Als Eltern will man nur das Beste für sein Kind und das fängt mit der Wahl der richtigen Kleidung an. Immer mehr Mode- und auch Spielzeuglabels werben mit fair, nachhaltig und biologisch produzierter Ware. Selbst bei großen Modeketten ist eine Eco-Linie inzwischen Standard. Doch was macht nachhaltige und faire Mode eigentlich aus und woran erkennt man sie? Ich habe für euch das Thema nachhaltige Baby- und Kindermode recherchiert.
Slow Fashion – von diesem Begriff hört man in der Modewelt immer häufiger und die Nachfrage nach umweltschonend und fair produzierter Kleidung ist so groß wie noch nie. Slow Fashion – ja was ist das eigentlich? Es ist, wie man sich schon denken kann, der Gegenentwurf zur Fast Fashion. Große Modeketten bringen nicht mehr nur vier Kollektionen im Jahr, sondern fast wöchentlich oder monatlich neue Modelinien auf den Markt. Diese Kollektionen sind meist sehr günstig und die Qualität der Kleidungsstücke nicht sonderlich gut. Die schnellen Kollektionswechsel setzen Lieferanten unter Druck und der Teufelskreis beginnt. Denn schneller und günstiger zu produzieren, geht fast immer auf Kosten von Ökologie und sozialer Verantwortung.
Slow Fashion will diesen Kreislauf durchbrechen.
Ganz bewusst bringen Modeunternehmen dann nur zwei Kollektionen im Jahr auf den Markt. Dabei achten die Modedesigner darauf, dass das Design zeitlos, die Qualität und Haltbarkeit der Kleidungsstücke sehr gut sind und die Modestücke den Kleiderschrank somit für eine lange Zeit bereichern. Dies gilt auch im Bereich der nachhaltigen Baby- und Kindermode.
In Zeiten des Klimawandels verzichten zunehmend mehr Menschen auf Fast Fashion und versuchen bewusster zu konsumieren. Lieber weniger und qualitativ hochwertigere Stücke anstatt viele und qualitativ schlechte Ware kaufen, die schon nach kurzer Zeit im Altkleidersack landet, heißt das neue Credo.
Doch umso mehr Firmen grün und fair produzieren, desto dichter wird der Dschungel an Öko-Siegeln und verschiedenen Begrifflichkeiten. Unser kleiner Siegel-Guide gibt einen Überblick über die wichtigsten Zertifizierungen und hilft dabei, eine faire Kaufentscheidung zu treffen.
Begriffe aus der Slow-Fashion-Welt
Doch zunächst einmal zu den verschiedenen Begrifflichkeiten. Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg e.V. erklärt uns die Unterschiede. „Grün ist Mode, wenn sie aus Naturfasern und somit aus ökologisch abbaubarem Material besteht und bei der Verarbeitung weitestgehend auf chemische Substanzen verzichtet wird“, sagt er. „Das Wort fair hingegen bezieht sich auf den sozialen Aspekt der Produktion.“ Fair produziert sei Mode oder Spielzeug dann, wenn die Arbeitsbedingungen entlang der Produktionskette gut seien. „Ein Produkt kann also durchaus grün sein, muss deshalb aber noch lange nicht fair hergestellt sein“, lautet sein Fazit.
Die Siegel im Überblick
Eins vornweg: Leider gibt es bis zum heutigen Datum nicht das eine Siegel, das mein neues Lieblingsteil als nachhaltige Baby- und Kindermode auszeichnet. Das liegt vor allem an der Komplexität der Lieferketten. Kein Siegel schafft es, die gesamte Wertschöpfung, angefangen beim Anbau des Materials über die Weiterverarbeitung und den Versand, auszuzeichnen. Vielmehr zeichnen die Siegel die einzelnen Schritte in der Produktion aus. Das kann den Anbau der Rohstoffe, die Verarbeitung oder eben die sozialen Aspekte der Produktion betreffen.
Doch worin unterscheiden sich nun Siegel, wie Blauer Engel, Cotton made in Africa, GOTS oder Grüner Knopf?
Global-Organic-Textile-Siegel
Eines der bekanntesten Siegel ist das „Global-Organic-Textile-Siegel“ (GOTS). Es hat strenge ökologische und soziale Kriterien. GOTS zertifizierte Kleider bestehen zu 70 Prozent, mit dem Zusatz „bio“ sogar zu 95 Prozent, aus Bio-Naturfasern. Alle eingesetzten chemischen Substanzen müssen festgelegte Grundanforderungen bezüglich ihrer Toxizität und biologischer Abbaubarkeit erfüllen. Unabhängige Zertifizierungsstellen prüfen die Einhaltung dieser Umweltkriterien. Außerdem garantiert das Siegel soziale Mindeststandards wie das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, Arbeitsschutz und die Zahlung von Mindestlöhnen.
IVN Best Naturtextil Siegel
Die höchsten Öko-Standards zeichnet das „IVN Best Naturtextil Siegel“ aus. Produkte mit diesem Siegel müssen zu 100 Prozent aus biologischen Naturfasern bestehen. Unternehmen, die sich mit diesem Siegel zertifizieren wollen, müssen eine möglichst ressourcenschonende Produktion als auch ihr Umwelt- und Chemikalienmanagement nachweisen. Im Vergleich zu GOTS sind die sozialen Anforderungen höher. Anstatt Mindestlöhne im Anbau zu zahlen, garantiert das Siegel eine existenzsichernde Bezahlung beim Anbau und der Weiterverarbeitung
Blauer Engel
Bereits seit 1978 gibt es den „Blauen Engel“. Es ist das offizielle Umweltzeichen des Bundesumweltministeriums. Man findet es sowohl auf Natur- als auch auf Kunstfasertextilien. Das Siegel besagt, dass die Produkte umweltschonend und ohne gesundheitsschädliche Chemikalien hergestellt werden. Über die Arbeitsbedingungen sagt es allerdings nichts aus.
Grüner Knopf
Das Siegel „Grüner Knopf“ wurde im letzten Jahr als erstes staatliches Siegel für nachhaltige Textilien eingeführt. Es ist ein so genanntes Metalabel, was bedeutet, dass nur Produkte, die bereits ein anderes Siegel besitzen, für eine Zertifizierung mit dem Grünen Knopf infrage kommen. Das Siegel steht immer wieder in der Kritik, weil es nicht die gesamte Lieferkette umfasst, sondern nur die Weiterverarbeitung und das Nähen der Stoffe betrachtet. Viele Menschen haben sich von diesem Siegel gewünscht, dass auch der Anbau und die Verarbeitung der Fasern berücksichtigt werden.
Fairtrade Cotton-Siegel
Für faire Arbeitsbedingungen beim Baumwollanbau steht das „Fairtrade Cotton-Siegel“. Der Einsatz von chemischen Pestiziden und Düngern ist eingeschränkt und Gentechnik grundsätzlich verboten. Die Textilien sind aus hundert Prozent fairtrade-zertifizierter Baumwolle und für die Weiterverarbeitung gelten soziale Mindeststandards.
Fairtrade-Textilsiegel
Das „Fairtrade-Textilsiegel“ deckt Arbeitssicherheitsmaßnahmen genauso ab wie die Zahlung von existenzsichernden Löhnen und Schulungen zum Thema Arbeitsrechte. Umweltschädliche Chemikalien sind verboten und als Konsument erhält man Informationen, ob die Zahlung existenzsichernder Löhne bei der Herstellung dieses Produkts bereits erreicht wurde. Der Nachteil dieses Siegels ist, dass es sich teils nur auf einzelne Kollektionen bezieht und so die Gefahr des Greenwashings besteht.
Fair Wear Foundation
Beim Siegel der Stiftung „Fair Wear Foundation“ dreht es sich um die sozialen Bedingungen. So setzt sie sich für die Umsetzung der ILO-Kernarbeitsnormen und die Zahlung existenzsichernder Löhne ein. Die Initiative führt regelmäßig Kontrollen durch.
Cotton made in Africa
„Cotton made in Africa“ ist ein Siegel, das sich an Kleinbauern im Baumwollanbau richtet. Die Kleinbauern werden dabei unterstützt, ihre Lebensbedingungen und die ihrer Familien aus eigener Kraft zu verbessern. Die Baumwolle wird beispielsweise unter Ausschluss von genverändertem Saatgut, Kinderarbeit und ohne nach internationalen Vorgaben verbotenen Pestiziden angebaut. Kleinbauern werden rechtzeitig bezahlt sowie in effizienten und nachhaltigen Anbaumethoden geschult. Dadurch sollen sie ihre Erträge steigern und ihr Einkommen erhöhen. Anforderungen an weitere Verarbeitungsstufen stellt das Siegel allerdings nicht.
Made in Green by Oeko-Tex
Das Siegel „Made in Green by Oeko-Tex“ zeichnet Produkte aus schadstoffgeprüftem Material aus, das in umweltfreundlichen Betrieben unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt wurde. Das einzige Manko bei diesem Siegel ist die Tatsache, dass die Prüfinstitute, die das Siegel vergeben, gleichzeitig auch die Kontrollen durchführen und somit die Unabhängigkeit eingeschränkt ist.
Standard 100 by Oeko-Tex
Ein weiteres weitverbreitetet Siegel ist das „Standard 100 by Oeko-Tex“. Mit diesem Siegel ausgezeichnete Produkte sind mit Sicherheit frei von gesetzlich verbotenen Schadstoffen. Über die ökologischen und sozialen Standards bei der Produktion sagt es allerdings nichts aus.
Was ist aber eigentlich mit kleineren Unternehmen? Die Zertifizierung mit einem Umweltsiegel kostet meist Geld und häufig können sich gerade kleine Unternehmen diese gar nicht leisten. Dort lohnt es sich also direkt beim Produzenten oder Händler nachzufragen, wie und unter welchen sozialen Bedingungen produziert wird. Und auch bei großen Modeketten sollte man sich genau über die Auszeichnungen informieren. Oft haben sie eigene Siegel ins Leben gerufen, bei denen es fraglich ist, ob hier die Produktion wirklich fair und ökologisch ist. Der Begriff „Bio“ ist nämlich leider nicht geschützt und somit keine verlässliche Kennzeichnung. Wo „Bio“ drauf steht, muss also nicht unbedingt grün und fair produziert werden.
Das Material
Und natürlich kommt es beim Thema nachhaltige Baby- und Kindermode grundsätzlich auf die Wahl des Materials an. Als Faustregel gilt: Umso weniger Fasern gemischt werden, umso besser lässt sich das Produkt recyceln. Wann immer es geht, sollte man auf ökologisch zertifizierte Natur- anstatt auf Kunstfasern zurückgreifen. Denn schon bei der Herstellung von synthetischen Kunstfasern wie Polyester, Polyethylen oder Elastan entstehen bei der Produktion häufig giftige Chemikalien, die dann ins Abwasser gelangen. Und beim Waschen von Kunstfasern gelangen Mikroplastiken ins Wasser. Der Anbau von biozertifizierter Baumwolle benötigt im Vergleich zur konventionellen Baumwolle weniger Wasser, es kommen weniger Schadstoffe zum Einsatz und es werden häufiger Kleinbauern unterstützt.
Fazit
Nachhaltige Baby- und Kindermode wird immer mehr en vogue. Aktuell macht es den Anschein, als ob eine ökologische und soziale Textilproduktion immer häufiger zur Selbstverständlichkeit wird und die breiten Massen erreicht. Und wer sich erst einmal einen Überblick über die Zertifizierungen verschafft hat, dem fällt das nachhaltige Shoppen auch gar nicht mehr schwer. Natürlich lassen sich die Ansätze aus der Modeindustrie auch auf Spielzeugproduzenten übertragen. Auch hier kann man auf die oben genannten Siegel achten.