Die Ärztin spricht aus, was keine Schwangere hören will: Das Kind im Bauch lebt nicht mehr. Eine sogenannte verhaltene Fehlgeburt, auch Missed Abortion genannt, trifft Frauen oft völlig unvorbereitet. Denn es gab keine Blutungen, keine Schmerzen, die darauf hindeuteten, dass mit dem Kind etwas nicht in Ordnung sein könnte. Meist erfahren sie erst bei einer normalen Ultraschalluntersuchung, dass keine Herztöne mehr vorhanden sind. Was ist da eigentlich passiert und wie geht es nach der Diagnose weiter?
Was ist eine Missed Abortion?
Eine Missed Abortion ist eine Form der Fehlgeburt, bei der der Embryo oder Fötus im Mutterleib stirbt, ohne dass die Schwangere etwas davon spürt. Die typische Anzeichen einer Fehlgeburt wie Blutungen, Schmerzen oder Krämpfe bleiben aus. Das Kind hat aufgehört zu leben, wird aber zunächst nicht vom Körper abgestoßen. Manchmal bleibt der Verlust tage- oder sogar wochenlang unbemerkt.
Wie erkennt man eine Missed Abortion?
In den meisten Fällen wird eine verhaltene Fehlgeburt erst von der Ärztin oder vom Arzt bei einer Ultraschalluntersuchung entdeckt. Sie finden keine kindliche Herzaktion mehr. Je nachdem, wie lange die Fehlgeburt unentdeckt geblieben ist, entspricht auch die Größe des Kindes nicht dem Entwicklungsstand der jeweiligen Schwangerschaftswoche. Die Schwangere wird von dieser Nachricht oft völlig überrascht. Allerdings haben Schwangerschaftsanzeichen wie Übelkeit oder ein Ziehen in der Brust in der Regel bereits nachgelassen, da mit dem Tod des Kindes auch der Wert des Schwangerschaftshormons hCG sinkt.
Wann kommt es zu einer Missed Abortion?
Wie andere Fehlgeburten auch, tritt eine Missed Abortion vor allem in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen auf. Fehlgeburten kommen häufiger vor als man denkt, denn das Thema wird immer noch tabuisiert und oft verschwiegen. Statistisch gesehen nimmt das Risiko, eine Fehlgeburt zu erleiden, mit jeder Schwangerschaftswoche ab. Liegt es bis zur siebten Woche noch bei zehn bis fünfzehn Prozent, sind es ab der zwölften Woche weniger als drei Prozent.
Die Ursache für eine Fehlgeburt ist in den meisten Fällen ein genetischer Defekt. Der Körper erkennt, dass das Kind im Bauch nicht lebensfähig wäre und trennt sich davon. Weitere Ursachen können Infektionen, Stress, Fehlbildungen der Gebärmutter oder hormonelle Störungen sein. Auch Einflussfaktoren wie Rauchen, Alkohol oder das Alter der Mutter können eine Rolle spielen.
Oft verläuft eine weitere Schwangerschaft nach einer Fehlgeburt völlig normal und problemlos. Erst nach zwei oder drei Fehlgeburten sollte ärztlich abgeklärt werden, wo mögliche Probleme liegen könnten.
Was passiert nach der Diagnose? – drei Behandlungswege
Hat die behandelnde Ärztin eine verhaltene Fehlgeburt festgestellt, gibt es drei verschiedene Behandlungswege, die wir an dieser Stelle kurz skizzieren wollen. Am besten man bespricht sich mit seiner Gynäkologin oder einer Hebamme.
1. Abwarten und Beobachten
Die Frau kann auf einen natürlichen Abgang warten. Dieser Weg kann Tage oder Wochen dauern. Der Körper bekommt die Chance, sich in seinem eigenen Tempo von dem toten Embryo oder Fötus zu trennen. Auch für die Frau kann es eine bewusste Phase des Abschiednehmens sein, um den Verlust des Kindes zu verarbeiten. Wenn sich der Prozess hinzieht, ist es jedoch wichtig, den körperlichen Zustand regelmäßig von einer Ärztin oder einem Arzt kontrollieren zu lassen. Denn es kann zu einer Infektion kommen.
Wenn sich das Schwangerschaftsgewebe schließlich löst, können starke Blutungen und wehenartige Schmerzen auftreten. Die Einnahme von Paracetamol oder Ibuprofen kann die Schmerzen etwas lindern.
2. Medikamentöser Abbruch
Viele Frauen wollen nach einer Missed Abortion die Schwangerschaft schnell beenden. Weil sie das schmerzhafte Kapitel hinter sich lassen wollen oder auch weil sie auf eine baldige erneute Schwangerschaft hoffen.
Beim medikamentösen Abbruch erhält die Frau weheneinleitende Medikamente. Diese können auch zu Hause ohne ärztliche Aufsicht eingenommen werden. In der Regel wird Misoprostol verwendet. Meist wirkt das Medikament innerhalb weniger Stunden. Einige Tage später wird ein Ultraschall gemacht. Falls noch Gewebe zurückgeblieben ist, kann die Anwendung wiederholt werden. Führt auch das nicht zum Erfolg, muss eine Ausschabung erfolgen.
3. Ausschabung
Die offizielle Bezeichnung für eine Ausschabung lautet Abrasio oder Kürettage. In einer kleinen Operation unter Vollnarkose wird der Gebärmutterhals gedehnt, um die Reste der Schwangerschaft zu entfernen. Meist findet der Eingriff ambulant statt und man kann nach einigen Stunden wieder nach Hause gehen. Komplikationen sind selten.
Umgang mit der Trauer
Der Verlust einer Schwangerschaft, und sei es auch in einem frühen Stadium, ist eine emotionale Belastung für die Frau, aber auch für ihren Partner und ihre Familie. In vielen Fällen wurden bereits Pläne geschmiedet, der Fokus war ganz auf den kleinen Menschen im Bauch gerichtet, der Körper hatte sich bereits auf die Schwangerschaft eingestellt. Und plötzlich, ohne Vorwarnung, ist alles anders gekommen. In dem Forum fehlgeburt.info kann man sich mit anderen Betroffenen austauschen. In diesem Artikel haben wir einige weitere Hilfsangebote zusammengestellt.
Mehr Schutz für Frauen nach einer Fehlgeburt
Verliert eine Frau ihr Kind vor der 24. Schwangerschaftswoche steht ihr kein Mutterschutz zu. Manche bekommen nicht einmal eine Krankschreibung von ihrer Ärztin oder nur nach Drängen und Bitten. Und das in einer emotionalen Ausnahmesituation. Der Verein für Feministische Innenpolitik hat eine Petition gestartet, in der er sich für einen gestaffelten Mutterschutz einsetzt. Dieser soll Frauen nach einer Fehlgeburt Zeit einräumen, das Geschehene zu verarbeiten. Auch dann, wenn die Fehlgeburt in einem frühen Stadium erfolgte. Der gestaffelte Mutterschutz soll sich am Fortschritt der Schwangerschaft orientieren, aber für die Frau nicht verpflichtend sein. Das heißt, sie kann selbst entscheiden, ob sie ihn in Anspruch nehmen möchte oder nicht.
Beitragsbild: Kinga Howard/Unsplash