Der Countdown bis Weihnachten hat begonnen. Spätestens, wenn die erste Kerze am Adventskranz brennt, habe ich das Gefühl, die Wochen bis Heilig Abend fliegen nur so dahin. Und bereits Anfang November haben die ersten Verwandten wegen der Wunschliste der Kinder angeklopft. Das ist an sich gut gemeint, quillt aus den Regalen im Kinderzimmer doch schon genügend Zeug, das niemand wirklich braucht und mit dem kaum einmal gespielt wird. Gleichzeitig kann es Eltern auch ganz schön unter Druck setzen, aus dem Stegreif „gute“ Vorschläge zu präsentieren.
Die Idee, auf nachhaltige Geschenke zu setzen, klingt famos. Jemandem eine Freude machen und gleichzeitig die Umwelt nicht außer Acht zu lassen – perfekt. Die Schwierigkeiten beginnen aber schon damit, was nachhaltig eigentlich bedeutet. Grundsätzlich steht hinter dem Begriff der Gedanke, schonend mit Rohstoffen und der Umwelt umzugehen, um sie für nachfolgende Generationen zu bewahren.
Der Wert des Alten
Das nachhaltigste Geschenk ist eigentlich das, das gar nicht erst gekauft wird. Trotzdem müssen Kinder an Weihnachten nicht leer ausgehen. Es gibt Spielzeug, das von einer Generation an die nächste weitergegeben wird. Vielleicht kommt Mamas alte Puppenstube, entstaubt und aufgehübscht, unter den Weihnachtsbaum. Das Schaukelpferd vom Dachboden wird restauriert und frisch lackiert. Und mit den bunten Bausteinen aus Papas Kinderzimmer kann man heute noch genauso tolle Türmchen bauen wie damals. Der Wert einer Sache sollte sich nicht daran bemessen, ob es neu ist oder viel Geld gekostet hat. Ob Dinge kleine Schrammen haben oder nicht mehr in der Originalverpackung stecken, dürfte den meisten Kindern schnuppe sein.
Wer keine Schätze aus der Kindheit zum Weitergeben hat, kann sich in Secondhand-Shops umsehen. Lokale Läden haben den Vorteil, dass man sich das Spielzeug in Ruhe von allen Seiten ansehen und mal in die Hand nehmen kann. Online hat man auf der Suche nach Eisenbahn, Spielküche & Co vielleicht bei ebay Kleinanzeigen oder Plattformen wie Vinted Glück. Die Verbraucherzentrale gibt an, worauf man bei gebrauchtem Spielzeug achten sollte.
Kriterien für nachhaltiges Spielzeug
Wann ein Produkt nachhaltig ist, ist leider nicht so einfach zu beantworten. Der Begriff wird unterschiedlich interpretiert. Wer neu kauft, kann zumindest auf ein paar Kriterien achten. Das Spielzeug sollte recyclebar sein oder aus recyceltem Material bestehen. Holz sollte aus nachhaltiger Fortwirtschaft stammen. Eine regionale Produktion spart lange Transportwege. Faire Arbeitsbedingungen sind ein weiterer Pluspunkt. Achtung: Die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass Begriffe wie „Öko“ und „Bio“ bei Spielzeug nicht geschützt sind. Eine gute Orientierung bieten offizielle Siegel wie der Blaue Engel, das GS-Zeichen, spiel gut, Fairtrade, WFTO oder bei Textilien GOTS. Auch Bewertungen von Stiftung Warentest oder Öko-Test helfen bei der Auswahl.
Bei Geschenken zusammenlegen
Hochwertiges Spielzeug, womöglich aus Holz und in Deutschland produziert, hat seinen Preis. Statt zig kleine Geschenke unterm Weihnachtsbaum zu stapeln – und die Kinder damit oft zu überfordern – können sich Eltern, Verwandte und Freunde absprechen, um zusammen einen größeren Wunsch zu realisieren. Wir haben ein paar Vorschläge gesammelt.
Inspiration
In dem großformatigen Buch „Alle vier Jahreszeiten“ gibt es so viel zu entdecken: eine schlafende Katze auf einem Schlitten, ein Kürbisgeist im Fenster, Hasenohren hinter einem Busch. Kindern kann man anhand der detailreichen Bilder leicht ein erstes Gefühl für Jahreszeiten vermitteln. Von Katrin Wiehle sind außerdem noch mehr schöne Naturbücher erschienen, etwa „Mein großer Bauernhof“. Die Reihe wird in Deutschland hergestellt und mit Ökofarben auf Recyclingpapier gedruckt.
Hörbert ist ein MP3-Player aus Holz und war Testsieger bei Stiftung Warentest. Er wird in Handarbeit in Deutschland hergestellt und kann individuell mit Geschichten und Liedern bespielt werden. Hinter jedem bunten Knopf verbirgt sich eine andere Playlist. Laut Herstellerangaben sind gerade einmal 20 g Kunststoff verbaut.
Bausteine sind ein Klassiker im Kinderzimmer. Aus ihnen lässt sich ständig etwas Neues kreieren, ohne langweilig zu werden. Die Variante des österreichischen Herstellers Bioblo besteht aus einem speziellen Bio-Kunststoff (u. a. werden dafür Holzspäne und recycelte Mehrwegbecher verwendet). Ausgezeichnet mit dem Blauen Engel und dem Siegel spiel gut.
Kleine Künstler*innen lieben Fingerfarben! Malfläche großzügig abdecken, ein XL-Shirt von Papa übergestreift und schon kann’s losgehen. Leider sind die Inhaltsstoffe dieser Farben nicht immer unbedenklich. Für die Fingerfarben nawaro von ökoNORM gab’s von Öko-Test ein sehr gut. Erhältlich sind sie zum Beispiel hier.
Drauf klettern, rein sitzen, stapeln, umwerfen… was mit den Stapelsteinen so alles angestellt wird, bleibt der Fantasie überlassen. Sie werden in Deutschland hergestellt und bestehen aus recyclebarem Kunststoff. Sie sind laut Hersteller wasserabweisend und eignen sich auch zum Spielen im Freien.
Manche Dinge kommen nie aus der Mode. Schon die Großeltern haben gerne Kaufladen gespielt. Die Modelle von Peitz sind aus Massivholz gefertigt. Die Firma mit Sitz in Deutschland legt Wert auf nachhaltige und faire Produktionsbedingungen.
Überschüssige Energie werden Kinder am besten draußen los. Ist aber absolut kein Tobewetter, darf mit dem Kletterdreieck und anderen Bewegungselementen von Ehrenkind auch drinnen geturnt werden. An dem Kletterdreieck gefällt mir besonders gut, dass es klappbar ist, und damit etwas weniger Platz wegnimmt. Es besteht aus nachhaltigem Buchenholz. Ein tolles Angebot ist auch der Shop mit etwas günstigerer B-Ware.
Fußbälle werden oft unter denkbar schlechten Arbeitsbedingungen in Pakistan hergestellt. Cawila vertreibt Sportbälle mit Fairtrade-Siegel. Damit verbunden sind vergleichsweise bessere Löhne und Arbeitsbedingungen für die Näher*innen.
Und zuletzt… Zeit schenken
Ein Geschenk, dass man gar nicht hoch genug bewerten kann: gemeinsame Erlebnisse. Ein Tag mit dem Patenonkel im Schwimmbad, ein Ausflug mit den Eltern in den Kletterpark, mit Opa die Sterne im Planetarium zählen oder mit Oma einen Bauernhof besuchen. Wer einen hübschen Gutschein mit Foto bastelt, bringt damit auch Kinder zum Strahlen, die noch nicht lesen können.
Foto oben: Mel Poole/Unsplash