In unserer Serie zum Thema „Mobilität in der Stadt“ stellen wir euch nachhaltige Möglichkeiten vor, wie ihr als Familie schnell und einfach durch die Stadt kommt. Wir haben uns nach langem Überlegen für ein Lastenrad entschieden. Warum ein Lastenrad für Familien nahezu perfekt ist und für welches Modell wir uns aus welchen Gründen entschieden haben, lest ihr hier.
Stuttgart ist eine Autostadt. Das merkt man, wenn man für 9 km Strecke mal wieder 45-50 Minuten braucht, weil man von einem Stau in den nächsten gerät. Wie oft bin ich schwitzend mit brüllendem Baby auf dem Rücksitz in eine Parkbucht abgebogen, weil die Fahrt bzw. eher das Im-Stau-stehen einfach mal wieder zu lange dauerte.
Was man in Stuttgart, insbesondere bei Familien, häufig sieht, sind Lastenräder. Nachdem unser zweites Kind geboren war, das Auto für uns vier sowieso zu klein geworden und die letzten Monate kaum bewegt wurde, entschlossen wir uns ebenfalls ein Lastenrad in Erwägung zu ziehen. Ich muss gestehen, ich war skeptisch.
Wie gesagt, Stuttgart ist eine Autostadt und Radwege sind rar. Noch dazu so ein riesiges Gefährt mit zwei kleinen Kindern drin – das erschien mir zu wenig praktikabel und unsicher. Da aufgrund der Topographie Stuttgarts auch nur ein Lastenrad mit Elektroantrieb zur Frage steht, ist die Investition nicht unerheblich. Preislich liegt man hier schnell zwischen 5.000 – 8.000 Euro.
Aus Angst eine teure Investition zu tätigen, mit der wir oder die Kinder aber gar nicht klarkommen, beschlossen wir zunächst einmal ein Lastenrad zu mieten.
Lastenrad für Familien mieten
Zufälligerweise entdeckte ich, dass man bei mylo neben normalen Fahrrädern und E-Bikes auch E-Lastenräder mieten kann. Das Modell, das dort zur Verfügung stand war ein Urban Arrow Family (mittlerweile stehen bei mylo nur noch RIESE&MÜLLER-Lastenräder zur Verfügung).
Die ersten Monate fuhr lediglich mein Mann mit unserem 1,5-jährigen Sohn mit dem Rad. Als ich es nach ein paar Monaten das erste Mal fuhr, war ich zunächst sehr zögerlich. Nach kürzester Zeit hatte ich aber den Dreh raus und es machte wahnsinnig Spaß.
Das Urban Arrow Family verfügt über eine bequeme Sitzbank mit Dreipunktgurt. Man kann ein Kind ab ca. 1,5 Jahren sehr gut und sicher dort anschnallen. Für unsere jüngere Tochter, die ab einem Alter von ca. 6 Monaten mitfuhr, installierten wir den Babboe-Kleinkindersitz. Dieser ist nicht für das Urban Arrow ausgelegt und passt nicht „einfach so“, aber man kann ihn mit etwas handwerklichem Geschick trotzdem sicher montieren. Ohne den Kleinkindersitz wäre es nicht möglich gewesen unsere Tochter sicher und bequem im Lastenrad zu transportieren.
Was uns allerdings auffiel: das Urban Arrow Familie ist nicht gefedert. Bei schnellerer Fahrt jammerte unser Sohn also bei jeder Bodenunebenheit und wollte daher auch nur noch in gemäßigtem Tempo fahren.
Probefahrt und Beratung
Um das für sich passende Lastenrad zu finden, empfiehlt sich auf jeden Fall eine umfangreiche Beratung und Probefahrt verschiedener Modelle. Neben dem Urban Arrow testen wir ein Modell von CARQON und RIESE&MÜLLER.
Ich persönlich empfand das Fahrgefühl beim CARQON-Lastenrad angenehmer als beim Urban Arrow und besonders praktisch war die Tür am Korb, sodass die Kinder selbstständig einsteigen können.
Das RIESE&MÜLLER war (im Jahr 2021) allerdings das einzige, vollgefederte Lastenrad und das war uns, nach den Erfahrungen mit unserem Sohn, sehr wichtig.
Natürlich spielt auch der Preis eine entscheidende Rolle. Das CARQON startet bereits bei 5.699 Euro (Stand Juni 2022), das Urban Arrow bei 6.690 Euro und das RIESE&MÜLLER bei 7.198 Euro.
Obwohl ich beim Preis gezuckt habe, entschlossen wir uns für das RIESE&MÜLLER. Schließlich ersetzten wir mit dem Lastenrad unser Auto und, wie gesagt, die Federung war uns sehr wichtig.
Das Lastenrad für Familien
Nach über einem halben Jahr und über 1.400 gefahrenen Kilometern bin ich nach wie vor der Meinung, die beste Entscheidung getroffen zu haben.
Das RIESE&MÜLLER Load 75 hat wirklich alles, was man braucht. Trotz seiner Größe und Gewichts wirkt es deutlich kompakter als beispielsweise das Urban Arrow. Der Korb ist selbst mit Regeverdeck wesentlich niedriger als das Urban Arrow, sodass man besser darüber hinweg sehen kann. Der 5-Punkt-Gurt lässt sich flexibel auf das Kind einstellen und die beiden Einzelsitze lassen sich variabel hoch oder runterklappen sowie das Rückenteil inklusive Kopfstütze in der Höhe verstellen.
Durch die niedrigen Seitenwände haben die Kinder (zumindest etwas größere Kinder) die Möglichkeit selbst rein und raus zu klettern. In unserer Ausführung haben wir zugunsten einer größeren Bodenfreiheit auf den Fußraum verzichtet, sodass die Kinder mit ausgestreckten Beinen (flach) auf dem Boden sitzen. Das würde ich vermutlich bei einer Neuanschaffung anders machen und den Fußraum nehmen, allerdings haben sich die Kinder bislang noch nie beschwert oder mitgeteilt, dass es ihnen unbequem wäre.
Das Load 75 lässt sich auch sehr flexibel auf den Fahrer einstellen und durch die einfache und schnelle Möglichkeit den Lenker sowohl in der Höhe zu verstellen als auch zu kippen, kann jeder gemäß seiner Präferenzen bequem fahren.
Neben der erwähnten Voll-Federung, wobei die vordere Federung insbesondere für die Kinder relevant ist, bietet das Load 75 auch Sicherheits-Features wie ein Bremslicht oder ein Fernlicht. Ersteres empfinde ich als sehr angenehm, wenn man aufgrund des Mangels an Radwegen im Stadtverkehr mitfährt.
Der Einsatzzweck
Ich nutze unser Lastenrad täglich. Auf dem Weg ins Büro bringe ich unsere zwei Kinder in die Betreuung. Man kann also locker zwei Kinder, Handtasche, Kinderrucksäcke und manchmal sogar diverses Spielzeug im Load 75 transportieren. Trotz diverser Anstiege und Berge auf der Tour durch Stuttgart, komme ich dank der Elektrounterstützung nicht ins Schwitzen und wenn ich auf alternativen Routen und Seitenstraßen an den im Stau stehenden Autos vorbeifahre, freue ich mich gleich doppelt über mein Lastenrad.
Selbst bei Regen steht einem Einsatz des Rads nichts im Weg. Durch den Korb vorne, sind die Beine bereits zu einem großen Teil vor Wind und Regen geschützt. Mit einem Regenponcho kann man also gut auch bei Starkregen fahren.
Wir haben mit dem Load 75 erfolgreich unser Auto ersetzt und vermissen es für den Einsatz in der Stadt kein bisschen. Für uns ist das RIESE&MÜLLER das perfekte Lastenrad für Familien.
Weitere Informationen
Wenn ihr noch mehr über das RIESE&MÜLLER Load 75 erfahren wollt, schaut euch doch gerne den Test von Radelbande auf YouTube an.
Beitragsbild: privat