Früher sind wir viel gesegelt. Seit die Kinder auf der Welt sind gar nicht mehr. Deshalb wollten wir den Versuch wagen. Segeln mit Kleinkindern – ist das eine gute Idee? Wie es gelingen kann, worauf zu achten ist und was unbedingt mit muss, haben wir getestet.
Kleine Kinder müssen bereits zuhause oder auf dem Spielplatz immer beaufsichtigt werden. Auf einem wackelnden Segelschiff mit Wasser rundherum ist es natürlich noch viel wichtiger ein Auge auf die kleinen Nicht-Schwimmer zu haben. Für das Segeln mit Kleinkindern, gelten also in Punkto Vorbereitung noch einmal andere Regeln. Darum steht auch die Auswahl des Segelschiffs an erster Stelle.
Auf welches Schiff mit Kleinkindern?
Für die Auswahl des passenden Schiffs waren für uns als Eltern von Kleinkindern einige Kriterien besonders wichtig.
1. Verantwortung für das Schiff
Da wir als Eltern die Verantwortung für die Kinder haben und diese auch rund um die Uhr beaufsichtigen müssen, war uns wichtig, dass wir nicht die Verantwortung für das Schiff haben. Es musste also ein Schiff mit vorhandener Crew sein, die sich um das Segeln kümmert, man selbst aber bei Gelegenheit trotzdem mithelfen und aktiv mitsegeln kann.
Weiterhin ist es schön, wenn die Verpflegung gesichert ist, denn Essen vorbereiten oder Kochen würde ebenfalls bedeuten, dass ein Elternteil allein auf zwei Kleinkinder aufpassen muss.
2. Gegebenheiten an Bord
Beim Segeln mit Kleinkindern ist das erste Kriterium ist die Höhe der Reling. Wir haben uns gewünscht, dass die Reling so hoch ist, dass die Kinder nicht aus Versehen darüber fallen können oder zwischendurch rutschen.
Als zweites war es uns wichtig, dass es an Deck Sitzgelegenheiten gibt, wo man draußen bequem mit kleinen Kindern sitzen kann und ggf. lesen oder etwas spielen.
Das dritte Kriterium war, dass es einen überdachten Bereich oder Kajüte oben an Deck gibt, um sich vor kaltem Wind oder zu viel Sonne zu schützen ohne unter Deck gehen zu müssen (Gefahr vor Seekrankheit).
3. Segelroute
Für den ersten Törn ist es empfehlenswert eine Route zu wählen, wo nur mit niedrigem Wellengang zu rechnen ist. Außerdem eignen sich eher kurze Segelstrecken (3-5 Stunden segeln am Tag), um es erstmalig mit Kindern zu testen.
Wir entschieden uns für eine Segelreise auf der Eye of the Wind von Göteborg nach Lübeck.
Die meisten der obenstehenden Kriterien erfüllten Schiff und Route, wobei die einzelnen Segelstrecken deutlich zu lang waren. Aufgrund der Distanz von 160 Seemeilen in einer Reisedauer von vier Tagen waren die einzelnen Abschnitte zu lang für die Kinder.
Was mitnehmen?
Wichtig ist es, mit Kindern auf jedes Wetter vorbereitet zu sein, dass die Kleinen auch wirklich Spaß haben.
Kleidung
Das bedeutet neben Sonnenhut und Sonnencreme auch ausreichend warme Kleidung, falls ein kühler Wind weht. Je nach Jahreszeit auch wirklich Mütze, Schal und Handschuhe, denn wenn die Kleinen frieren, macht auch das Segeln keinen Spaß.
Hier eine Checkliste für Kleidung:
- Dünne lange Hosen
- Dicke lange Hosen oder lange Unterhosen
- Dünne Langarm-Pullover
- Dicke Langarm-Pullover
- Regenjacke oder Softshelljacke
- Regen-/Matschhose oder Softshellhose
- Feste, wasserabweisende Schuhe
- Gummistiefel
- Sonnenhut
- Sonnenbrille
- Mütze (je nach Jahreszeit dünn oder dick)
- ggf. Handschuhe
- ggf. Schal
- Schlafanzug / Schlafsack (je nach Jahreszeit gerne dicker)
- Bodys / Unterwäsche
- ggf. Strumpfhosen
Spielsachen
An Spielsachen eignet sich alles, was nicht leicht wegfliegt, wegrollt oder leicht zu verlieren ist. Mein Favorit sind Magnetbücher und Magnetspiele. Diese können auch an Deck bei Wind gespielt werden, ohne dass etwas verloren geht.
Magnetspiele könnt ihr übrigens auch einfach selbst basteln! Einfach eine schmale Blechdose besorgen (z. B. diese hier), beliebigen Spieluntergrund in Din A4 ausdrucken, mit Klebefolie befestigen und entsprechende Magneten besorgen.
Auswahl möglicher Spielzeuge:
- Magnetbücher
- Magnetspiele
- LÜK
- Fädelspiele
- Pop it / Pop Bubble Spielzeuge
Reiseapotheke
Die Reiseapotheke sollte neben den üblichen Utensilien bei Erkältung vor allem auf mögliche Verletzungen wie Schürfwunden oder Beulen ausgestattet sein.
Auf einer Schiffsreise ebenfalls zu empfehlen ist ein Medikament gegen Reiseübelkeit wie beispielsweise den Vomex-Saft oder entsprechend Zäpfchen für kleinere Kinder.
Fazit
Mit der richtigen Vorbereitung und Auswahl des Schiffs und Route ist Segeln mit Kleinkindern gut möglich. Unsere Kinder empfanden das Segeln als Abenteuer und Langeweile kam keine auf. Man muss sich als Elternteil aber bewusst sein, dass man die Kleinen jede wache Minute im Auge haben muss und sogar noch mehr Unterstützen oder gar Tragen als im Alltag. Leider ist auch nicht absehbar, ob eines der Kinder anfällig für Seekrankheit ist, was es beim ersten Törn herauszufinden gilt. Deshalb meine Empfehlung: wenn ihr es ausprobieren möchtet, sucht euch einen passenden Törn mit kurzen Distanzen raus, für den ihr nicht um die halbe Welt fliegen müsst, sondern zur Not auch abbrechen könnt. Dann steht dem Versuch nichts mehr im Wege!