweise der Eltern erforderlich. Zum Beispiel eine Berufstätigkeit, ein Studium, eine Wiedereingliederungsmaßnahme oder ein Deutsch-Sprachkurs für Migrantinnen und Migranten.
BoB Family: In Hamburg steigen die Mieten, dazu die hohe Inflation: Wird das in Zukunft dazu führen, dass es weniger Kitas geben wird?
Sprecherin Anja Segert: Die Hamburger Sozialbehörde hat ein umfangreiches Paket an zusätzlichen Erhöhungen der Kita-Leistungsentgelte für das Jahr 2023 geschnürt. Dabei wurde insbesondere die Tarifeinigung im öffentlichen Dienst mit der Vereinbarung von Inflationsausgleichsgeldern berücksichtigt.
Insgesamt wurden für das Jahr 2023 Zusatzvereinbarungen von 18 Millionen Euro getroffen. Mit den regulär zu vereinbarenden einheitlichen Fortschreibungsrate und den Gebäudekosten-Fortschreibungsraten erhalten die Hamburger Kitas bereits unter Berücksichtigung des Abzugs für den Qualitätsbeitrag rund 43 Millionen Euro zusätzliche Mittel in 2023. Das sind insgesamt somit 61 Millionen Euro zusätzlich für die Hamburger Kitas.
Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer: Die Erhöhung der Kita-Leistungsentgelte sichert die wirtschaftliche Grundlage der Kita-Infrastruktur in Hamburg. Das ist ein wichtiges Signal an die Eltern und die Fachkräfte.
BoB Family: Butter bei die Fische: Wie oft kommt es in Hamburger Kitas aktuell zu Ausfällen wegen Personalmangel?
Sprecherin Anja Segert: Wie in anderen Branchen auch, ist die Suche nach Fachkräften trotz aller Bemühungen schwierig. Die Sozialbehörde nimmt eine starke Belastung der Mitarbeitenden auch in den Hamburger Kitas wahr. Die Gründe dafür sind vielfältig: Hohe Krankenstände, gestiegene Belastung in Folge aktueller Krisen. Eine hohe Fluktuation und dadurch häufige Einarbeitung neuer Kolleginnen und Kollegen sowie allgemeine Schwierigkeiten, geeignete Fachkräfte zu finden.
Die Hamburger Sozialbehörde nimmt die Situation sehr ernst und ist mit allen Beteiligten im Gespräch, um die genauen Ursachen der gestiegenen Belastung zu ermitteln und gemeinsam Maßnahmen zu erarbeiten.
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