Unsere Tochter hat bereits als Baby viel gespuckt, deshalb haben wir es lange nicht erkannt. Aber mit dem Kleinkindalter wurde es umso deutlicher. Kaum im Auto, wenige Minuten Fahrt im moderaten Stadtverkehr würgt und spuckt das Kleinkind bereits. Wir haben einiges ausprobiert, um die Reiseübelkeit im Auto zu mindern und die besten Tipps für euch zusammengestellt.
Mit unserem ersten Kind waren wir immer viel unterwegs. Unter anderem auch im Auto. Er saß meist friedlich in seinem Maxi Cosi oder Kindersitz und war nach kürzester Zeit eingenickt. Unsere Tochter hingegen fing als Baby bereits nach wenigen Metern im Auto an zu weinen und die vorher zu sich genommene Milch wurde wieder ausgespuckt. Da sie das auch tat, wenn wir nicht autofuhren, war uns der Zusammenhang nicht gleich bewusst. Als wir aber im Kleinkindalter realisierten, dass sie vermutlich unter Reiseübelkeit leidet, probierten wir verschiedene Sachen aus.
Was löst Reiseübelkeit aus?
Reiseübelkeit wird in der Regel ausgelöst, wenn der Körper eine Bewegung wahrnimmt (das Schaukeln im Auto), das Auge aber nicht. Wenn das Kind also die unbewegliche Rückenlehne des Autositzes anschaut, kann es passieren, dass ihm schlecht wird.
Außerdem liegt der Schwerpunkt des Fahrzeugs bei Autos, in der Regel, auf Höhe der Mittelkonsole, also zwischen Fahrer und Beifahrer. Das hat den Effekt, dass sich die Fahrt für Fahrer und Beifahrer möglichst ruhig anfühlt und gefühlte Schwankungen sind hier am geringsten. Auf der Rückbank fühlen Mitfahrer Bewegungen also deutlicher, als auf den vorderen Sitzen.
Vorwärtsfahren lindert Reiseübelkeit
In der Babyschale war es nie eine Option und auch als sie groß genug für einen Kindersitz war, entschieden wir uns aus Sicherheitsgründen für einen Reboarder. Reboarder werden gerade bei Babys und kleinen Kindern empfohlen, da diese aufgrund der Ausrichtung entgegen der Fahrtrichtung besonders sicher sind. Allerdings, das kennen wir als Erwachsene auch, wird einem leichter schlecht, als wenn man in Fahrtrichtung blickt.
Unser Reboarder ist der Britax Römer DUALFIX i-SIZE, der sowohl vorwärts- als auch rückwärtsgerichtet einsetzbar ist. Auch wenn uns die Ausrichtung entgegen der Fahrtrichtung lieber ist, entschieden wir zum Wohl unserer Tochter zu versuchen ihn in Fahrtrichtung auszurichten.
Leider brachte das nicht die ersehnte Linderung und die Reiseübelkeit bestand weiterhin. Da sie auch bei Ausrichtung in Fahrtrichtung weder aus dem Seitenfenster noch über den Vordersitz hinweg durch die Frontscheibe sehen konnte, wurde der Effekt, dass ihr Auge die Bewegung wahrnimmt nicht erreicht.
Sitzen auf dem Beifahrersitz
Für kurze Strecken probierten wir aus, sie im Kindersitz in Fahrtrichtung sitzend auf dem Vordersitz anzuschnallen. Hier konnte sie durch die Frontscheibe den Verkehr beobachten. Während zweier kurzer Fahrten war das erfolgreich, allerdings ist uns das Sicherheitsrisiko zu hoch, weshalb es keine dauerhafte Lösung für uns ist.
ACHTUNG: wenn der Sitz nicht komplett senkrecht steht oder zu weit nach vorne reicht (Füße berühren Konsole o.ä.) unbedingt den Airbag ausschalten!
Fahrtzeiten gut planen
Wenn es sich einrichten lässt, fahren wir immer über die Mittagsschlafzeit. Wenn das Kleinkind bereits auf den ersten Metern einschläft, ist garantiert, dass zumindest die nächsten eineinhalb bis zwei Stunden keine Reiseübelkeit im Auto auftritt.
Bei längeren Fahrten sollten ausreichend Pausen mit viel frischer Luft eingeplant werden.
Ablenkung bei Reiseübelkeit im Auto
Um ein Kind von Reiseübelkeit abzulenken oder zu verhindern, dass diese überhaupt auftritt eignen sich ein paar Dinge. Wichtig ist, dass das Kind keinen fixen unbeweglichen Punkt im Auto fixiert, sondern Bewegungen wahrnimmt.
Mit größeren Kindern eignet sich ein „ich sehe was, was du nicht siehst“-Spiel, bei dem Objekte gewählt werden, die sich außerhalb des Fahrzeuges befinden.
Unsere Tochter ist hierfür noch zu klein. In diesem Fall eignet es sich zum Beispiel entgegenkommende Fahrzeuge zu zeigen und kommentieren (Farbe, Größe, Länge). Fordere dein Kind dazu auf, zu schauen welche Farbe als nächstes kommt oder ob noch ein Laster dabei ist.
Das verhindert zwar erfolgreich Reiseübelkeit, ist für die Eltern aber sehr anstrengend.
Medikamente gegen Reiseübelkeit
Wenn alles nichts hilft und längere Autofahrten unvermeidbar sind, gibt es bereits für Kleinkinder Medikamente, die Reiseübelkeit vorbeugen. Diese gibt es sowohl in Zäpfchenform oder als Saft. Wir verwenden, wenn es unbedingt sein muss, den Vomex A® Sirup, der in jeder Apotheke erhältlich ist.
Der Saft braucht ca. 30-60 Minuten um seine Wirkung zu entfalten und wirkt danach für rund sechs Stunden.
Mit diesem Saft haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. Er schmeckt süßlich, sodass unsere Tochter in freiwillig einnimmt und schützt zuverlässig. Allerdings bewirkt er auch, dass das Kleinkind etwas müde wird. Gut für das Schläfchen während der Fahrt, aber schlecht, wenn es beispielsweise in den Freizeitpark geht und das Kind auch etwas von den gebotenen Aktivitäten haben soll.
Fazit
Unser persönliches Fazit aus den Erfahrungen mit unserer Tochter ist: Wir vermeiden Autofahrten wann immer möglich. Das ist für alle Beteiligten am stressfreisten. Für kurze Autofahrten darf sie im Reboarder in Fahrtrichtung vorne auf dem Beifahrersitz sitzen. Längere Fahrten planen wir grundsätzlich über ihren Mittagsschlaf und verabreichen ihr eine Stunde vor Abfahrt den Vomex-Saft.
Meistens verwächst sich Reiseübelkeit im Laufe der Zeit, sodass das hoffentlich ein temporäres Problem bleibt.
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