Eine Geburt ist faszinierend, immer wieder ein Wunder, nie gleich. Jeder Geburtsvorgang hat sein eigenes Tempo, verläuft ein bisschen anders. Und doch ist ein Kind zu bekommen, das Natürlichste auf der Welt. Im Großen und Ganzen gibt es vier Phasen der Geburt, an denen ihr euch orientieren könnt, diese fallen allerdings von Frau zu Frau unterschiedlich lang aus. Wir geben euch hier einen kleinen Einblick.
Die vier Geburtsphasen werden von Wehen begleitet, die sich in Art und Intensität unterscheiden. Drei bis fünf Wochen vor der Geburt bemerken viele Schwangere ein leichtes Ziehen im Rücken und/oder Unterleib – die sogenannten Senkwehen. Sie sind ein klarer Hinweis dafür, dass ihr euch im Endspurt der Schwangerschaft befindet. Das lange Warten ist bald endlich vorbei. Die Senkwehen sorgen dafür, dass das Baby weiter in das Becken absinkt. Es hat jetzt die Position, die es für die Geburt braucht.
Die Latenz- und Eröffnungsphase
Die meisten Geburten dauern circa vier bis 18 Stunden. Den Anfang bezeichnet man als Latenz- und Eröffnungsphase. In der Latenzphase wird das Gewebe der Schwangeren geschmeidiger und der Gebärmutterhals verkürzt sich. Dabei setzen erste Wehen ein, verschwinden aber auch wieder vollständig. Sie bereiten den Körper auf den bevorstehenden Geburtsvorgang vor und öffnen den Muttermund vielleicht auch schon auf ein paar Zentimeter. Diese Phase kann eine sehr kurze sein, zieht sich aber auch manchmal über eine Weile. Bei Erstgebärenden kann es durchaus mal 13 Stunden dauern. Bei Müttern, die bereits ein Kind geboren haben, geht es oftmals schneller.
Werden die Wehen regelmäßig und anhaltend, handelt es sich sehr wahrscheinlich um die Eröffnungswehen. Diese treten in der Regel in einem Abstand von fünf bis 30 Minuten auf. Die Eröffnungsphase ist eingeläutet, die längste Etappe der Geburt. Kommen die Wehen jetzt in einem Abstand von fünf bis 10 Minuten, könnt ihr euch mit der, bereits gepackten Kliniktasche, auf den Weg ins Krankenhaus machen.
In der Klinik wird erstmal ein CTG geschrieben. Damit wird der Herzschlag des Babys untersucht und geschaut, ob alles in Ordnung ist. Danach prüft die Hebamme ob und wie weit sich der Muttermund bereits geöffnet hat. So kann abgeschätzt werden, wann es losgehen könnte. Während der Eröffnungsphase kommt es nicht selten zu einem Blasensprung. Dabei reist die Fruchtblase und Fruchtwasser tritt aus. Sollte dann nichts mehr passieren, wird in der Regel nach 24 Stunden die Geburt eingeleitet.
Oft fragen werdende Mütter, wie sich Wehen oder Eröffnungswehen anfühlen. Das ist schwer zu sagen. Es kann so unterschiedlich empfunden werden. Einige Schwangere spüren eher ein Ziehen in der Leistengegend, wieder andere im Rücken. Die einen bemerken sie kaum, die anderen empfinden sie als sehr schmerzhaft und unangenehm.
Die Übergangsphase
Es folgt die Übergangsphase – der Übergang zur Austreibung. Er ist kurz, aber intensiv. In dieser Phase öffnet sich der Muttermund vollständig. Die Wehen sind sehr schmerzhaft und gehen oft ineinander über. Für die Gebärende ist diese Phase sehr anstrengend und verlangt viel ab. Einige werdende Mütter haben mit Übelkeit oder Schüttelfrost zu kämpfen. Vor allem in dieser Phase brauchen sie Unterstützung und Zuspruch von der Partnerin oder dem Partner. Bevor es dann in den Endspurt geht, setzt zur Erleichterung oft noch eine kurze Wehenpause ein. So können alle noch einmal alle Kräfte mobilisieren.
Die Austreibungsphase
Der Muttermund ist jetzt geöffnet und die Geburt im vollen Gange. Bis sich das Baby durch das Becken geschoben hat, können allerdings noch einmal durchaus ein bis zwei Stunden vergehen. Die Wehen sind jetzt sehr stark und drücken das Kind immer ein Stückchen weiter. Hier entscheidet ihr euch vielleicht für eine angenehmere Position als die Rückenlage. Versucht es im Vierfüßlerstand, stehend oder auf einem Gebärhocker.
Die Presswehen werden von vielen Frauen oft als weniger schmerzhaft empfunden, als die Eröffnungswehen, obwohl sie deutlich stärker und intensiver sind. Doch während der Austreibungsphase schüttet der Körper eine ganze Menge Hormone aus, die wie eine Art Schmerzmittel wirken. Viele Frauen fühlen sich wie in einer Art Rausch.
Das Baby legt die Beine und Arme an den Körper und macht sich bereit. Die Wehen pressen erst das Köpfchen heraus, dann die Schultern. Der Rest der Körper rutscht dann quasi hinterher. Mit einem kräftigen Schrei begrüßt dein Baby die Welt. Herzlichen Glückwunsch, ihr habt es geschafft.
Die Nachgeburtsphase
Euer Baby ist da, die Nabelschnur ist durchtrennt und nun liegt es auf der Brust der Mutter. Was für ein wahnsinniges Gefühl!
Euer Baby beginnt nach der Brust zu suchen. Die frischgebackene Mutter bekommt jetzt Unterstützung beim ersten Anlegen, damit euer Baby die Vormilch, das wertvolle Kolostrum trinken kann.
Während sich das Neugeborene von den Strapazen bereits erholen kann, ist es für die Mutter noch nicht ganz vorbei. Mit ein paar weiteren, im Vergleich aber harmlosen Wehen, wird die Nachgeburt ausgetrieben. Dies ist die Plazenta. Sie hat euer Baby die letzten neun Monate über die Blutgefäße mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt und hat sich nun von der Gebärmutterwand gelöst. Um die Plazenta oder auch den Mutterkuchen ranken sich allerlei Bräuche. In einigen Kulturen wird sie später vergraben oder verbrannt. Also wundert euch nicht, wenn ihr gefragt werdet, ob ihr sie behalten wollt.
Nun kontrollieren Hebamme und Ärztin oder Arzt, ob die Plazenta sich vollständig abgelöst hat. Außerdem wird nach Geburtsverletzungen geschaut. Oft kommt es während der Geburt und die weite Dehnung der Scheide, zu einem Dammriss, der dann unter örtlicher Betäubung genäht und versorgt wird.
Währenddessen findet für euer Baby die erste Untersuchung (U1) statt. Danach werdet ihr in euer Zimmer gebracht und bleibt noch zur Beobachtung da. In einem Geburtshaus bleibt ihr in der Regel noch vier Stunden zur Überwachung. Dann könnt ihr endlich euer neues Familienglück in vollen Zügen genießen.