Wandern mit Kindern ist bei vielen Familien sehr beliebt. Am Wochenende oder im Urlaub möchten alle raus in die Natur. Für Kinder ist Urlaub in den Bergen oder ein Ausflug in den nächsten Wald oder Park immer ein Erlebnis. Doch wenn es ans Wandern geht, verlässt so manchen Sprössling die Lust. Mit etwas Planung macht Wandern mit Kindern aber trotzdem richtig Spaß.
Wandern mit Kindern bringt Spaß und Erholung
Manchmal stapfen die Kleinen ohne Murren jeden Berg hinauf und ein anderes Mal haben sie schon nach zehn Metern den fünften Wutanfall. Trotzdem kann ich aus meiner Erfahrung sagen, dass Wandern mit Kindern richtig Spaß macht, vor allem wenn man ein paar wenige Tipps beherzigt.
Für mich als Mutter sind die Berge ein Ort der Entspannung – sowohl im Sommer als auch im Winter. Beim Wandern kann man einfach mal abschalten und den Gedanken freien Lauf lassen. Das Loslassen tut zwischen Windelwechseln, Haushalt, Arbeit und was sonst eben noch so alles anfällt, richtig gut.
Tipps zum Wandern mit Kindern
Schon als unsere erste Tochter noch ein Baby war, ging es für uns in die Berge. Und natürlich haben wir uns gefragt: Wie kann das Wandern mit Baby und Kleinkind funktionieren? Hier meine persönlichen Tipps für einen gelungen Wandertrip mit Baby oder Kleinkind:
Mit einfachen Wanderungen starten
Für die ersten Touren sollte man sich keine allzu langen und vor allem schwierigen Wanderungen vornehmen. Probiert erst einmal aus, wie es eurem Kind gefällt durch die Berge getragen zu werden bzw. wie es für euch ist mit Trage oder Kraxe unterwegs zu sein.
Nichts bringt euch mehr in Stress, als ein weinendes Kind auf dem Rücken. Vor allem mit dem Wissen, dass ihr erst in ein oder zwei Stunden an eurem Ziel ankommen werdet.
Planung ist alles beim Wandern mit Kindern
Nehmt euch eine Karte, schaut euch den Wanderweg genau an und findet raus wie seine Beschaffenheit ist. Schaut nach, wie weit es zur nächsten Gaststätten ist und klärt im Vorfeld, ob sie am Tag eurer Wanderung wirklich offen hat.
Regelmäßige Pausen sind nicht nur für die Kinder wichtig, sondern tragen auch zu eurer Entspannung bei. Markiert am besten Punkte auf einer Karte, an denen ihr pausieren wollt. Das können auch nur kleine Trinkpausen oder Zeit für ein Müsliriegel/Obst sein. Perfekt sind natürlich Aussichtspunkte mit einem tollen Blick oder andere Highlights, die euren Weg kreuzen.
Was muss in den Wanderrucksack
Im Rucksack sollte zuallererst genug Verpflegung für euch und euer Kind sein. Vor allem Wasser solltet ihr ausreichend dabei haben. Sonnencreme, Mückenschutz, Sonnenbrillen sowie Mützen sollten ebenfalls nicht fehlen.
Ein Handy mit vollem Akku und eine aktuelle Wanderkarte sind ein Muss bei jeder Wanderung. Auch ein kleines Erste-Hilfe-Set kann nicht schaden. Manchmal kann ein lustiges Pflaster auf einer kleinen Schürfwunde wahre Wunder wirken.
Die optimale Dauer für das Wandern mit Kindern
Natürlich ist das von Familie zu Familie unterschiedlich. Das hängt immer von Ausdauer, Kraft und körperlicher Konstitution ab. Als groben Anhaltspunkt kann man sagen, dass eine Wanderdauer zwischen zwei und drei Stunden familientauglich ist.
Plant auf jeden Fall mindestens eine lange Pause ein und bleibt entspannt, wenn das Kind immer wieder aus der Kraxe oder Trage möchte.
Gondel, Sessellift & Co.
Wenn ihr euch beim Wandern mit Kindern für einen Höhenwanderweg entschieden habt, gibt es die Möglichkeit mit Gondel oder Sessellift auf den Gipfel zu fahren. Gondel mit Kleinkind ist gar kein Problem, da man meistens gemütlich auf Bänken sitzen kann und sich die Türen schließen.
Bei der Fahrt mit dem Sessellift sollte man sich gut überlegen, ob man sich das zutraut oder eher Angst davor hat. Das Kind muss hier neben euch sitzen und sitzt nicht wirklich fest. D.h. es muss quasi die ganze Fahrt festgehalten werden.
Habt ihr nur den geringsten Zweifel, verzichtet lieber auf die Sesselbahn. Die Unsicherheit und Angst lösen sonst nur unnötigen Stress aus und nehmen euch den Spaß an der Tour.
Die Wahl der Tragehilfe
Nehmt ihr das Tuch, die Trage oder doch die Kraxe mit? Macht zu Hause einen Probelauf und stellt, die Tragehilfe optimal auf euren Körper ein. Am besten ihr legt vorher fest, wer von euch die Tragehilfe zuerst trägt.
Sicherlich ist die Wahl der richtigen Kraxe ausschlaggebend für eine gelungene Wanderung mit Kleinkind. Sowohl für die Eltern als auch für die Kinder muss eine Kraxe bequem sein.
Wandern mit Kindern: Die richtige Tragehilfe
Ab wann kann ich eine Kraxe verwenden?
Das kann man so pauschal gar nicht sagen. Wichtiger als das Alter, die Größe oder das Gewicht des Kindes, ist die körperliche Entwicklung. Erst wenn das Kind frei sitzen und seinen Kopf voll kontrollieren kann, eignen sich Rückentragen (Kraxen).
Denn im Vergleich zu einer Babytrage oder einem Tuch übertragen sich die Erschütterungen in der Rückentrage stärker auf das Kind. Die meisten Hersteller geben zur Orientierung aber auch Gewichts-und Altersgrenzen an.
Welche Eigenschaften der Kraxe sind für Eltern wichtig?
Wir Eltern tragen unser Kleines beim Wandern mit Kindern fast die ganze Zeit. Da kommen schnell mal zehn bis 15 oder mehr Kilo zusammen. Deshalb muss sich die Trage optimal an den eigenen Körper anpassen lassen und ein gutes Tragesystem haben. Denn nur mit einem guten Tragekomfort kann man weitere Strecken mit dem Kind auf dem Rücken meistern.
Eine Kraxe sollte daher wie ein guter Wanderrucksack folgende Kriterien erfüllen:
- gepolsterte Hüft- und Schultergurte
- gepolsterte Rückenplatte
- Brustgurt und Lageverstellriemen
- verstellbare Rückenlänge
- stabiler Standfuß
Wichtig zu wissen: Das zu tragende Gewicht sollte auf dem Becken und nicht auf den Schultern liegen. Damit genau das gelingt, muss man die Kraxe nach einem bestimmten Schema aufsetzen:
Erst stellt ihr die Schulterriemen ganz weit, dann schließt ihr den Hüftgurt und zieht ihn ganz fest an. Danach strafft ihr wieder die Schulterriemen. Jetzt werdet ihr merken, dass das Gewicht auf der Hüfte und nicht auf den Schultern liegt. Sonst geht die ganze Belastung auf Schultern und Nacken und man liegt abends mit Rückenschmerzen im Bett oder braucht eine gute Massage.
Eine verstellbare Rückenlänge ist extrem wichtig, weil sich Eltern gerne mal mit dem Tragen abwechseln. Sie muss immer auf den jeweiligen Träger eingestellt sein, damit sich das Gewicht optimal verteilt. Die Rückenlänge ist der Abstand zwischen dem seitlich höchsten Punkt des Beckens und dem siebten Halswirbel. Das ist der Wirbel, der deutlich hervorsteht, wenn man auf den Boden schaut.
Mein Tipp: Probiert im Fachgeschäft verschiedene Modelle aus. Ihr werdet schnell merken, mit welchem Modell ihr euch wohl fühlt.
Welche Eigenschaften der Kraxe sind für das Kind wichtig?
Natürlich muss das Kind in der Kraxe auch bequem sitzen. Schließlich sitzen die Kleinen auf Wanderungen schnell mal zwischen zwei und vier Stunden in der Kindertrage. Achtet beim Kauf auf folgende Ausstattung:
- gepolsterte und leicht verstellbare Gurte
- höhenverstellbarer Kindersitz
- Fußschlaufen
- Polsterung für das Kinn vorne und hoher Rand auf der Seite
- Sonnen- und Regenschutz
Die meisten Kindertragen haben Vierpunktgurte ähnlich wie im Kinderwagen oder Autositz. Optimal sitzt das Kind in der Trage, wenn das Kinn auf der oberen Hälfte des Kinnpolsters liegt. So kann es seinen Kopf bequem nach vorn auf das Kinnpolster ablegen, wenn es einschläft. Aus diesem Grund ist eine verstellbare Sitzhöhe so wichtig.
Die seitlichen Ränder verhindern, dass der Kopf seitlich abknickt und das schlafende Kind aufwacht.
Damit das Kind nicht in der prallen Sonne sitzt, ist ein Sonnenschutz unbedingt nötig. Genauso wie eine Regenhaube, wenn ein plötzlicher Schauer kommt.
Wandern mit etwas älteren Kindern
Als unsere Kinder noch klein waren, war es kein Problem sie zu schultern und auf den nächsten Gipfel zu tragen. Anders sieht es jetzt aus. Unsere Große ist mittlerweile fünf Jahre alt und einfach zu schwer, als dass man sie längere Strecken tragen könnte. Was ist also die Alternative? Tatsächlich bleibt Eltern nichts anderes übrig, als die Touren auf die Bedürfnisse und die Leistungsfähigkeit der Kinder anzupassen.
Das heißt: Der Radius der Wanderungen nimmt erst einmal deutlich ab. Mit Pausen und spannenden Zielen schafft es die Große etwa acht bis neun Kilometer weit – das aber auch nicht jeden Tag.
Am schwierigsten ist es tatsächlich die Kinder zum Wandern zu motivieren. Hier ein paar Motivations-Tipps wie das Wandern mit Kindern trotzdem wieder zum lustigen Abenteuer wird:
Themenwanderwege
Nicht umsonst hat nahezu jedes Wandergebiet spezielle Themenwanderwege für Kinder. Tierspuren entdecken, Rätsel lösen, Stationen an denen man selbst aktiv werden kann: All das lieben Kinder und lässt sie ganz von alleine laufen.
Ein lohnendes Ziel
Was für uns Eltern das kühle Getränk auf der Hütte am Ende der Wanderung ist, kann für Kinder ein Spielplatz, ein Badesee, ein Kaiserschmarren oder Eis sein. Mit einem lohnenden Ziel vor Augen läuft es sich auf jeden Fall erst einmal viel leichter.
Besondere Wege
Nicht zu unterschätzen ist die Wegbeschaffenheit auf der Wanderung an sich. Alle Kinder lieben es im Wald über Wurzeln und Steine zu klettern und sich selbst ihren Weg durchs Dickicht zu bahnen. Ein weiteres Highlight können tolle Bergwiesen sein über die sie tollen oder einfach runterrollen.
Wandern mit Kindern lohnt sich immer
Egal, ob es letztendlich anstrengend ist oder viel gutes Zureden benötigt: Am Ende sind alle glücklich, wenn man einen ausgefüllten Tag mit vielen Abenteuern, spannenden Eindrücke und vor allem viel frischer Luft hinter sich hat. Streit und schlechte Laune sind bei einer deftigen Brotzeit und dem herrlichen Sonnenuntergang in den Bergen längst vergessen.
Wir wünschen euch ganz viel Spaß beim Touren planen und Wandern mit euren Kindern!
Bilder: Shutterstock und Unsplash