Babys zu tragen hat in den letzten Jahren immer mehr Zuspruch erhalten. Nicht nur die Tatsache, dass es gut für die Entwicklung des Babys ist, sondern auch, dass es einfach praktisch ist, führt dazu, dass es immer mehr Anbieter von Tragesystemen gibt. Tragetuch, Babytrage oder Ring-Sling? In der nachfolgenden Übersicht über die Tragesysteme zeigen wir deren Unterschiede und die Vor- und Nachteile auf und ich berichte von meinen persönlichen Erfahrungen.
Ganz grob gegliedert unterscheidet man in Babytragen (in unterschiedlichsten Ausfertigungen), Tragetücher und Ring Slings, die streng genommen auch zu den Tüchern gehören.
Babytrage
Eine Babytrage ist bereits „vorgeformt“, sodass das Anlegen recht einfach ist. Das Spektrum an Babytragen reicht von sehr festen Tragen, in denen das Baby in einer ganz bestimmten Position gehalten wird (z. B. Modelle von Baby Björn) bis zu flexibleren Varianten (z.B. Mei Tais oder Half Buckles). Ich möchte nicht zu sehr in die Details der unterschiedlichen Modelle gehen – dazu würde ich Euch eine Trageberatung empfehlen – sondern euch anhand meiner eigenen Erfahrungen Unterschiede sowie Vor- und Nachteile näher bringen.
Babytrage BABYBJÖRN
Ich besitze die BABYBJÖRN Babytrage One Air. Angeschafft habe ich sie mir, weil ich unseren Sohn häufig während des Arbeitens am Laptop im Tragetuch hatte, ich aber das Gefühl hatte, dass damit weder seine Körper- noch Kopfhaltung optimal waren.
Weiterhin wünschte sich mein Mann für längere Spaziergänge eine Babytrage mit guter Belüftung, da es ihm mit Baby vor dem Bauch schnell zu warm wurde.
Die One Air erfüllte genau diese Bedürfnisse. Das Baby sitzt darin relativ starr und es besteht keine Gefahr, dass es zu den Seiten wegrutscht oder der Kopf nach hinten kippt. Die stabile Fertigung verhindert ein falsches Tragen und entlastet daher sowohl Schultern als auch Rücken des Tragenden. Man kann also auch schwerere Babys über längere Zeit bequem tragen. Weiterhin ermöglicht die Mesh-Schicht zwischen Baby und Tragendem eine gute Luftzirkulation.
Diese Mesh-Schicht führt allerdings auch dazu, dass man das Baby nicht direkt am Körper hat. Zum Beispiel konnte ich den Herzschlag des Babys im Tragetuch fühlen, in der BabyBjörn nicht. Stillen ist in der One Air zwar möglich, allerdings nur, wenn man sich etwas verrenkt.
Vorteile:
- Korrekte Haltung beim Baby
- Kann nicht falsch angelegt werden
- Gute Liftzirkulation
Nachteile:
- Baby ist nicht direkt am eigenen Körper
- Stillen in der Trage ist umständlich
- Trage lässt sich nicht so kompakt zusammenfalten
Babytrage Rookie Baby
Die Rookie Premium Babytrage habe ich mir leider erst beim zweiten Kind gekauft. Das liegt wohl am stattlichen Preis. Der Grund für die nachträgliche Anschaffung war, dass unsere Tochter bereits von Anfang an sehr viel Zeit im Tragetuch verbracht hat, während ich mit ihrem 2-jährigen Bruder entweder in der Wohnung oder draußen unterwegs war.
Allerdings wurde es mir nach einer Weile zu mühsam, jedes Mal nach dem Wickeln oder Stillen das Tragetuch wieder zu binden und wenn es schnell gehen musste, lief ich Gefahr, dass es nicht fest genug gebunden war und die Kleine dann wieder schief hing.
Die Rookie Babytrage ähnelt einem Mei Tai, sprich sie hat seitlich im Gegensatz zur BabyBjörn keine Riemen, sondern nur die Schultergurte, die an den Seiten mit Schnallen geschlossen werden. Das Baby liegt direkt am Körper, was den Vorteil hat, dass man es bei Bedarf in der Babytrage stillen kann. Der Nacken ist oben verstärkt und die Kopfstütze lässt sich in drei Positionen mit Knöpfen befestigen. Wenn sie nicht gebraucht wird, kann sie auch in einer Tasche am Rücken des Babys verstaut werden.
Nebenbei sieht sie auch noch toll aus.
Die Rookie Babytrage wurde meine absolute Lieblingstrage und meine Tochter verbrachte in den ersten Monaten mit Sicherheit 6 Stunden pro Tag darin. Auch hier punktete die Babytrage, da ich zu keiner Zeit Beschwerden in Schultern, Nacken oder Rücken bekam.
Die Babytrage wird mit einer kleinen Tasche geliefert, sodass man sie kompakt verstauen kann und sie ist pflegeleicht. Man kann sie gut in der Waschmaschine waschen und sie trocknet sehr schnell, was enorm praktisch ist. Ich habe sie meistens abends gewaschen und morgens dann bereits wieder verwendet. Nach mehreren Wäschen strahlt die Farbe zwar leider nicht mehr so schön, aber damit ist bei intensiver Nutzung wohl zu rechnen.
Für mich war sie also mit die beste Anschaffung und jeden Cent wert.
Vorteile:
- Super schnelles und einfaches Anlegen
- Baby in korrekter Haltung, rutscht nicht
- Stillen in der Trage möglich
- Schonend für den Träger
- Gut belüftet auch bei hohen sommerlichen Temperaturen
- Tolles Design
- Lässt sich kompakt verpacken im mitgelieferten Beutel
Nachteile:
- Hoher Preis
Tragetuch
Tragetücher gibt es ähnlich wie Babytragen in den unterschiedlichsten Ausführungen, Materialien und Längen.
Der Einfachheit halber möchte ich hier unterscheiden in feste und elastische Stoffe.
Ich besitze sowohl ein Tragetuch aus einem festen Baumwollstoff als auch eines aus einem elastischen Baumwolle-Jersey.
Festes Tragetuch
Mein Lieblingstragetuch mit festem Stoff (ja, ich habe mehrere) ist aufgrund des Designs das Tragetuch Leodiia Snow von Sandiia.
Generell empfinde ich das Binden des Tragetuchs mit festen Stoffen etwas einfacher. Sie geben dem Kind einen guten Halt und lassen sich einfach straff ziehen. Je nach Länge des Tragetuchs lassen sich verschiedene Bindetechniken anwenden, sodass für jeden das Richtige dabei ist und auch verschiedene Techniken verwendet werden können um Nacken, Schultern und Rücken zu schonen.
Das Baby liegt schön eng am Körper, stillen ist im Tragetuch möglich, allerdings muss es gelockert und danach wieder straff gezogen werden, was zumindest bei mir für Schwierigkeiten sorgte, weil das Baby nach dem Lockern nicht mehr so gut drin saß und wie ursprünglich.
Der feste Stoff lässt sich aufgrund seines Volumens schwierig unter einer normalen (weiteren) Jacke tragen, sodass im Winter eine Tragejacke zu empfehlen ist oder das Baby über der eigenen Jacke getragen werden muss. Siehe hierzu Artikel Baby im Winter.
Was mir optisch nicht gefällt, ist der dicke Stoffknoten, der bei mir immer am Rücken saß. Er beult die Jacke aus, die Enden hängen runter oder bilden eine Stoffwulst, wenn man sie einsteckt.
Vorteile:
- Anlegen in verschiedenen Bindetechniken entlastet
- Straffe Bindung mit festem Stoff recht einfach
- Baby ist dicht am Körper
- Gute Tücher bereits für unter 50€ erhältlich
Nachteile:
- Das Binden will gelernt sein
- Optik mit wulstigen Knoten und heraushängenden Enden
Elastisches Tragetuch
Mein Favorit bei den elastischen Tragetüchern ist das Manduca Sling. Es wird in diversen Farben und zwei Längen angeboten. Abhängig vom Anbieter ist es bereits für unter 50€ erhältlich.
Das elastische Tragetuch muss im Gegensatz zum festen Stoff beim Anlegen mehrfach nachgezogen werden, damit es wirklich straff sitzt und dem Baby Halt verleiht. Das empfand ich immer als eine gewisse Herausforderung (gerade beim etwas älteren Baby, das sich während des Bindens bewegt). Die Folge eines zu lose gebundenen Tragetuchs ist, dass das Baby rutscht und schief hängt. Das wiederum kann zu einer Fehlbelastung beim Tragenden und in Folge davon zu Schmerzen in Nacken, Schultern oder Rücken führen.
Der Vorteil des elastischen Tragetuchs: Der Stoff ist deutlich dünner und „beult“ weniger. Unser kleines Baby konnte ich unter „normalen“ Cardigans und weiteren Jacken problemlos tragen.
Vorteile:
- Anlegen in verschiedenen Bindetechniken entlastet
- Dünnerer Stoff ermöglicht das Tragen unter „normalen“ Jacken
- Baby ist dicht am Körper
- Gute Tücher bereits für unter 50€ erhältlich
Nachteile:
- Das Binden will gelernt sein
- Optik mit wulstigen Knoten und heraushängenden Enden
Ring-Sling
Die Ring-Sling ist ein Tragetuch, in dem das Baby seitlich auf der Hüfte und damit über nur einer Schulter getragen wird.
Das ist aus meiner Sicht keine Tragetechnik für langes Tragen, bietet aber erhebliche Vorteile.
Ich kaufte mir die GIRASOL Carrier Ring-Sling, da ich im dritten Stock ohne Aufzug wohnte und keine Möglichkeit hatte, den Kinderwagen mit nach oben zu nehmen. Wenn ich also bepackt mit Einkäufen in die Wohnung wollte, brauchte ich die Hände frei. Nur zu diesem Zweck das Baby kurz ins Tragetuch zu binden, war mir zu aufwändig.
Die Ring-Sling lässt sich super schnell und unkompliziert (mit etwas Übung) anlegen. Dadurch hat man die Hände frei und kann Einkäufe tragen oder einfache Hausarbeiten erledigen. Unsere Babys fanden es immer toll, dass sie dabei auch etwas sehen können.
Vorteile:
- Schnelles und einfaches Anlegen
- Baby kann gut sehen und mitverfolgen, was geschieht
- Baby ist dicht am Körper
Nachteile:
- einseitige Belastung kann schnell zu Verspannungen führen
- Relativ hoher Anschaffungspreis für begrenzten Einsatzzweck
Fazit
Für mich hat jedes dieser Tragesysteme seinen Einsatzzweck und obwohl ich diverse Lösungen besitze, würde ich von keiner sagen, dass sie eine Fehlinvestition war. Wichtig ist herauszufinden, welches System zu den eigenen Bedürfnissen passt, denn grad beim ersten und vielleicht auch einzigen Baby ist man nicht bereit, in mehrere Tragelösungen zu investieren. Mein Tipp: Fragt im Freundes- oder (Baby-) Bekanntenkreis, ob ihr deren Tragen einmal ausprobieren dürft, um herauszufinden, was euch gefällt. Eine kompetente Trageberatung ist ebenfalls zu empfehlen. Ansonsten gibt es einen umfangreichen Markt für gebrauchte Tragen und Tragetücher, wo ihr für geringeres Geld ebenfalls gute Produkte erwerben könnt!