Mehr und mehr Menschen entscheiden sich vegetarisch oder vegan zu ernähren. Erwachsene bedienen sich hierbei oft Nahrungsergänzungsmitteln, um einem Mangel an Nährstoffen entgegenzuwirken. Bei ihren Kindern, sind sich viele Eltern aber unsicher. Ist eine vegetarische Ernährung wirklich gesund für mein Kind? Oder was, wenn man als Elternteil zwar Fleisch isst, das Kind aber eine Abneigung gegen Fleisch hat und sich vegetarisch ernähren möchte? Auch wenn immer mehr Menschen diese Ernährungsform wählen oder sogar komplett auf Fleisch- und Milchprodukte verzichten, sorgen sich Eltern um ihre Kinder. Viele fragen sich: Ist es sogar gefährlich, wenn sich Kinder vegetarisch ernähren? Hier liest du über die Vor- und Nachteile sowie worauf du als Elternteil achten solltest.
Vegetarische Ernährung allgemein
Die Klimakrise ist in aller Munde und eine nachhaltige Lebensweise spielt für immer mehr Menschen eine große Rolle. Dabei versuchen viele ihren Alltag umzustrukturieren und auf Plastik zu verzichten, regional und saisonal einzukaufen und auf eine faire Produktion zu achten.
Im Rahmen dieser Entwicklung entscheiden sich aber auch zunehmend mehr Menschen für eine vegetarische oder vegane Lebensweise. Und dabei handelt es sich nicht nur um Erwachsene. Denn immer mehr Jugendliche und Kinder entscheiden sich selbst aus ethischen Gründen für eine fleischlose Ernährung. Zunehmend gibt es aber auch Elternhäuser, die eine vegetarische Ernährung für die ganze Familie vorsehen.
Viele Eltern befürchten, dass ihren Kindern durch eine vegetarische Ernährung wichtige Nährstoffe für ein gesundes Wachstum und ihre Entwicklung fehlen. Klar ist: verzichtet man auf Fleisch, verliert man eine wichtige Eiweiß- und Eisenquelle.
Welche Arten von vegetarischer Ernährung gibt es?
Vegetarisch ist nicht gleich vegetarisch. Denn es gibt ganz unterschiedliche Formen der vegetarischen Ernährung.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen:
- Ovo-Laktovegetarier
- Laktovegetarier
- Veganer
Ovo-Laktovegetarier streichen nur Fleisch und Fisch von ihrem Essensplan. Auch Laktovegetarier verzichten auf Fleisch und Fisch und zusätzlich auch auf Eier und alle mit Ei hergestellten Produkte. Milch und Milchprodukte hingegen nehmen beide Gruppen zu sich. Das ist der große Unterschied zu Veganern.
Veganer essen keinerlei Produkte, die von Tieren stammen. Also kein Fleisch und Fisch, keine Eier, keine Milchprodukte und zum Beispiel auch keinen Honig.
Wie können sich Kinder vegetarisch ernähren und trotzdem gesund leben?
Experten sind sich mittlerweile einig, dass eine laktovegetarische oder ovo-laktovegetarische Ernährung für Kinder in Ordnung ist. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) spricht sich deshalb auch uneingeschränkt dafür aus, dass sich Kinder vegetarisch ernähren können. Allerdings nur dann, wenn die Ernährung grundsätzlich sehr vielseitig und ausgewogen ausfällt.
Gerade Kinder und Jugendliche haben einen großen Bedarf an bestimmten Nährstoffen wie Eisen, Kalzium und Vitamin C. Gefürchtet ist vor allem der Eiweiß- und Eisenmangel, der durch den Verzicht von Fleisch und Fisch entstehen kann. Dem Eiweißmangel kann man recht einfach mit Milchprodukten entgegenwirken. Vor allem Quark ist ein super Eiweißlieferant.
Außer Milchprodukte gibt es noch andere Lebensmittel, die viel Eiweiß enthalten. Super Eiweißlieferanten sind zum Beispiel Hülsenfrüchte, wie Linsen, Erbsen und Bohnen sowie Tofu, Nüsse und Kerne.
Neben Eiweiß benötigen Kinder zudem Eisen und Zink, um sich entwickeln zu können. Hafer und Hirse in Form von Müsli sichern die Eisenzufuhr. Eisenreiches Gemüse wie Spinat, Fenchel oder Zucchini helfen zusätzlich den Eisenspeicher aufzufüllen.
Wichtig zu wissen: Pflanzliches Eisen aus Getreideprodukten verwertet der Körper am besten in Kombination mit Vitamin C. Deshalb sollte man eisenreiche Lebensmittel immer mit Vitamin-C-Lieferanten kombinieren. Vitamin-C haltige Lebensmittel sind zum Beispiel Brokkoli, Äpfel, Paprika oder auch Orangensaft. Gute Kombinationen sind zum Beispiel Müsli mit Äpfeln, ein Brötchen mit Quark und Sprossen oder Couscous mit Gemüse.
Kinder vegan ernähren – was spricht dagegen?
Im Gegensatz zur vegetarischen Ernährung empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung ganz klar keine vegane Ernährung für Kinder und Jugendliche. In einer Presseinformation zum Thema „Kinder vegetarisch ernähren – ja oder nein?“, sagt die DGE folgendes:
Je mehr die Lebensmittelauswahl eingeschränkt wird und je weniger abwechslungsreich die Ernährung ist, desto größer ist die Gefahr eines Nährstoffmangels. Für vegan ernährte Säuglinge und Kinder kann es zu einer unzureichenden Zufuhr mit Energie, Protein, Eisen, Calcium, Jod, Zink, Vitamin B2, Vitamin B12 und Vitamin D kommen und die Zufuhr langkettiger Omega 3 Fettsäuren kann ebenfalls zu gering sein.“
Deutsche Gesellschaft für Ernährung
Durch das starke Wachstum und den geringen Nährstoffspeicher bei Kindern könne das Risiko für die Entwicklung von Nährstoffmangelzuständen steigen, so die DGE weiter. Auch viele Kinderärzte raten tatsächlich von einer veganen Ernährung ab.
Wenn sich Kinder oder Eltern dennoch für eine vegane Ernährung entscheiden, sollte man das immer in enger Absprache mit dem Kinderarzt tun. Außerdem ist es wichtig sich genau in das Thema einzulesen und sich Wissen über die Lebensmittelauswahl und die richtige Zubereitung anzueignen. Denn nur so kann eine Mangelernährung vermieden werden.
Fazit:
Kinder vegetarisch zu ernähren ist unter gewissen Voraussetzungen absolut unbedenklich. Wer sich für eine fleischlose Ernährung entscheidet, muss ausgewogen und vielseitig essen. Nur so ist garantiert, dass es keine Mangelerscheinungen gibt. Für die Entwicklung und das Wachstum der Kinder sind einige Nährstoffe lebenswichtig.
Wenn Kinder sich von sich aus vegetarisch ernähren wollen, ist es sinnvoll, sich als Familie zusammenzusetzen und sich gemeinsam Wissen über die einzelnen Lebensmittel und Nährstofflieferanten anzulesen.
Eisenlieferanten
Weizenkleie, Kürbiskerne, Sesam, Hülsenfrüchte (Linsen, Mungobohnen, Weiße Bohnen, Erbsen)
Leinsamen
Pseudogetreide wie Quinoa oder Amaranth
Nüsse (Pistazien, Mandeln, Haselnüsse…)
Hühnereigelb
Pfifferlinge
Körner
Grünes Gemüse wie: Mangold, Fenchel, Grünkohl, Kräuter, Spinat und Brokkoli
Eiweiß-Lieferanten Milchprodukte/Soja
Hülsenfrüchte, Kerne, Nüsse Tofu, Eier, Brokkoli, Quinoa, Hafer, Chia-Samen
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