Auf sich selbst achten, sich Zeit für die eigenen Bedürfnisse nehmen, der Partnerschaft Platz geben – all das fällt vielen Mamas schwer. Wir sind so gepolt, dass unsere Kinder an erster Stelle stehen – immer. Die Selbstfürsorge rückt mit dem Mamasein in den Hintergrund. Dabei ist sie so wichtig, auch, weil zufriedene Mamas sich weniger schnell aus der Ruhe bringen lassen. Für Papas gilt das gleiche. Wir haben einige Tipps zusammengetragen, wie es mit der Selbstfürsorge klappt.
Was verbirgt sich hinter dem Begriff Selbstfürsorge?
Wie der Name schon sagt, bedeutet Selbstfürsorge, oder auch Self Care, sich um sich selbst, die eigene psychische und physische Gesundheit zu kümmern. Das führt zu weniger Stress und mehr Energie und kann durch Methoden in unterschiedlichen Bereichen gefördert werden. Dazu zählen unter anderem Ernährung, Sport, Schlaf und Soziales. Das Konzept ist nicht neu, im Gegenteil. Bereits in der Antike gab es den Prozess der Selbstfürsorge, damals war dieser allerdings noch den gut situierten Menschen vorbehalten.
Warum ist Selbstfürsorge so wichtig?
Selbstfürsorge ist wichtig für die eigene Gesundheit. Wer sich Zeit für sich selbst nimmt, baut Stress ab und lässt sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Gerade für Mamas und Papas ist das wichtig, denn wer entspannter ist, bleibt in stressigen Situationen meist gelassener. So profitiert die ganze Familie, die Partnerschaft, die Bindung zu den Kindern vom Kümmern um sich selbst.
In den meisten Familien sind es die Mamas, die die „Hauptlast an Care-Arbeit und auch den Mental Load“ tragen, so Daniela Gaigg, Elternbloggerin und Co-Autorin des Buches „Selfcare für Mamas“, in einem Interview mit der österreichischen Zeitung Der Standard. Häufig ist ihr Nervenkostüm darum dünner als das der Papas. Wenn sich die Kids mal wieder streiten, im gleichen Moment die Chefin anruft und eigentlich längst Schlafenszeit ist, dann liegen die Nerven blank und das Fass läuft ganz schnell über. Achtsamkeit und Selbstfürsorge helfen dabei, in solchen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren.
Ist Selbstfürsorge egoistisch?
Die eigenen Grenzen zu kennen und sie bewusst zu schützen ist Eigenverantwortung, nicht Egoismus, erklärt Daniela Gaigg im Interview mit dem Standard. Diese Erklärung anzunehmen und danach zu leben, ist dennoch nicht leicht. Vor allem wir Mamas tun uns schwer, die Bedürfnisse unserer Kleinen auch mal hintenanzustellen.
Dabei ist es wichtig, den Kindern zu zeigen, dass sich Mamas und auch Papas Welt nicht ständig um sie dreht. Zum einen lernen schon Babys, dass es okay ist, wenn Mama mal eben kurz den Raum verlässt. Auch, wenn sie kurz nicht zu sehen ist, so kommt sie doch wieder. Älteren Kinder lebt man vor, dass es wichtig und richtig ist, sich um sich selbst zu kümmern. Kinder lernen viel durch das, was wir ihnen vorleben. Zeigen wir ihnen also, dass es absolut okay ist, auch mal nein zu sagen; dass es guttut, auf sich selbst zu achten und sich auf die eigenen Bedürfnisse zu fokussieren.
„Kinder im Fokus zu halten, mag gut gemeint sein, tut ihnen aber gar nicht gut. Sie brauchen vielmehr Eltern, die gut auf sich schauen, authentisch und klar sind, um ihnen Wurzeln und Flügel geben zu können. Das macht stark“, erklärt Linda Syllaba, psychologische Beraterin, Familiencoach und neben Gaigg die zweite Autorin des Buches „Selfcare für Mamas“ im Interview. Wenn Eltern sich häufiger um sich selbst sorgen, auf sich achten und sich gemeinsame Zeit oder auch Momente für sich allein nehmen, entlastet das die Kinder. Sie entwickeln gar nicht erst das Gefühl, fürs Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Eltern verantwortlich zu sein. Denn das ist nicht ihre Aufgabe.
So gelingt die Selbstfürsorge: 8 Tipps
Die Zeit mit Baby ist eine ganz besondere, sie kommt auch mit viel Neuem und ungeahnten Herausforderungen daher. Es ist daher von Anfang an wichtig, dass du dir als Mama Zeit für dich nimmst.
- Gönn dir Auszeiten
- Der Papa, die Großeltern oder beste Freundin können dich entlasten und dir regelmäßig kleine Auszeiten verschaffen, in denen du zum Beispiel ein Bad in der Wanne genießt. Versuch jemanden zu finden, der dir dein Baby regelmäßig auch für zwei, drei Stunden abnimmt. Plane in dieser Zeit etwas, das dir guttut: Ein Treffen mit Freuden, dein liebstes Hobby, ein Saunabesuch mit dem Partner.
- Gib Perfektionismus keinen Platz
- Was wir alle nicht gebrauchen können – egal, ob wir nun Eltern sind oder nicht – ist Perfektionismus. Strebe nicht danach, denn das setzt dich nur unter Druck. Vergleiche dich, dein Baby und euer Familienleben nicht mit anderen, auch wenn es schwerfällt. Versuch einfach, so zu sein, wie es für euch passt. Das Wohnzimmer liegt voller Spielzeug und gleich kommt die Oma zu Besuch? Was soll’s? Wichtiger ist eine entspannte Mama, die nicht gerade den letzten Kekskrümel aus der Couchfalte saugt, während es schon an der Haustür klingelt.
- Nimm dir Zeit für dich alleine
- Egal, ob du beim Spazierengehen deinen Lieblingspodcast hörst, durchs Wohnzimmer tanzt, ALLLEINE einkaufen gehst, ein Buch liest oder etwas ganz anderes machst: Ermahne dich, dir regelmäßig Zeit nur für dich zu nehmen. Je älter und selbstständiger dein Kind ist, desto mehr Zeit kannst du dir gönnen.
- Erkenne deine Grenzen
- Üb dich darin, zu verstehen, dass man auch an seine Grenzen stoßen kann. Achte auf die Signale deines Körpers und hol dir Unterstützung, wenn du merkst, es geht gerade nichts mehr.
- Schaff dir Routinen
- Egal, ob du jeden Morgen im Bad leise deine Lieblingsmusik hörst, während alle anderen noch schlafen, du dir mittags einen Smoothie mixt oder jeden Abend vorm Schlafen spazieren gehst. Finde etwas nur für dich, auf dass du dich jeden Tag freuen kannst.
- Schreibe Tagebuch
- Vielleicht kennst du es noch aus deiner Jugend: Tagebuch schreiben kann enorm heilsam sein. Weil es hilft, Dinge niederzuschreiben. Weil es dafür sorgt, dass nicht mehr alles in unserem Kopf herumgeistert. Probiere es aus!
- Lerne nein zu sagen
- Egal, ob Baby, krabbelndes Kleinkind oder Kita-Knirps: Es ist okay und sogar richtig, auch einmal nein zu sagen. Dein Baby weint, weil du den Raum verlässt, um dir etwas zu trinken zu holen und prompt spielst du mit dem Gedanken, das Trinken auf später zu verschieben? Dann sag nein zu dir selbst und ermahne dich, trotzdem kurz zu gehen. Dein Baby wird sich freuen, dich wiederzusehen und du bleibst entspannt, weil du nicht die ganze Zeit ans Glas Wasser denken musst. Dein Kind möchte die Treppe hochgetragen werden, aber der Tag war anstrengend und dein Rücken schmerzt? Erkläre deinem Kind, dass du es heute nicht die Treppe hochtragen wirst und dass es das sicher auch schon alleine schafft. Natürlich sollten wir als Eltern das Neinsagen nicht übertreiben. Aber gerade, wenn es um Achtsamkeit geht, ist es wichtig, sich manchmal erst einmal auf die eigenen Bedürfnisse zu konzentrieren.
- Belohne dich selbst
- Du leistest als Mama unglaublich viel und dafür solltest du dir ruhig öfter auf die Schulter klopfen. Gönn dir den regelmäßigen Besuch bei der Fußpflege, kauf dir deine geliebten Duftkerzen oder bestelle einmal in der Woche Essen, anstatt zu kochen. Sicher gibt es auch kleine Dinge, die dich glücklich machen – nutze sie, um dich selbst zu belohnen.
Neben diesen Tipps gibt es noch zahlreiche andere Methoden und Ideen, wie du im Alltag mit Kind auf dich und deine Selbstfürsorge achtest. Es gibt Entspannungstechniken, Tipps fürs Social-Media-Fasten und für achtsames Essen und Ratschläge aus dem Bereich Esoterik. Was am Ende zu dir passt und dir bei deiner Selbstfürsorge hilft, musst du für dich herausfinden. Bücher wie „Selfcare für Mamas“, „Ich bin dann mal bei mir“ oder „Selfcare für frischgebackene Mamas“ helfen dir dabei, deinen Weg zur Selbstfürsorge zu finden.