Die Schwangerschaft kann eine wunderbare Erfahrung sein. Kann. Wenn allerdings zu Übelkeit, Blasenschwäche und Schlafmangel auch noch Kopf- oder andere Schmerzen oder Erkrankungen hinzukommen, wird sie leicht zu einer turbulenten Reise.
Und damit ihr entspannt auf diese für mich schönste aller Reisen gehen könnt, habe ich euch Informationen rund um Medikamente in der Schwangerschaft zusammengestellt. Ihr erfahrt, worauf ihr achten müsst bei Pille & Co und wo ihr weitere Informationen zu Medikamenten bekommt.
- Warum es wichtig ist, sich über Medikamente in der Schwangerschaft zu informieren
- Contergan – die zwei Seiten eines Skandals
- Plazentaschranke – was das ist und warum sie das ungeborene Kind nicht immer schützt
- Gründe für Medikamentengabe in der Schwangerschaft
- Medikamente in der Schwangerschaft – macht euch schlau
- Oft eine Frage der persönlichen Entscheidung
- Erlaubte Medikamente in der Schwangerschaft – sind pflanzliche Mittel immer unbedenklich?
- Medikamente in der Stillzeit
- Medikamente in der Schwangerschaft und Stillzeit – wägt gründlich ab
- Glückliche Mutter, glückliches Kind
Warum es wichtig ist, sich über Medikamente in der Schwangerschaft zu informieren
Spätestens seit dem Contergan-Skandal ist klar: Bevor wir während der Schwangerschaft zu Schmerzmitteln greifen oder ein anderes Präparat unüberlegt einnehmen, lohnt ein Gang zum Arzt – und ein Blick ins Netz.
Contergan – die zwei Seiten eines Skandals
Vielleicht hast du schon vom Contergan-Skandal gehört. Anfang der 60-er Jahre kam raus, dass viele Frauen, die das Schmerzmittel Contergan während der Schwangerschaft eingenommen hatten, Kinder ohne Arme und Beine bekamen. So schlimm dieser Skandal war – ihm verdanken wir das Arzneimittelgesetz, das Medikamente viel sicherer gemacht hat.
Plazentaschranke – was das ist und warum sie das ungeborene Kind nicht immer schützt
Als ich erfuhr, dass ich schwanger war, fielen mir sofort die Partynächte ein, die zwischen der Empfängnis und dem Schwangerschaftstest lagen. Die Frauenärztin beruhigte mich: Gerade im ersten Trimester ist das Kind durch die Plazentaschranke weitgehend geschützt. Diese beschreibt die Trennung von mütterlichem und fetalem Blutkreislauf.
Leider gilt das nicht uneingeschränkt für Medikamente. Viele Wirkstoffe passieren die Plazenta ohne Mühe und erreichen auch den Blutkreislauf des Kindes. Deshalb ist Vorsicht geboten. Und das Go eines Arztes oder einer Ärztin für ein Medikament einzuholen.
WICHTIG ZU WISSEN:
Wenn du während der Schwangerschaft Medikamente einnimmst, behandelst du den Embryo, gewollt oder nicht, gleich mit. Wie empfindlich das Kind gegenüber schädlichen Medikamenten ist, hängt von seinem Entwicklungsstadium ab. Während sich die Organe entwickeln, also zwischen der 6. und 12 Schwangerschaftswoche, ist das Baby gegenüber schädlichen Substanzen besonders empfindlich. Gerade in dieser Zeit kommt es oft zu Fehlbildungen. Später nimmt die Empfindlichkeit wieder ab.1
Gründe für Medikamentengabe in der Schwangerschaft
Neben alltäglichen Medikamenten wie Schleimlöser oder Nasenspray in der Schwangerschaft gibt es einige andere Anlässe, weshalb Zäpfchen, Saft & Co. zum Einsatz kommen:
- Ungeplante Krankenhausaufenthalte und Operationen (Narkose etc.)
- Geburtshilfe (Kaiserschnitt, PDA etc.)
- Regelmäßig eingenommene Medikamente (Blutdrucksenker, Psychopharmaka etc.)
- Medikamente bei Komplikationen, die sich aus der Schwangerschaft ergeben (Übelkeit, Zahnprobleme, Rückenschmerzen etc.)
- Infekte
Medikamente in der Schwangerschaft – macht euch schlau
Wenn ihr euch bei einem Medikament unsicher seid, sprecht unbedingt mit der Hausärztin oder dem Gynäkologen. Sie kennen euch und eure Geschichte und haben Zugriff zu allen nötigen Informationen. Dabei ist es wichtig, dass ihr Fragen genau beantwortet. Je detaillierter Medizinerinnen und Mediziner Bescheid wissen, desto besser können sie euch beraten. Denn nicht jedes Medikament ist für jede Schwangere die richtige Wahl. Am Ende ist es eure Aufgabe, mithilfe von Ärztinnen und Ärzten Nutzen und Risiko für euch und das Baby abzuwägen.
Oft eine Frage der persönlichen Entscheidung
Ich selbst habe unter der Geburt ein Antibiotikum bekommen, weil zu viel Zeit seit Blasensprung vergangen war. Es ist bekannt, dass mit jeder Stunde das Infektionsrisiko für das Baby steigt. Also greift medizinisches Personal in solchen Situationen gern mal prophylaktisch zum Antibiotikum. Leider steht das im Verdacht, Kreidezähne, also poröse Zähne, beim Kind zu begünstigen.
Mein Sohn ist mittlerweile acht Jahre alt und er leidet unter Kreidezähnen. Fragst du dich, ob ich mich mit diesem Wissen anders entschieden hätte? Ja, das hätte ich wohl. Wenn es allerdings die Alternative zur Sectio, dem Kaiserschnitt, gewesen wäre, hätte ich das Antibiotikum vorgezogen.
Du siehst – eine Entscheidung für oder gegen ein Medikament unter der Geburt oder während der Schwangerschaft hängt von vielen Faktoren ab.
Erlaubte Medikamente in der Schwangerschaft – sind pflanzliche Mittel immer unbedenklich?
Vielleicht denkt ihr euch, dass ihr mit pflanzlichen Medikamenten auf der sicheren Seite seid. Ihr nutzt Homöopathie, pflanzliche Extrakte und Tinkturen und verlasst euch ganz auf den Beipackzettel. Bedauerlicherweise entgeht vielen, dass pflanzliche Mittel oft mit Alkohol versetzt sind. Regelmäßig angewendet, können solche Präparate sogar zum Fetalen Alkoholsyndrom (FAS) führen. Auch wenn das Risiko gering ist – informiert euch, sprecht mit eurem Heilpraktiker oder eurer Ärztin.
WICHTIG: Auch wenn es nur um ein Nasenspray oder einen Schleimlöser in der Schwangerschaft geht – informiert euch, wie der Wirkstoff heißt und ob er dem Baby schaden könnte.
Medikamente in der Stillzeit
Für Schwangere und stillende Mütter gilt: Aus ethischen Gründen dürfen sie nicht an Medikamenten-Tests teilnehmen. Das ist auch der Grund, weshalb ihr in Beipackzetteln oft lest, dass ein Medikament weder für Schwangere noch Stillende empfohlen wird. Hier geht das Pharma-Unternehmen kein Risiko ein.
Studien legen allerdings nah, dass nur Spuren eines Medikamenten-Wirkstoffs über die Muttermilch beim Kind landen. Dennoch sind Mediziner und Medizinerinnen vorsichtig bei der Gabe von Medikamenten für Stillende von Neugeborenen. Schließlich ist das Organsystem noch nicht ausgereift und kann auch durch geringe Mengen schädlicher Substanzen in Mitleidenschaft gezogen werden.
Auch für Stillende gilt also: Sprecht mit euren Ärztinnen und Ärzten. Mit vielen Substanzen haben die bereits gute Erfahrungen gemacht und wissen, wie sie euch punktgenau helfen können.
Medikamente in der Schwangerschaft und Stillzeit – wägt gründlich ab
Am besten ist es natürlich, wenn ihr auf Medikamente in der Schwangerschaft vollständig verzichtet und sanfte Alternativen wählt. Vielleicht hilft Sport gegen Rückenschmerzen, Schlaf, Akupunktur und frische Luft bei Kopfschmerz. Manchmal ist Ingwertee das Wundermittel gegen Übelkeit. Und Yoga die Zauberformel bei trüben Gedanken.
Gleichzeitig gibt es Situationen, in denen ihr nicht ohne Medikamente auskommt. Sei es bei Bluthochdruck oder einer Schilddrüsen-Unterfunktion. Allerdings kann es sein, dass dein Arzt oder deine Ärztin dir Alternativen für die Zeit der Schwangerschaft vorschlägt. Schmerzpatientinnen bekommen vielleicht ein anderes Präparat. Und wenn eine OP ansteht, wählt der Anästhesist oder die Anästhesistin ein spezielles Narkose-Mittel, das dich und dein Kind so wenig wie möglich belastet.
Glückliche Mutter, glückliches Kind
So wichtig es ist, dein Baby zu schützen – es geht bei der Wahl von Medikamenten in der Schwangerschaft auch um dich und dein Wohlbefinden! Je besser es dir geht, desto besser geht es auch deinem Kind. Mithilfe der Medizinerinnen, Heilpraktiker und deiner Hebamme findest du sicher genau den Weg, der für dich und dein Kind am besten ist.
Quellen:
1) Apotheken.de
https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/pdf/10.1055/s-0032-1330932.pdf