Richtig Lernen muss man lernen. Wir erklären euch hier, was Lerntypen sind und warum sie überholt sind. Wir bringen euch Lernstrategien nahe und geben euch fünf einfache Lerntechniken für euer Grundschulkind an die Hand. So kann euer Nachwuchs in der Schule richtig durchstarten.
Kinder wollen von Natur aus Lernen. Viele haben vielleicht schon erste Erfahrungen durch Vorschulunterricht. Doch wie man richtig effektiv lernt oder welche Lerntechniken es einem erleichtern, das muss man erstmal lernen.
Verschiedene Lerntypen
Wenn ihr euch schon mal mit dem Thema „Lernen“ auseinandergesetzt habt, seid ihr vielleicht bereits auf den Begriff der „Lerntypen“ gestoßen. Auch in der praktischen Pädagogik ist die Einteilung in Lerntypen ein verbreitetes Modell. Die unterschiedlichen Typen beschreiben, mit welchem Sinnesorgan die Informationen aufgenommen werden sollten, um den besten Lernerfolg zu erzielen. Die Theorie dazu stammt vom deutschen Biochemiker und Systemforscher Frederic Vester. Dieser legte sie erstmals 1975 in seinem Buch mit dem Titel „Denken, Lernen, Vergessen“ dar. Dem Ganzen liegt der Gedanke zugrunde, dass jeder Mensch anders lernt / ein anderer Lerntyp ist und man so das Lernen vereinfachen kann. Die gängigsten Typen beziehen sich auf: sehen, hören, fühlen oder kommunizieren.
Auditiver Lerntyp
Der auditive Lerntyp lernt durch das Hören von Informationen. Hier ist das Höhren von Vorträgen, Hörbüchern, Podcasts etc. der effizienteste Weg, um Wissen aufzunehmen und zu behalten. Auch sich selbst laut vorzulesen ist hier sehr hilfreich.
Visueller Lerntyp
Dieser Typ benötigt visuelle Reize wie: Filme, Abbildungen, Grafiken und Diagramme. Der ausschlaggebende Wahrnehmungssinn, um Informationen zu erlernen, ist das Sehen. Typisch ist hier auch, in Texten zu markieren oder Abschnitte mit Skizzen zu versehen.
Lesen/Schreiben-Lerntyp
Menschen dieses Typus lernen den Stoff durch das Lesen von Büchern, Notizen, Handzetteln. Nachschlagwerke und Wörterbücher sind sehr beliebt. Besonders wirksam ist hier, das Gelesene auch noch einmal in eigenen Worten aufzuschreiben.
Kinästhetisches Lernen / haptischer Lerntyp
Der Tastsinn, also das Fühlen, führt bei diesem Lerntyp zum Erfolg. Durch das Anfassen oder Nachahmen und Ausprobieren gelingt hier das Lernen. Für diese Menschen bieten sich Modelle und Experimente an, aber auch Rollenspiele. Auf diesem Lerntyp basiert u. a. die Loci-Methode. Hierbei wird der Lernstoff beispielsweise mit Gegenständen im eigenen Zuhause verknüpft, um ihn sich besser einprägen zu können. Umgekehrt lässt sich der Stoff erneut abrufen, wenn man den Gegenstand wahrnimmt.
Kritik an der Kategorisierung in Lerntypen
Die psychologische Wissenschaft kritisiert das Modell der Lerntypen mittlerweile deutlich. Zum einen beschränkt es sich auf die Sinnesorgane, mit denen wir Informationen aufnehmen. Wir Menschen sind visuelle Wesen. Wir nehmen Infos am schnellsten über unseren Sehsinn auf. Zum anderen reicht es uns nicht zum Lernen aus, etwas bloß über ein Sinnesorgan aufzunehmen. Es bleibt kurzfristig im Kurzzeitgedächtnis hängen und verabschiedet sich wieder. Um etwas zu verstehen und langfristig abzuspeichern, müssen wir Wissen in unser Bewusstsein dringen lassen und es dann kognitiv verarbeiten. Dies geschieht durch logisches Nachdenken, Interpretieren, Bearbeiten etc.
Lassen wir es uns so sagen: Das Modell der Lerntypen ist überholt. Statt von festen Lerntypen auszugehen, spricht man in der Wissenschaft heute von Lernstrategien. Auf diese kommt es an. Jeder Mensch muss für sich eine solche Strategie entwickeln und sie individuell dem entsprechenden Lernziel anpassen. In der Regel und im besten Fall besteht sie aus verschiedenen Lernmethoden, um den bestmöglichen Erfolg zu erzielen.
Die richtige Lernstrategie
Lernstrategien sind soztusagen Handlungspläne, die das eigene Lernen bewusst und unbewusst steuern und so zum Lernziel führen. Wir können so Informationen besser aufnehmen und verarbeiten sie wirksamer. Der ganze Lernprozess wird effektiver.
Die Art des Lerninhalts, die Situation und der persönliche Lernstil erfordern bestimmte Lernmethoden und Techniken. Entsprechend sollte die Strategie immer einem Lernziel folgen.
Claire E. Weinstein und Richard E. Mayer haben in ihrer Arbeit „The Teaching of Learning Strategies.“ (1983) die wohl bekannteste wissenschaftliche Klassifizierung dargelegt. Sie unterscheiden zwischen drei Arten von Lernstrategien. Je nach Lernender/Lernendem helfen diese unterschiedlich gut.
1) Die kognitiven Lernstrategien
Hier wird noch einmal nach Wiederholungs-, Organisations- und Elaborationsstrategie unterschieden. Sie müssen selbst erarbeitet werden.
1 a) Wiederholungsstrategie
Die Wiederholungsstrategie hilft, das Wissen durch Wiederholungen im Gedächtnis zu halten und nach und nach im Langzeitgedächtnis abzuspeichern. Die Repetition eignet sich beispielsweise für oberflächliche Fakten und Informationen wie Jahreszahlen oder Vokabeln.
1 b) Organisationsstrategie
Für eine große Menge an Lernstoff macht die Organisationsstrategie Sinn. Die Informationen werden auf das Wesentliche reduziert und visualisiert. Der komprimierte Lerninhalt wird durch Zusammenfassen, Unterstreichen und Verarbeiten in Skizzen oder Tabellen abgespeichert.
1 c) Elaborationsstrategie
Die Elaborationsstrategie soll bereits vorhandenes Wissen wieder aktivieren und neues Wissen verknüpfen. Bei sehr abstrakten Lerninhalten kann dies hilfreich sein. Durch bspw. eigene Recherche, das Ausdrücken in eigenen Worten oder logisches Verknüpfen, wird der Lerninhalt veranschaulicht und vertieft.
2) Selbstkontrollstrategie
Diese zielen darauf, den Lernprozess zu steuern und zu reflektieren: Wird die richtige Lerntechnik / -methode eingesetzt. Wie kann ich besser lernen?
3) Metakognitive Lernstrategien
Hier gibt es eine übergeordnete Kontrollfunktion. Der/die Lernende begibt sich in eine Vogelperspektive und verschafft sich einen Überblick darüber, was gelernt werden muss und wie der Prozess voranschreitet. Die Strategie besteht aus drei verschiedenen Komponenten:
- Planen: Die Vorbereitung – Hier werden Lernziele gesetzt und ein Plan erstellt.
- Überwachen: Selbstüberwachung des eigenen Lernens und Bewertung des Fortschritts.
- Regulieren: Anpassung des Lernprozesses oder der Methoden, wenn Schwierigkeiten auftreten. Wiederholen des Lerninhalts mit anderen Methoden.
4 einfache Lerntechniken für Grundschulkinder
Auch Grundschulkinder müssen für sich entscheiden, wie sie lernen. Wichtig ist, dass man ihnen Techniken nahebringt, die sie nutzen können. Wir möchten euch hier fünf Beispiele an die Hand geben.
1. Karteikarten oder Bildkarten
Die Arbeit mit Karteikarten ist altbewährt. Bildkarten sind da eine gute Alternative, wenn das Schreiben noch nicht so ausgefeilt ist.
Ihr benötigt einen Karteikasten mit fünf Fächern und Karteikarten. Auf die Vorderseite der Karten schreibt ihr eine Frage, auf die Rückseite die entsprechende Antwort. Die Karten steckt ihr in das erste Fach und so weiter. Nun hat euer Kind eine kleine Sammlung Karten im ersten Fach und beginnt die Fragen zu beantworten. Ist die Frage richtig beantwortet, kommt das Kärtchen in das zweite Fach. Andernfalls verbleibt es im ersten Fach. Landet die Karte im letzten Fach, sollte der Stoff sitzen.
Bei den Bildkarten ist vorne ein Bild, auf der Rückseite die Antwort. Beispiel: Zwei Kinder, eines hält sich neben einem Radio die Ohren zu, ein anderes gält sich das Radio mit einem Lächeln ans Ohr. Die Antwort wäre dann: laut / leise.
Durch das Wiederholen wird hier der Lernerfolg erzielt. Das klingt alles erstmal nach viel Arbeit, hilft aber haptisch und visuell veranlagten Menschen sehr oft deutlich beim Lernen.
2. Mind-Mapping
Mit Hilfe eines Mind-Map sollen neue Verknüpfungen zu einem bestimmten Thema erstellt werden und alle Ideen diesem Thema zugeordnet werden. Diese Methode aktiviert verschiedene Hirnareale und erhöht so die Chance, Lerninhalte zu verfestigen.
Dazu schreibt ihr ein Thema in die Mitte eines Blattes und zieht einen Kreis darum. Bspw. „Müll“. Dann notiert euer Kind alles auf, was ihm dazu einfällt. Z. B. „Recycling“, umkreist es und verbindet es mit dem Thema. Diese Methode eignet sich besonders bei Themen im Sachkundeunterricht.
3. Digitale Medien
Digitale Medien zu meiden wird immer schwieriger, sind sie doch Teil unseres Alltags. Auch beim Lernen können sie unterstützen. Viele Grundschulen nutzen zum Beispiel die ANTON-App. Diese eignet sich auch schon für Vorschulkinder. Hier geht es über erstes Nachschreiben von Buchstaben, über Silbentrennung, Lesen und Schreiben. Auch Mathe und viele weitere Fächer sind vertreten. Seit kurzem wurden die Klassenstufen auf die Sekundarstufe Zwei ausgeweitet. Für richtige Lösung erhalten die Kinder Münzen und Sterne. Dafür bekommen sie Trophäen oder können mit den Münzen kurze Spiele spielen. Die App ist schön gestaltet und tatsächlich lernen die Kinder.
Auch gibt es für bestimmte Themen vielleicht eine Kindersendung, die man zur Vertiefung einer Thematik schauen kann. Angefangen bei der guten alten „Sendung mit der Maus“, über „Checker Tobi“, „Löwenzahn“ oder „Woozle Goozle“. Auch auf YouTube findet man viele tolle Erklärvideos. Zum Beispiel von FrauWillms, die sehr einfach und klar verschiedene Rechenwege und Matheaufgaben für Grundschulkinder erklärt.
4. Experimentieren und spielerisches Lernen
Das spielerische Lernen zeigt vor allem bei Grundschulkindern eine Wirkung und zählt für sie mit ausprobieren und experimentieren zu den wirkungsvollsten Lerntechniken.
In der Grundschule lassen sich in allen Fächern Lerninhalte auf eine spielerische Art und Weise oder durch Ausprobieren vermitteln.
5. Lernen mal anders
Warum zum Lernen am Schreib- oder Küchentisch sitzen. Lasst eure Kinder doch mal ganz anders lernen. Schreibt kleine Rechenaufgaben an den Badewannenrand. Euer Kind kann sie beim Baden lösen. Nehmt Kreide mit auf das Trampolin. Springt eine Runde ausgelassen rum und übt dann ein bisschen Schreiben oder Rechnen. Das Trampolin ist eure Tafel. Übt Schreiben mit einem Kreidestift an der Terrassentür oder löst Rechenaufgaben mit Lego-Steinen. Kurz gesagt, seid kreativ und euer Kind lernt mit Spaß und ganz nebenbei.
Unmotiviert: Keine Lust zu lernen
Euer Kind hat keine Lust auf die Hausaufgaben, trödelt, motzt und kommt nicht voran. Schaut, was es besonders gut kann. Welches Fach macht euerem Kind am meisten Spaß und fällt ihm am leichtest. Lasst es damit beginnen. Das ist eine einfache Strategie, um eurem Nachwuchs ein Erfolgserlebnis zugeben. Dann klappt der Rest wie von alleine.
Eine andere Möglichkeit ist es, euer Kind selbst entscheiden zu lassen, mit welchen Aufgaben es anfangen möchte. Entscheidet es sich, nimmt es sich somit selbst in die Pflicht, endlich loszulegen.
Und wenn, wie bei vielen Kindern die Motivation zum Lesen lernen fehlt. Keine Panik, das kann man ganz wunderbar nebenbei machen: „Was steht denn da, kannst du das lesen?“
Wichtig ist, dass ihr eurem Kind die Aufgaben nicht abnehmt. Hausaufgaben sollten selbstständig gemacht werden, nur so kann man lernen. Wenn das Lernen ohne Druck passiert und sich nicht als etwas Negatives festigt, seid ihr auf dem richtigen Weg.
Hilfe und Beratung
Wenn euer Kind massive Schwierigkeiten hat zu lernen, sich zu konzentrieren oder die Hausaufgaben zu erledigen, dann sprecht mit dem Lehrer/der Lehrerin eures Kindes.
Gute Pädagogen haben Tipps und können euch beraten und unterstützen. Vielleicht hilft Förderunterricht in einem bestimmten Fach. Scheut euch nicht, um Rat zu fragen.