Ein gesunder Rücken ist unverzichtbar – nicht nur für Erwachsene, sondern ebenso für Kinder. Das Skelett entwickelt sich in jungen Jahren sehr schnell. In dieser Zeit wird die Basis für eine gute und gesunde Haltung gelegt. Der tägliche Ballast auf dem Rücken fördert diese Entwicklung nicht und ein überladener oder schlecht sitzender Schulranzen kann schnell Rückenschmerzen verursachen. Eltern und Kind sollten beim Kauf des Ranzens auf einige wichtige Punkte achten, damit der Schulranzen nicht zur Last wird. Wir haben fünf Tipps für euch parat.
Ein Rücken schonender Schulranzen ist enorm wichtig, vor allem für Grundschüler. Denn in dieser Zeit wachsen die Kinder noch besonders schnell, ihre Knochen und Muskeln passen sich immer wieder an. Wird der Rücken der Kinder dauerhaft falsch belastet, kann es zu Rückenschmerzen, Verspannungen und sogar Fehlhaltungen kommen. Wirbelsäule und Rücken der Kleinen sind für die tägliche Belastung durch schwere Ranzen, Schulbücher und sonstiges Schulmaterial nicht gemacht. Aber wie schwer ist eigentlich zu schwer?
Das Gewicht des Schulranzens: Mythos 10-Prozent-Regel
Zunächst das Wichtigste: Die Faustregel, dass der Schulranzen nicht mehr als zehn bis zwölf Prozent des Körpergewichts des Kindes wiegen sollte, ist wissenschaftlich nicht fundiert. „Die Empfehlung von zehn Prozent stammt aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Sie bezog sich darauf, wie schwer der Tornister eines Rekruten sein durfte, damit bei Langzeitbelastungen keine muskulären Ermüdungen auftraten“, erläutert Professor Dr. Fritz-Uwe Niethard, Direktor der Orthopädischen Klinik am Uniklinikum Aachen.
„Mit Langzeitbelastung waren Märsche ab 20 Kilometern gemeint“, heißt es auf der Seite der Kid-Check Studie der Universität des Saarlandes weiter. Niethard wird zusätzlich zitiert: „Diesen Wert auf Ranzen und Schulkinder anzuwenden, ist völlig unrealistisch. Es gibt zudem keinen einzigen Beleg dafür, dass der Rücken eines Kindes geschädigt wird, wenn es einen schwereren Schulranzen trägt.“
Im Rahmen der oben genannten Studie haben die Wissenschaftler herausgefunden, dass Kinder „durchaus ein Tragegewicht von bis zu 20 Prozent ihres Körpergewichts problemlos schultern können“, wie es auf der Website der Aktion Gesunder Rücken e.V. heißt. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass es auf Körperbau und Fitnesslevel der Kinder ankommt: „durchschnittlich fitte Heranwachsende [zeigen] auch bei einem Tragegewicht von 20 % ihres Körpergewichtes keine Anzeichen von Überlastung, wohingegen körperlich schwächliche Kinder durchaus schon bei 12 % Tragegewicht Anzeichen einer Überbelastung aufweisen.“ Lasst euch also nicht von Normwerten, die so nicht für jedes Kind gelten, beirren. Achtet stattdessen auf euer Kind und habt den Körperbau und das Fitnesslevel eurer Kleinen im Hinterkopf.
Die noch bessere Nachricht: Ist das Gewicht dem Kind und seinem Körperbau angemessen, trainiert das Tragen des Schulranzens sogar die Muskulatur und wirkt sich positiv auf den Knochenbau aus. Wichtiger als das Gewicht ist dagegen der Bau des Schulranzens.
Worauf Eltern beim ersten Schulranzen achten sollten
Beim Kauf des ersten Schulranzens stehen Eltern vor einer großen Auswahl. Doch nicht jedes Modell eignet sich für den Rücken eines Erstklässlers – auch hier ist wieder der Körperbau entscheidend. Achtet auf jeden Fall darauf, dass der Ranzen ergonomisch geformt ist und sich an den Rücken eures Kindes anpasst. Hier sind die entscheidenden Punkte:
- Gepolsterte Schultergurte: Die Gurte sollten mindestens 4 bis 5 cm breit und gut gepolstert sein. Breite Träger verteilen das Gewicht besser und schneiden nicht in die Schultern ein.
- Verstellbare Gurte: Der Ranzen muss eng am Rücken sitzen. Sind die Gurte zu lang, wird das Gewicht vom Rücken weggezogen und die Wirbelsäule überlastet. Durch verstellbare Gurte kann der Ranzen nah am Rücken fixiert werden.
- Rückenpolsterung: Eine weiche, atmungsaktive Polsterung am Rücken schützt die Wirbelsäule und erhöht den Tragekomfort.
- Brust- und Hüftgurt: Diese Gurte sorgen für eine gleichmäßige Gewichtsverteilung über den gesamten Oberkörper. Der Hüftgurt entlastet die Schultern, indem er einen Teil der Last auf das Becken verlagert.
Die richtige Größe und Passform
Der Schulranzen, den euer Kind und ihr gemeinsam auswählt, sollte weder zu groß noch zu klein sein. Er sollte die Schultern und das Becken eures Kindes nicht überragen. Die Passform ist entscheidend, damit der Ranzen gut sitzt und das Gewicht optimal verteilt wird. Der Ranzen sollte an den Schulterblättern anliegen und nicht am Rücken herunterhängen.
Probiert den Ranzen auf jeden Fall und nehmt euch Zeit, das passende Modell zu finden. Einige Hersteller bieten verstellbare Rückensysteme an, die mit dem Kind mitwachsen. So kann der Ranzen über mehrere Jahre hinweg genutzt werden, ohne an Passform einzubüßen.
Der TÜV-Verband e.V. gibt Tipps, worauf Eltern und Kinder bei der Auswahl des Schulranzens achten sollten.
Material, Verarbeitung und Bauweise
Auch das Material spielt eine wichtige Rolle bei eurer Entscheidung. Atmungsaktive Stoffe verhindern, dass euer Kind am Rücken übermäßig schwitzt. Achtet auch darauf, dass der Schulranzen robust verarbeitet ist. Besteht er aus strapazierfähigen Stoffen, hat euer Kind länger etwas von dem Ranzen. Wasserabweisend sollte er auch sein, damit Bücher und Hefte vor Nässe geschützt sind. Das ist besonders in der Übergangszeit und im Winter wichtig. Der Ranzen sollte außerdem stabil stehen, damit er beim Abstellen nicht umfällt. Eine Bodenplatte hält Nässe vom Inhalt fern.
Sicherheit im Straßenverkehr
Reflektoren und leuchtende Farben machen Kinder im Straßenverkehr sichtbarer. Der Schulranzen sollte über ausreichend reflektierende Flächen verfügen. Besonders in den dunklen Wintermonaten ist das entscheidend. Die Deutsche Verkehrswacht schreibt: „20 Prozent des Ranzens müssen mit fluoreszierendem Material ausgestattet sein (Leuchtfarben in Orange-Rot, Gelb, Gelbgrün oder Pink). Weitere 10 Prozent müssen mit retroreflektierendem Material ausgestattet sein (vorne und seitlich). Eine Hilfe bei der Auswahl ist die Norm DIN 58124 für Schulranzen.“ Reflektierende Streifen erhöhen die Sichtbarkeit aus allen Richtungen. Helle, auffällige Farben fallen im Straßenverkehr eher auf als dunkle Töne.
Tipps für den Alltag: So bleibt der Ranzen leicht
Leichte Schulranzen gibt es heute bereits von vielen Anbietern. Einige Modelle wiegen leer oft nur 800 bis 1.200 Gramm. Doch auch der Inhalt zählt. Und dieser sollte auf das Nötigste beschränkt werden. Hier kommen einige Tipps, wie ihr den Ranzen gemeinsam mit eurem Kind nicht zu einem Schwergewicht mutieren lasst:
- Richtiges Packen: Bücher und schwere Gegenstände gehören möglichst nah an den Rücken. So bleibt der Schwerpunkt dicht am Körper, was den Rücken schont. Auf diese Weise werden längere Hebelwirkungen vermieden.
- Unnötiges aussortieren: Regelmäßiges Ausmisten hilft, den Ranzen leicht zu halten. Überprüft gemeinsam mit eurem Kind, ob sich im Schulranzen Überflüssiges befindet und sortiert es aus. Das können alte Hefte sein, aber auch Spielsachen oder Materialien, die nicht täglich gebraucht werden.
- Tägliche Rücksprache: Fragt nach, welche Bücher euer Nachwuchs am Tag denn tatsächlich mitnehmen muss. Oft schleppen die Kids sämtliche Bücher unnötigerweise von der Schule nach Hause und wieder zurück.
- Schulmaterialien in der Schule lassen: Viele Schulen bieten die Möglichkeit, schwere Bücher in der Schule zu lassen. Fragt an der Schule eures Kindes nach.
Zusätzlich zum Packen spielt die Trageweise eine Rolle. Der Ranzen sollte immer auf beiden Schultern getragen werden, um eine einseitige Belastung zu vermeiden.
Gute Infos zum Thema Schulranzenkauf findet ihr auch auf den Seiten des ZDF. Im Video werden die wichtigsten Punkte aufgegriffen, die ihr bei der Wahl des Ranzens beachten solltet.
Wir wünschen euch und euren Kleinen viel Spaß beim Schulranzenkauf!