Pink ist für Mädchen, Blau ist für Jungen? Man sollte meinen, wir wären längst aufgeschlossener. Auch einige Jungen tragen gerne Rosa – einfach, weil sie es schön finden. Trotzdem müssen Kinder sich immer noch blöde Sprüche anhören, wenn sie den Gender-Stereotypen nicht entsprechen. Was dagegen hilft.
Stereotype – und wie man darauf kontert
Als wir vor zwei Jahren vom hippen Hamburger Stadtteil Eimsbüttel in eine kleine Stadt umzogen, war ich mir unsicher: Würden die Kinder (und die Eltern!) in der neuen Kita ebenso gelassen reagieren, wenn mein Sohn pinken Nagellack trug? Er hatte es sich von mir abgeschaut und freute sich einfach über die Farbe. Kinder eben – je bunter, desto besser.
Spätestens seit Harry Styles sind Pink, Glitzer und sogar Kleider nicht mehr reine Frauensache. Was soll überhaupt schlimm daran sein, wenn Jungen auch mal „Mädchenkram“ haben wollen? Für Mädchen gilt es schließlich als cool, wenn sie die Latzhosen und Bagger-Pullis des großen Bruders auftragen. Mit solchen Vorurteilen werten wir das Weibliche doch wieder einmal ab.
Trotzdem: Sich wehren und selbstbewusst für den eigenen Geschmack einstehen, ist ganz schön schwer. Besonders, wenn man erst vier Jahre alt ist. Es gehört einiges an Mut und Selbstbewusstsein dazu, wie es viele Kindergartenkinder noch nicht haben. Oftmals erlauben Eltern die vom Sohn gewünschten Glitzer-Haarspangen und rosa Turnschuhe nur für zuhause. Weil sie ihm, was ja auch verständlich ist, Kummer und blöde Sprüche (meistens von intoleranten Erwachsenen) ersparen möchten. Dahinter stecken oftmals, wenn auch nicht immer, Homophobie und Gender-Stereotype in unserer Gesellschaft.
Wir hatten Glück: Auch in unserer neuen Kita sehen die Kinder, Eltern und Erzieherinnen das Thema Pink und Jungen ganz entspannt. Für Kinder, bei denen das nicht so ist, kommen hier 6 Ideen, wie ihr auf blöde Sprüche in Zukunft kontern könnt:
Konter Nr. 1: Fragen stellen
Fragen sind eine super Strategie, um sein Gegenüber zum Nachdenken anzuregen. Und zum Hinterfragen von Klischees. Wenn mein Sohn wieder einmal Vorurteile in der Kita aufgeschnappt hat, ist Fragen stellen deshalb meine Strategie der Wahl.
Aussagen:
„Alle Mädchen lieben Pink/ Einhörner/ Glitzer.“
„Jungen sind viel stärker/ klüger als Mädchen.“
Konter:
„Ach, ist das wirklich so?“
„Interessant. Warum denkst du das?“
„Wer sagt das denn eigentlich?“
Der andere wird aufgefordert, seine Position zu überdenken. Und seine Vorurteile im Idealfall über Bord zu werfen.
Konter Nr. 2: Dem anderen Recht geben
Diese Strategie ist besonders lässig: Dem anderen erstmal Recht geben. Dadurch bremst man ihn aus. Anschließend kann man die als Beleidigung gedachte Aussage in etwas Positives umwandeln.
Aussage:
„Das ist voll der Mädchenpulli.“
Konter:
„Ja, schön, oder? Hat mir meine Schwester geschenkt.“
Aussage:
„Glitzer ist nur für Mädchen.“
Konter:
„Stimmt, Glitzer kann nicht jeder tragen. Du hättest nicht den Mut dazu.“ Bäm!
Konter Nr. 3: Kleine Rebellen
Anderssein erfordert Mut. Mit diesen Aussagen zeigt dein Kind, wie stark es ist.
Aussage:
„Pink ist eine Mädchenfarbe“
Konter:
„Ach und daran hältst du dich? Ich mach ja immer das, was ich will.“
Aussage:
„Nagellack/ Haarspangen/ Kleider sind nur für Mädchen“
Konter:
„Und davon lässt du dich einschränken?“
„Farben sind für alle da.“
„Ich trag das, was mir gefällt.“
Konter Nr. 4: Den Ball zurückspielen
Wenn Kinder Klischees und veraltete Rollenbilder benutzen, um sich aufzuspielen oder andere herabzusetzen, hilft manchmal nur ein ebenso blödes Gegenargument. So kann dein Kind cool kontern.
Aussage:
„Jungen sind viel stärker als Mädchen.“
Konter:
„Wenn man dich als Beispiel nimmt, wohl eher nicht.“
Aussage:
„Jungen weinen nicht.“
Konter:
„Ach, tatsächlich? Dann bin ich lieber ein Mädchen. Weinen hilft nämlich total gut bei Traurigkeit. Solltest du auch mal ausprobieren.“
Konter Nr. 5: Klugheit als Waffe
Um mit diesem Irrglauben ein für alle Mal aufzuräumen: Kleine Jungen, die gern pinke Kleider tragen, werden später nicht automatisch schwul. Ganz davon abgesehen, sollten Sexualität und das Geschlecht niemals eine Beleidigung sein.
Mit diesen Sprüchen kann dein Kind Paroli bieten:
Aussage:
„Lasse ist schwul.“
Konter:
„Ach, was heißt das denn? Erklär doch mal.“
Aussage:
„Du Mädchen!“
Konter:
„Danke für das Kompliment. An deiner Stelle wäre ich auch lieber ein Mädchen. Die sind klug und haben es nicht nötig, andere Kinder runterzumachen.“
Bester Support: Pinke Papas
Auch Väter können ihre Söhne unterstützen und mit Stereotypen aufbrechen. Wenn sie richtig cool sind, lackieren Papas sich ebenfalls die Nägel oder ziehen einen pinken Pullover an, wenn sie ihren Jungen zur Kita bringen. Damit stoßen sie die Mobber vor den Kopf und zeigen, was Vorurteile wirklich sind: Engstirnige Grenzen, die heute wirklich niemand mehr braucht.
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