Auf eigenen Beinen zu laufen, das ist einer von vielen Meilensteinen in der Entwicklung eines Kindes. Plötzlich ist das Baby ein Kleinkind und seine Sicht auf die Welt eine andere. Auf seinen kleinen Füßen kann es nun endlich die Umgebung erkunden und seine Eltern auf Trab halten. Wie ihr euren kleinen Spatz beim Laufenlernen unterstützen könnt, erfahrt ihr hier.
Vorarbeit ist nötig
Bis euer Kind laufen kann, ist einiges an Vorarbeit nötig. Unzählige Muskeln müssen trainiert werden. Im Prinzip beginnt das Training schon im Bauch, mit den ersten Strampelbewegungen. Ungefähr ab der 16. Schwangerschaftswoche kann man das sogar von außen sehen und spüren.
Nach der Geburt
In den ersten Wochen nach der Geburt werden bei einer der ersten U-Untersuchungen die Reflexe getestet. Das Baby kann dann bereits die Füße anheben und wieder senken. Man spricht hier vom Schreitreflex, denn es sieht wirklich so aus, als würde das Baby gehen. Dieser Reflex verschwindet im Verlauf wieder. Doch in den kommenden Monaten wird auch im Liegen immer fleißig gestrampelt.
Ab dem dritten Monat
Ab dem dritten Monat können die meisten Babys in Bauchlage bereits ihren Kopf alleine anheben. Das ist aufregend und anstrengend. Mit der Zeit klappt das dann aber schon richtig gut und auch immer länger.
Ihr könnt hier schon ein wenig unterstützen, indem ihr euren kleinen Zwerg immer mal wieder in Bauchlage bringt. Aber bitte nur im wachen Zustand! Wunderbar geht das zum Beispiel auf einer Krabbeldecke mit einem interessanten Spielzeug.
Mit einem halben Jahr können sich die meisten Kinder schon allein nach links und rechts drehen. Hier wird gezielt der Gleichgewichtssinn trainiert. Vorsicht auf dem Wickeltisch! Lasst euer Baby nicht unbeobachtet.
Ab dem siebten Monat
Ab dem siebten Monat beginnen einige Kinder sich alleine fortzubewegen. Am Anfang geschieht das noch rollend oder robbend. Im Vierfüßlerstand wippen die Kleinen vor und zurück und bereiten sich so auf das Krabbeln vor. Wenn es dann losgeht, gibt es kein Halten mehr. Spätestens jetzt solltet ihr euer Heim kindersicher gemacht haben. Das heißt: Treppengitter, Kindersicherung und Türen und Schubladen, Schränke, Regale und TV gesichert etc.
Ungefähr neun bis vierzehn Monate
Die Welt am Boden ist langweilig geworden und euer Kind will hoch hinaus. Ungefähr zu dieser Zeit kann sich euer Baby alleine sitzen. Um dies zu können, hat es bereits gelernt, sich selbst auszubalancieren und den Gleichgewichtssinn geschärft. Der Rücken kann nun selbstständig aufrecht gehalten werden und die freien Hände sind bereit, um nach Tischkanten und Sesseln zu greifen. Endlich ist die Kraft da, um sich an allerlei Möbeln hochzuziehen.
Wackelig werden dann die ersten Schritte gemacht, um all das zu erreichen, was Mama und Papa extra eine Etage höher gestellt haben. Wenn das klappt, ist die Freude groß und die Kleinen sind richtig stolz. Super gemacht! Im nächsten Schritt ist alles toll, was man vor sich herschieben kann: ein Stuhl, eine Kiste oder vielleicht ein Lauflernwagen. So können sich die Kleinen auch quer durch den Raum bewegen.
Ungeduldige fangen jetzt auch mal wieder an zu krabbeln, wenn es mit dem Laufen noch nicht schnell genug geht und man zu oft hinfällt.
Ab 14 Monaten
Viele Kinder können ab circa 14 Monaten alleine aus dem Sitzen aufstehen. Nicht nur das, sie können jetzt auch alleine stehen. Zwei gute Monate später klappt auch das „richtige“ Laufen. Jetzt kommen viele Eltern an ihre Grenzen. Unermüdlich flitzen die Kleinkinder durch die Gegend und entdecken die Welt.
Wie kann man das Laufenlernen fördern
Im Prinzip lernt es laufen ganz von allein. Wenn euere Hilfe braucht, eine Hand, die es hält, wird es euch dies wissen lassen. Bitte erzwingt das Laufen nicht. Viel zu früh, beispielsweise mit sogenannten Lauflernhilfen (z. B. wie fahrbare Kinderstühle) ist sehr umstritten und kann zu ernsthaften Schäden führen.
Gegen Unterstützung und Motivation spricht natürlich nichts.
Freier Raum
Eine große Unterstützung ist viel Platz zum Üben. Macht eure Wohnung sicher. Räumt Stolperfallen wie Kabel aus dem Weg und klebt Tisch- und Regalkanten ab. Auch Treppenauf- und Abgänge sollten gesichert werden. So kann euer Kind sorgenfrei mit dem Üben beginnen.
Vielleicht könnt ihr unterwegs die ein oder andere kleine „Rettungsinsel“ aufbauen. Beispielsweise ein Sitzkissen oder etwas anderes, wo sich euer Kind kurz festhalten und ausruhen kann, bevor es weitergeht.
Motorikspielzeug
Der kleine Hund aus Holz, der lustig mit dem Schwanz wedelt und den man hinter sich herziehen kann. Die Ente am Stock, die geschoben vor einem her watschelt. Diese Spielzeuge zum Schieben oder Ziehen regen zum Laufen an. Probiert es mal aus.
Motivation
Motiviert euren Nachwuchs. Zeig ihm, wie gut der Fortschritt ist, den euer Kind macht. Beruhige es, wenn es verzweifelt, weil es nicht so klappt wie geplant. Nehmt eurem Kind die Arbeit nicht ab, sondern bietet Hilfe an. Haltet es, wenn es fällt oder reicht eine Hand, wenn es diese verlangt. Etwas von selbst zu schaffen, ist jetzt das höchste Ziel.
Ermutigen
Ermutigt euer Kind zum Üben. Fordert es beispielsweise auf, zu euch zu laufen. Oder baut einen kleinen Parkour aus Kissen auf, den es bewältigen kann. In den warmen Sommermonaten könnt ihr ganz neue Untergründe austesten: warmen Sand, kitzelndes Gras oder Kieselsteine. All diese verschiedenen Untergründe trainieren die Beinmuskulatur und fördern die Trittsicherheit.
Mit oder ohne Schuhe
Die ersten Schritte sollte euer Kind am besten barfuß erleben. Der direkte Kontakt zum Boden bietet ein ganz anderes Reizerlebnis. Dein Kind bekommt ein Gefühl für verschiedene Untergründe (Teppich, Fliesen oder Holz) und durch das Abrollen des Fußes, kann sich die Muskulatur korrekt entwickeln. In Schuhen mit dicker Sohle ist dies nicht gegeben. Wenn es mit nackten Füßen zu kalt ist, sind Anti-Rutsch-Socken eine gute Lösung.
Wenn die Füße so weit entwickelt sind, dass euer Kind richtige Schuhe tragen kann, kommt der Lauflernschuh. Richtige Schuhe braucht ihr allerdings erst, wenn es nach draußen geht. Lauflernschuhe sind meist vorne etwas breiter und haben eine feste Fersenkappe. Auch der Schaft ist höher, um den Fuß zu Beginn noch zu stützen.
Wenn ihr euch mit dem Thema noch nicht auseinander gesetzt habt, informiert euch über Barfußschuhe. Es gibt auch welche für Lauflerner, z. B. von Affenzahn. Durch ihre Form und die dünne Sohle geben sie den Füßen den Spielraum, den sie brauchen, um sich richtig zu entwickeln. Lasst euch da am besten in einem Schuhgeschäft beraten. Auch die richtige Größe ermittelt besser jemand vom Fach, den die Kleinen knicken gerne mal die Zehen ein.
Mein Kind läuft nicht
Es kann passieren, dass ein Kind auch mit eineinhalb Jahren noch nicht läuft. Das ist erst mal nicht ungewöhnlich. Wenn es euch trotzdem Sorge bereitet, sucht eure Kinderärztin oder Arzt auf. Auch in den regelmäßigen U-Untersuchungen ist die Motorik ein Thema.