Welche Versicherung ist für euer Kind sinnvoll, welche ist überflüssig? Wir alle möchten unsere Kinder schützen und so gut es geht vor Gefahren bewahren. Versicherungen gibt es viele und für alles. Doch wie sichern wir unsere Kinder wirklich am besten ab? Was ist wirklich sinnvoll? Wir lichten für euch den Versicherungsdschungel.
Versicherungen der Eltern
Bevor ihr darüber nachdenkt, ob ihr eine Zahnzusatzversicherung für euer Kind abschließt, schaut erst einmal bei euch selbst nach. Welche Versicherungen habt ihr?
Nehmen wir ein Szenario, das wir gerne verdrängen, aber passieren kann: Ein Elternteil wird Invalide oder verstirbt oder beide Elternteile versterben unerwartet. Dann fehlt plötzlich die finanzielle Unterstützung oder euer Kind wird über viele Jahre zur Kasse gebeten: Das Auto ist noch nicht abbezahlt und auf dem Haus ist auch noch ein dicker Kredit.
Durch beispielsweise eine Berufsunfähigkeits- oder Lebensversicherung, die ihr abschließt, schützt ihr euer Kind.
Lebensversicherung
Eine Risikolebensversicherung greift, wenn der/die Versicherte verstirbt. Das ist vor allem hilfreich, wenn es sich um den/die Hauptverdienende:n handelt. Eine Auszahlung findet hier nur im Todesfall statt. Es lässt sich allerdings oft auch der Punkt der dauerhaften Invalidität ergänzen. In der Regel wird zu einer Versicherungssumme von 200.000 bis 250.000 Euro geraten, so sind die Kinder für eine gewisse Zeit finanziell abgesichert.
Die Kapitallebensversicherung ist eine Kombination aus einer Risikolebensversicherung und einer Sparanlage. Diese wird zu einem festgelegten Zeitpunkt nach Ende der Laufzeit zuzüglich der Zinsen ausgezahlt. Die Beträge sind allerdings oft sehr gering. Mit heutigen Möglichkeiten lässt sich euer Geld auf lange Sicht sicher gewinnbringender anlegen. Macht euch schlau, wie ihr für euer Kind sinnvoller das Geld anlegen könnt.
Berufsunfähigkeitsversicherung
Auch mit einer Berufsunfallsversicherung schützt ihr euer Kind vor Armut und sozialem Abstieg. Kann ein Elternteil durch einen Unfall körperliche oder psychische Erkrankungen nicht mehr arbeiten, kann es für viele Familien sehr schwierig werden. Wird ein Elternteil ein Pflegefall muss sowohl das Kind als auch der/die Ehepartner:in sogenannten Pflegeunterhalt zahlen. Um all dies zu verhindern, empfiehlt sich eine solche Versicherung. Wenn ihr beispielsweise aus gesundheitlichen Gründen langfristig nicht mehr arbeiten könnt, wird euch eine monatliche Rente gezahlt. Die Verbraucherzentrale rät allen Arbeitnehmenden, die ausschließlich von ihrem Gehalt leben, zu einer Berufsunfähigkeitsversicherung.
Die Versicherungssumme sollte ca. 80 Prozent eures Nettogehalts abdecken. Da kann der Beitrag durchaus hoch ausfallen. Vorab gibt es übrigens eine Gesundheitsprüfung. Hier könnt ihr eine anonyme Risikovoranfrage durch einen unabhängigen Dienstleister durchführen lassen, um sicherzugehen, dass die Versicherung in einem Ernstfall auch wirklich zahlt.
Private Haftpflichtversicherung
Diese private Haftpflichtversicherung ist in Deutschland keine Pflichtversicherung. Gesetzlich geregelt ist jedoch, dass ihr für den Schaden aufkommen müsst, den ihr oder euer Kind einem anderen zufügt. Kurz gesagt: Diese Versicherung ist ein absolutes Muss. Mit einer Familienhaftpflichtversicherung sind auch eure Kinder so lange abgesichert, bis sie ihre erste Ausbildung abgeschlossen haben.
Übrigens gelten Kinder bis zu ihrem siebten Lebensjahr in Deutschland als deliktunfähig. Das heißt: Sie sind noch nicht haftbar. Für den Straßenverkehr gilt dies sogar bis zum zehnten Lebensjahr. Ihr haftet dann also ebenfalls nicht. Ruiniert euer Kind allerdings den teuren Teppich bei guten Freunden, möchtet ihr das gute Stück aber sicherlich trotzdem ersetzen. Achtet darauf, dass eure Versicherung auch bei Schäden durch deliktunfähige Kinder zahlt.
Hausratsversicherung
Eine Wohnung / ein Haus ist voll mit wertvollen Gegenständen: Fernseher, Computer, Musikinstrumente, insgesamt kommt da oft ein beachtlicher Wert zusammen. Eine Hausratversicherung sichert euch all diese Habseligkeiten ab. Einige nehmen unter gewissen Umständen sogar Fahrräder mit dazu. Und wozu das Ganze? Ganz einfach: ein Feuer, Einbrecher, Sturm, Hochwasser etc. und schon kann alles weg sein. Eine Hausratversicherung gilt für alle Familienmitglieder, die im gleichen Haus / in der gleichen Wohnung wohnen. Es ist also ausreichend, wenn nur einer von euch Versicherungsnehmer:in ist. Die Kosten einer solchen Versicherung richten sich nach Wohnfläche, Lage, Höhe der Selbstbeteiligung, der Vertragslaufzeit und eben einen möglichen Zusatzschutz für z. B. Fahrräder oder Glas.
Den Hausrat zu schützen macht Sinn und wenn man die Versicherung nie in Anspruch nehmen muss: Umso besser!
Zusätzliche Versicherungen für Kinder
Ausbildungsversicherungen/Aussteuerversicherung
Hier handelt es sich in der Regel um Kapitallebensversicherungen, die zu einem festen Termin ausgezahlt werden. Gerne wählt man dazu den 18. Geburtstag des Kindes. Wirklich lohnenswert ist diese Geldanlage heute allerdings nicht mehr.
Private Kinderunfallversicherung
Eine Behandlung nach einem Unfall übernimmt in der Regel eure Krankenversicherung, über die euer Kind mitversichert ist. Ihr könnt zusätzlich eine private Unfallversicherung abschließen. Diese deckt dann den Weg zur oder von der Kita/Schule und Unfälle dort vor Ort ab. Passiert etwas in der Freizeit, ist dies nicht mit abgesichert. Bleibende Schäden nach Unfällen sind zum Glück sehr selten.
Kinderinvaliditätsversicherung
Viel umfänglicher ist da die Kinderinvaliditätsversicherung. Diese greift dann, wenn euer Kind durch einen Unfall oder eine Erkrankung schwerbehindert werden sollte. Je nach Tarif erhält euer Kind im Fall der Fälle eine hohe Einmalzahlung, eine monatliche Rente oder beides. Muss ein Haus oder eine Wohnung behindertengerecht eingerichtet werden, ist eine einmalige hohe Summe sicher sehr hilfreich. Eine monatliche Zahlung kann auf Dauer von Nutzen sein. Stiftung Warentest hat einmal genauer auf die verschiedenen Angebote geschaut.
Rentenversicherung
Rentenversicherung für Kinder, wie bitte? Ja, es gibt sie. Mit einer wahnsinnigen Laufzeit von 60 Jahren. Da selbst wir älteren Semester noch nicht einmal sicher sein können, ob und wie viel Rente wir später bekommen werden, sagen wir hier ganz klar: Das ist Blödsinn!
Zahnzusatzversicherung
Eine Zahnzusatzversicherung für Kinder solltet ihr frühzeitig abschließen und in manchen Fällen macht sie absolut Sinn. Stellt der Zahnarzt/die Zahnärztin bei euerem Kind eine Fehlstellung der Zähne fest oder es gab vielleicht schon einen Unfall, der die Zähne in Mitleidenschaft gezogen hat, ist es in der Regel zu spät.
Muss euer Kind irgendwann eine Zahnspange bekommen, kann das richtig teuer werden. Natürlich hängt es vom Grad der Fehlstellung ab, kann aber mehrere tausend Euro kosten, wenn ihr Pech habt. Hier lohnt sich eine Zahnzusatzversicherung dann ungemein. Wichtig ist hier: Ihr müsst den Vertrag abschließen, bevor der Arzt/die Ärztin zu einer Spange rät. Achtet beim Abschluss einer Versicherung darauf, dass alle „kieferorthopädischen Indikationsgruppen“ abgedeckt werden.
Alles in allem gilt zu beachten: Ihr seid nicht verpflichtet eine Versicherung ein Leben lang zu halten.