Eine nicht enden wollende To-do-Liste in unseren Köpfen kann uns bis an Rande der Erschöpfung treiben. Mental Load ist ein Phänomen, das viele von uns trifft, vor allem aber Mütter. Doch was genau ist dieser Mental Load, von dem aktuell so viele Leute sprechen?
„Ist morgen der Kinderarzttermin für die U6 Untersuchung? Ich muss noch einen Kuchen für den Adventsbasar in der Schule backen. Das Geschenk für die Schwiegermutter zum Geburtstag in der nächsten Woche fehlt noch. Habe ich die letzte E-Mail meiner Chefin schon beantwortet? Wann haben wir eigentlich zum letzten Mal die Bettwäsche bei den Kindern gewechselt? Beim Auto müssen die Winterreifen montiert werden. Was sollen wir am Wochenende kochen und haben die Kinder für den anstehenden Winter eigentlich noch passende Stiefel? Wann ist noch mal die nächste Online-Konferenz bei der Arbeit? Oh Mist, ich glaube, mein Telefonmeeting hat gerade begonnen….“
Mein Kopf brummt. Ich fühle mich erschlagen und müde, ausgezehrt und überlastet. Ich habe zwei Kinder im Alter von zwei und vier Jahren und arbeite 50 Prozent in Teilzeit. Keine außergewöhnlichen Lebensumstände also.
Organisieren von Alltagsaufgaben
Warum also fühle ich mich so kaputt? Bin ich nicht belastbar genug? Bin ich zu schnell überfordert? Oder vielleicht nicht organisiert genug? Andere Mütter bekommen das doch auch hin und sind dabei nicht gestresst. Mein Mann ist modern. Er übernimmt viele Aufgaben im Haushalt und kümmert sich engagiert um unsere Kinder. Warum also fühlen sich manche Tage so an, als ob der Berg an Aufgaben mich erschlägt?
Mental Load. Von diesem Wort hört man in diesem Jahr verdammt viel. Doch was ist dieser Mental Load? Es sind genau diese unendlich langen, ständig vor sich hin ratternden To-Do-Listen im Kopf. Diese Listen, die irgendwie nie enden wollen. Diese Listen, die einem vor dem Aufwachen und beim Schlafengehen noch immer im Kopf herumschwirren und einem ganz heimlich still und leise die Energie aussaugen.
Neuer Begriff, bekanntes Phänomen
Mental Load – dieser Begriff ist noch nicht all zu alt. Das Phänomen, das dahinter steckt, allerdings schon. Mental Load, das beschreibt all die offensichtlichen, aber vor allem all die unsichtbaren Aufgaben, die im Alltag, im Beruf oder im Familienleben so anfallen. Gibt man den Begriff bei Google ein, spuckt Wikipedia folgende Definition aus: „Mental Load bezeichnet vorrangig die Belastung, die durch das Organisieren von Alltagsaufgaben entsteht, die gemeinhin als nicht der Rede wert erachtet werden und somit weitgehend unsichtbar sind.
Über die Summe der praktischen Aufgaben hinaus beschreibt Mental Load die Last der alltäglichen Verantwortung für Haushalt und Familie, die Beziehungspflege sowie das Auffangen persönlicher Bedürfnisse und Befindlichkeiten.“ Hierzu haben wir auch Patricia Cammarata befragt. Sie hat Tipps, wie sich Mental Load reduzieren lässt. Lies hier das Interview mit ihr! Patricia ist Autorin des Buchs „Raus aus der Mental Load Falle“.
Schon so oft habe ich versucht, meinem Mann zu erklären, was es denn ist, was mir an manchen Tagen so die Energie raubt. Ich konnte es nicht. Erst als ich begann, mich mit dem Thema näher zu beschäftigen, konnte ich es nach und nach klarer formulieren. Das Hauptproblem ist nicht der Haushalt, das Kochen oder Putzen oder das Arbeiten.
Es sind also nicht die offensichtlichen Aufgaben. Es ist das „sich ständig über alles Gedanken machen“, das „Delegieren von Aufgaben“, „das ständige für jeden und alles verantwortlich sein“, was mir manchmal die Kraft raubt. Ich wollte einfach für manche Dinge nicht mehr verantwortlich sein. Und zwar so gar nicht mehr. Ich greife mal ein Beispiel auf, um euch zu verdeutlichen, was ich damit meine.
Die Tochter ist auf einen Kindergeburtstag eingeladen. Oft geht mein Mann dann los, um das Geschenk für das Geburtstagskind zu kaufen. Das finde ich super. Doch damit ist es nicht getan. Denn ich habe mich bereits davor informiert, was sich das Kind wünscht, packe anschließend das Geschenk ein, frage nach, wann der Geburtstag beginnt und wann er aufhört und überlege mir, wer das Kind dorthin bringt und auch wieder abholt.
Ihr versteht, was ich meine? Für viele mag das lächerlich klingen. Das bisschen Organisieren. Soll sich die Mama doch bitte mal nicht so anstellen. Für was hat man denn Kinder? So in der Art habe ich in der Vergangenheit auch darüber gedacht. Doch es sind hunderte von Dingen wie diese, die einem durch den Kopf schwirren und das macht auf Dauer müde und laugt aus. So viel mentale Kapazität hat niemand.
Warum sind gerade Mütter von Mental Load betroffen?
Doch ganz so einfach ist Mental Load dann doch nicht zu erklären. Da muss man schon ein bisschen in die Tiefe gehen, um zu erklären, wieso dieses Phänomen auftritt. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Mental Load vor allem Frauen und vor allem dann trifft, wenn sie Kinder bekommen. Schon im Interview mit Susanne Wawer habe ich davon geschrieben, dass Paare, sobald ein Kind ins Spiel kommt, oft in traditionelle Rollenmuster zurückfallen. Und das egal wie gleichberechtigt sie davor in ihrer Beziehung waren. Einer geht arbeiten, einer bleibt zu Hause. Und das ist meist die Frau.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Männer verdienen häufig einfach immer noch mehr als Frauen und bis heute werden Ehen mit dem Einverdiener-Modell steuerlich begünstigt. Außerdem vermittelt unsere Gesellschaft nach wie vor das Bild, dass Frauen besser für die Care Arbeit, für das sich Kümmern und Organisieren geeignet sind als Männer. Es sind alte, teils patriarchalisch gefestigte Strukturen in unserer Gesellschaft, die zum Mental Load führen.
Jedes Paar und jede Familie findet in der Regel ihre eigenen Mittel und Wege die Lasten fair aufzuteilen. Die Grundmuster sind allerdings ähnlich. Unsere Autorin Tanja beschreibt, wie es ihnen gelungen ist das Familienmanagement fair unter den Eltern aufzuteilen.
Financial Load
Mit dem Thema „Mental Load“ geht auch oft das Rollenbild und die Versorgungssituation der Familie einher. Gibt es einen Partner oder eine Partnerin, die zu großen Teilen die Care-Arbeit macht während der/die andere für die finanzielle Versorgung zuständig ist? Wie ihr neben Mental Load auch die Financial Load fair aufteilt, was es überhaupt ist und warum hier auch Frauen in die Verantwortung müssen, hat Tanja ebenfalls recherchiert.
Tipps für die faire Verteilung von finanziellen Mitteln in der Partnerschaft gibt außerdem unsere Expertin Margarethe Honisch und rät zu den drei Konten für die Liebe.
Selfcare
Wenn der Mental Load überhand nimmt, kann es bei Eltern zu einem sogenannten „Eltern-Burnout“ führen. Wie du merkst, ob du betroffen bist und wo du Hilfe erhältst liest du in Janas Beitrag zum Eltern-Burnout.
Damit es gar nicht erst soweit kommt, ist es wichtig, dass du auf dich selbst achtest und Selfcare betreibst. Unsere Autorin Jennifer hat dir deshalb 8 Tipps zusammengestellt, wie du mit Selbstfürsorge gut auf dich selbst achtest!
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